Magnum — wer dabei nicht an ein Eis, sondern an den amerikanischen Ackerbüffel von Case IH denkt, liegt richtig: Wir werfen einen Blick auf die großen MX-Modelle.
Wer träumt nicht davon, eine der Schlepper-Legenden wie einen MB trac, den Fendt 615 LSA oder einen Schlüter in der Scheune stehen zu haben. Heute sind diese Schlepper allerdings für die meisten unerschwinglich, da selbst bei Modellen mit hohen Stundenzahlen teilweise Preise über dem Neupreis gefordert werden. Dabei waren auch diese Schlepper zwischenzeitlich einmal günstig zu haben — hier gilt es,
Klassiker frühzeitig zu erkennen und das eventuelle Preistief am Ende der Hauptnutzung abzupassen. Wir zeigen Ihnen in dieser Serie immer wieder Traktoren, bei denen wir glauben, dass es sich lohnt, sie im Auge zu behalten.
Mit dem vierbalkigen Aufsattelgrubber von Köckerling ist der Case IH MX 240 in seinem Element — röhrend zieht er seine Bahnen. „Auf dem Acker fühlt er sich wohl, für Transportarbeiten nehmen wir lieber andere Schlepper“. Mit diesem Zitat ordnet Hendrik Gaus, der Besitzer des Magnums auf diesen Seiten, den MX deutlich ein: Ein echter Ackerschlepper, der seinen amerikanischen Ursprung nur schwer verbergen kann.
Einer der Hauptgründe ist das Full-Powershiftgetriebe: Die 18 Lastschaltstufen lassen sich nur nacheinander hoch- bzw. herunterschalten — kein Prozedere für zügiges Anfahren an der Ampel. Immerhin erfolgt die Schaltung elektrohydraulisch per Knopfdruck am „Joystick“, der aber ansonsten nur die Funktion des Handgashebels übernimmt. Ein großes Plus gegenüber dem Vorgänger ist das Powershuttle-Wendegetriebe. Automatikfunktionen bietet der Triebsatz jedoch nicht. Kabinenfederung? Ebenso Fehlanzeige.
Druckluftbremse? Für den deutschen Markt nachgerüstet. Trotzdem kann ein Magnum der MX-Baureihe eine spannende Maschine auf der Suche nach einem Klassiker der Zukunft sein! Denn mit der lang gezogenen, gedrungenen Erscheinung unterscheiden sich die großen MX deutlich von ihren Vorgängern der 7000er-Baureihe, die bereits den Kultstatus als Eisenschwein innehaben.
Fünf Modelle präsentierte Case IH 1999 im neuen Look: vom „kleinen“ MX 180 mit 133 kW/181 PS bis zum MX 270 mit 203 kW/276 PS. In Deutschland sind die kleinen MX 180 und MX 200 allerdings kaum zu finden — zu hoch ist das Leistungsgewicht.
Die neue Baureihe zog optisch mit den kleineren MX-Modellen (MX 100 bis MX 170) mit. Die geschwungene Haube liegt flach über dem Cummins-Motor mit ordentlichen 8,3 l Hubraum und entspannter Nenndrehzahl von 2 000 U/min. „Bei der schweren Bodenbearbeitung kann ich durch den großvolumigen Motor mit relativ niedrigen Drehzahlen arbeiten“, erklärt Hubraum-Fan Gaus. „Dann geht auch der Dieselverbrauch vollkommen in Ordnung.“
Bei Gaus ersetzte der Magnum den Case IH 1455 mit über 15 000 Betriebsstunden. „Eigentlich wollte ich einen alten 7000er Magnum, der MX ist aber deutlich komfortabler“, erklärt Hendrik Gaus die Entscheidung. Mit 5 000 Betriebsstunden kam der Magnum 2016 auf den Betrieb mit Ackerbau und Pensionspferdehaltung bei Salzgitter. „Den MX gab es zu einem fairen Kurs und gut gepflegt von einem Lohnunternehmer in Süddeutschland“, kennt Hendrik Gaus die Historie der Maschine.
„Mein Magnum bringt rund 300 PS an der Welle, das gab es mit der Stundenzahl für rund 40 000 Euro sonst nirgendwo.“ Um den Case CVX 1170 auf dem Betrieb zu entlasten, übernimmt der MX knapp 400 Arbeitsstunden pro Jahr, hauptsächlich vor dem Grubber und Pflug, in Einzelfällen auch vor der Säkombination. „Da stört es auch nicht, dass nur eine 1000er Zapfwelle verfügbar ist“, nennt Gaus einen möglichen Nachteil.
Großer Kühler: Der 8,3-l-Cummins-Motor sitzt knapp hinter der Vorderachse.
(Bildquelle: Colsman)
Auf dem Acker fühlt sich der MX 240 besonders wohl.
(Bildquelle: Colsman)
Wespentaille
Um zurück zur modernen Haube zu kommen: Case IH setzte bei den großen MX erstmals auf eine deutliche Wespentaille — für gute Sicht und verbesserte Wendigkeit. Dafür verlagerte Case IH den Motor im Vergleich zum Vorgänger um knapp 0,50 m nach vorn.
Aber auch wenn der Eindruck entsteht, dass der Motor damit über der Vorderachse sitzt — die lange Haube täuscht: Über bzw. vor der Vorderachse ist vor allem das Kühlerpaket untergebracht. Trotzdem hat der MX 240 eine Gewichtsverteilung von 60 % auf der Hinter- und 40 % auf der Vorderachse. „Damit der Schlepper seine Power auf den Boden bringt, ist eine richtige Ballastierung wichtig“, hat der Ackerbauer festgestellt. „Wir nutzen neben einem Frontgewicht auch ein Heckgewicht, das zwischen Schlepper und Grubber gehängt wird.“ Trotz der Gespannlänge ist er von der Wendigkeit begeistert — der Wespentaille sei Dank.
Natürlich gibt es auch Problemzonen: „Es gab immer mal wieder Ärger mit den Hydraulikleitungen“, hält der 36-Jährige fest. Vor allem die im massiven Hauptrahmen verlegten Leitungen sind aufwändig zu wechseln. „Dafür mussten wir schon zweimal die Kabine anheben. Ansonsten ist die Technik aber sehr solide.“
Im Vergleich zu den ersten kantigen 7000er Modellen geht es im MX-Magnum geradezu luxuriös zu: Viel Glas und ein bequemer, mit rotem Leder überzogener Luftsitz bringen einen deutlichen Komfort-Fortschritt. Den „Joystick“ haben wir bereits angesprochen — der MX verfügt außerdem über eine ergonomische Bedienarmlehne. Neben der EHR ist hier auch die elektrische Bedienung der bis zu vier hydraulischen Steuergeräte untergebracht. Ein Armaturenbrett sucht man beim MX dagegen vergebens: Dafür gibt es mehrere Displays und einen Bordcomputer in der rechten A-Säule — die digitalen Anzeigen sind allerdings nicht immer gut lesbar. Hendrik Gaus ist trotzdem froh, sich gegen einen 7000er und für den MX-Magnum entschieden zu haben: „Der Arbeitskomfort ist mit dem MX sehr viel höher.“
In der geräumigen Kabine mit Ledersessel kommt nordamerikanisches Feeling auf.
(Bildquelle: Colsman)
Möchtegern-Joystick: Am Handgashebel werden auch die Lastschaltstufen geschaltet.
(Bildquelle: Colsman)
Nach seinem Erscheinen musste sich der MX Magnum im Jahr 2000 auch dem profi-Schleppertest stellen. Dem Motor wurde dabei durchaus ein gutes Zeugnis ausgestellt. Kritik gab es aber am Getriebe — insbesondere die mageren vier Rückwärtsgänge wurden bemängelt. Pluspunkte bekam wiederum das einfache, aber stabile Heckhubwerk. Als nicht mehr ganz zeitgemäß betrachteten die Tester die maximal 40 km/h Endgeschwindigkeit und das Fehlen einer Sparzapfwelle. Das Fazit: Bei entsprechendem Kaufpreis kann der MX Magnum eine interessante Alternative für den Acker sein — das gilt auch heute noch.
2003 wurden die leicht überarbeiteten MX-Magnum-Modelle eingeführt, jetzt mit dem MX 285 als Spitzenmodell. Neben der Leistungssteigerung sorgten vor allem Automatikfunktionen für das Getriebe und eine optional gefederte Vorderachse für weitere Komfortverbesserungen.
Ein Case IH MX Magnum ist sicherlich nichts für jedermann — Holzmachen oder Transportarbeiten sind nicht seine Stärke. Und er bietet auch nicht mehr die kultig-kantige Optik der Vorgängerbaureihe. Der Blick in unsere Preisgrafik zeigt: Eine sicher erkennbare Wertanlage ist ein Magnum der MX-Baureihe (noch) nicht. Wer aber einen starken, einfachen Schlepper mit einer komfortablen Kabine sucht, für den kann sich ein Blick auf den langen Ami lohnen.