Alt vs. Neu: Claas Xerion mit Quaderballenpressen Quadrant: Urahnen mit Kanten vs. die jungen Eleganten
Seit Einführung der Quadrant ist Claas ein wichtiger Mitspieler bei den Quaderballenpressen — mit dem Xerion erfolgte der Einstieg in den Traktorenmarkt. Wir zeigen zwei interessante Gespanne im Vergleich!
Eigentlich sollte der Schwerpunkt in diesem Beitrag auf der Entwicklung der Quaderballenpresse Quadrant von Claas liegen. Als bei unserem Vor-Ort-Termin auf einem Stoppelacker bei Minden (NRW) aber auch zwei sehenswerte Xerion-Generationen als Zugmaschinen dienen, können wir nicht anders: Die beiden Giganten müssen mit ins Heft. Trotzdem — wir starten mit den Pressen.
Wir schreiben…
…das Jahr 1999. Erst elf Jahre zuvor stieg Claas mit der Quadrant 1200 in den Wachstumsmarkt der Quaderballenpressen ein und präsentierte jetzt mit der Quadrant 2200 das Nachfolgemodell. Auffälligste Änderung neben dem neuen, aber immer noch kantigen Design: Die Presse ist länger und jetzt auch mit Tandemachse erhältlich — anfangs optional, später als Serienausstattung. Beibehalten wurde das Ballenmaß von 0,70 x 1,20 m. Die hydraulisch gefederte Pickup hat eine Rechbreite von 2,10 m und ist bereits mit einem doppelten Rollenniederhalter ausgestattet. In der Roto Cut-Ausstattung wird das Material mit maximal 25 Messern geschnitten.
Die kantige Quadrant 2200 Fine Cut von Lohnunternehmer H & H Schildmeier KG bildet die letzte Aufbaustufe des 2200er Modells: Hinter der Bezeichnung Fine Cut verbirgt sich gegenüber der Roto Cut mit
25 Messern eine 51-Messer-Ausstattung für 22 mm theoretische Schnittlänge. Standard bei allen Quadrant ab 1997 ist der absenkbare Messerboden, um Blockaden schnell beseitigen zu können.
Eine Besonderheit der Presse von Schildmeier ist das Fahrwerk: Durch eine Nachrüstung kam sie bereits in den Genuss ordentlicher Bereifung der Dimension 620/50 R 22.5. Außerdem wird die serienmäßige Rollenschurre in der letzten Generation der 2200er bereits hydraulisch und nicht mehr durch die Muskelkraft des Fahrers geklappt.
Nicht im Stand, aber im Einsatz bemerkbar macht sich die höhere Hubfrequenz von 51 Hüben/min des Presskolbens im 3 m langen Presskanal, die eine Verdichtung von bis zu 200 kg/m³ im Stroh ermöglichen soll. Der Pressdruck lässt sich dabei durch drei Klappen im Presskanal hydraulisch anpassen und wird im Display des Bedienteils CCT (Claas Control Terminal) in der Kabine angezeigt.
Gefüttert wird die Presse durch einen Raffer mit dreiphasigem Hub. Bei der Quadrant 2200 setzt Claas erstmals auf eine Kugelschaltkupplung als Überlastsicherung des Antriebsstrangs.
Winkelgetriebe statt Ketten: Claas setzt auf einen massiven Antriebsstrang zur Pickup.
(Bildquelle: Colsman)
Aktuellstes Modell und in unserem Vergleich auf dem Acker ist die Claas Quadrant 5200 FC Evolution, die mit 0,70 mal 1,20 m ein mit der Quadrant 2200 identisches Kanalmaß aufweist. Claas bietet aber inzwischen unterschiedliche Modelle mit verschiedenen Kanalmaßen an.
Unter den rundlichen Kunststoffhauben hat sich ansonsten einiges getan. Das geht schon bei der 2,35 m breiten Pickup los: Diese ist fast komplett identisch mit der vom Feldhäcksler Jaguar und damit auf extrem hohen Durchsatz ausgelegt. Claas kombiniert die langsam drehende, fünfreihige Pickup dazu mit dem Power-Feeding-System (PFS).
Hinter dem Begriff steckt eine schnell drehende Beschleuniger- und Zuführwalze, die das Material an den Schneidrotor übergibt. Hier hat sich im Laufe der Jahre natürlich auch etwas getan: Denn die Messer lassen sich zur einfachen Wartung bequem wie eine Schublade seitlich herausziehen. Bei voll eingeschwenktem Messersatz zerkleinern 51 Schneiden das Material auf eine theoretische Schnittlänge von 22 mm — Feldhäckslerniveau. Kleines Komfort-Detail am Rande: Endlich ist der Stützfuß durchgehend und muss nicht mehr manuell geklappt werden.
Plus 25 cm: Das Pickup-Design der Quadrant 5200 stammt vom Jaguar und ist deutlich breiter als bei der 2200er.
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
Schnipsel-Frei
Bei beiden Quadrant-Generationen setzt Claas auf je sechs patentierte Einfachknoter, die keine Garnschnipsel während des Bindens verursachen — in der 5200 natürlich in der neusten Generation HDII. Neben Bewährtem hat auch Neues Einzug gehalten: So gibt es eine integrierte Pressdruckregelung und der Fahrer hat bei der Quadrant 5200 Evolution dank einer optionalen Kamera ständig einen Blick in den Presskanal. Außerdem werden über das Telemetrie-System Telematics die Einsatzzeiten sowie Ballenzahl und -gewichte automatisch ins Büro transferiert.
Das Herzstück bilden die je sechs Knoter: Der patentierte Einfachknoter lässt beim Bindevorgang keine Garnschnipsel zurück.
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
Aber auch schon bei der Quadrant 2200 gab es einen Sensor zur Messung der Ballenfeuchte im Presskanal als Option. Übrigens: Ein eigenes Bedienterminal ist bei der neuen Maschine nicht mehr zwingend nötig, die Quadrant 5200 ist natürlich ISO-Bus-tauglich.
Wie erwähnt, wollen wir die Zugmaschinen nicht außer Acht lassen. Denn mit den beiden Xerion-Generationen feiert Claas auch den 25. Geburtstag des Systemschleppers — mit einer limitierten Sonderversion des neuen Modells, Jahrgang 2023: Der neue 5000er glänzt im Farbdesign des ersten Xerion — vor allem an den weißen Flächen auf der Motorhaube erkennbar. 1993 fuhr der erste Xerion in der Öffentlichkeit, 1997 kamen mit dem Xerion 2500 erste Serienfahrzeuge auf den Markt, kurze Zeit später folgte der Xerion 3000 als zweites Modell mit mehr Leistung.
Die Idee zum Xerion reicht aber sehr viel weiter zurück: Bereits seit 1978 wurde bei Claas am Konzept eines multifunktionalen Trägerfahrzeugs mit hoher Motorleistung gearbeitet. Aber erst über 20 Jahre später konnten Kunden wie Lohnunternehmer Horst Schildmeier die ersten Serienmaschinen kaufen — sein Xerion 3000 befindet sich bis heute im Erstbesitz.
Der Xerion wurde vor allem für den Einsatz vor dem Holzhacker angeschafft — und er bewährte sich so gut, dass auch spätere Rückkaufangebote (ausgelöst durch Probleme mit dem selbst entwickelten HM08-
Getriebe in der ersten Xerion-Generation) durch Claas erfolglos blieben.
Um beim Getriebe zu bleiben: Bei den Nachfolgemodellen setzte Claas auf einen stufenlosen ZF-Triebsatz — im brandaktuellen Xerion 5000 und der damit fünften Generation arbeitet das Eccom 5.5. Durch ein neues Pumpenverteilergetriebe soll der Schlepper noch vielseitiger werden: Externe Verbraucher wie die riesigen Airseeder bei Kunden in Nordamerika oder Australien können damit bis zu gewaltigen 422 l/min Öl abrufen.
Das kann die Alte nicht! Mit der Einführung der Nachfolgemodelle der 2200er erhielt die Tandemachse eine Nachlauflenkung.
(Bildquelle: Colsman)
Die Neue nimmt nicht mehr, aber größere Garnrollen mit aufs Feld.
(Bildquelle: Colsman)
Identisches Ballenmaß und beide mit Rollenschurre — dafür weiß die moderne Quadrant 5200 dank Sensorik mehr über den aktuell gepressten Ballen.
(Bildquelle: Colsman)
Große Baureihe
Für die nötige Kraft sorgt ein Mercedes- Benz-Sechszylinder, der im Xerion 5000 maximal 390 kW/530 PS auf die Welle stemmt. Kein Wunder, dass der Neue deutlich bulliger daher kommt als sein Urahn mit 232 kW/315 PS. 2009 präsentierte Claas auf der Agritechnica mit dem Xerion 4500 und 5000 die Nachfolger der 3000er Baureihe und damit die Basis der aktuellen Modelle — mit deutlich größerem Rahmen, tragfähigeren Achsen sowie deutlich gesteigerter Motorleistung. Außerdem können die vier gleich großen Räder jetzt mit Reifen von 2,05 m (z. B. 800/70 R 38) bis zu 2,16 m Durchmesser (z. B. 710/75 R 42) bestückt werden. Zehn Jahre später ergänzt die Version Trac TS das Xerion-Programm: Vier unabhängige Raupenlaufwerke machen den Claas-Großschlepper zum Ackerspezialisten.
Zurück auf den Stoppelacker: Beim Einsatz vor der Quaderballenpresse nicht wirklich nutzen können die beiden Xerion-Generationen eines der Haupt-Alleinstellungsmerkmale: die um 180° drehbare Kabine. Beim alten 3000er war das damals einer der wichtigsten Kaufgründe, denn so kann der Kran des Holzhäckslers bequem bedient und überwacht werden. Und auch die modernen Xerion Trac VC (Typenbezeichnung für die Ausstattung mit drehbarer Kabine) werden häufig im Forsteinsatz vor Hacker oder Mulcher genutzt. Auch vor einer Butterfly-Mähkombi oder mit einem Schiebeschild für Silage macht die bis heute einzigartige Drehkabine Freude.
Das sind Dimensionen: Nicht nur 200 PS mehr unter der Haube des Xerion 5000 (rechts) brauchen mehr Platz.
(Bildquelle: Colsman)
Hier wird der Unterschied noch einmal deutlich: Der Mercedes-Benz-Sechszylinder im neuen Xerion nimmt große Atemzüge.
(Bildquelle: Colsman)
Fazit
Xerion mit Quadrant: Damit steht ein leistungsfähiges Claas-Gespann auf dem Acker — heute wie vor 25 Jahren. Das grundsätzliche Prinzip hat sich weder bei den großen Trac-Schleppern noch bei den Quaderballenpressen großartig geändert. Großvolumiger Motor, mittige Kabine und vier gleich große Räder beim Xerion; Pickup, Raffer, Presskammer und Knoter bei den Quadrant-Pressen. Trotzdem ist viel passiert: Die Motorleistung ist von 315 auf 530 PS angestiegen, und bei den Pressen wurde durch die Steigerung von Pickup-Breite, Anzahl der Kolbenhübe und Presskanallänge deutlich mehr Durchsatz erreicht. Zwar lässt das neue Gespann das Alte auf dem Acker schnell in einer dichten Staubwolke verschwinden, die Sonderlackierung des neuen Xerion 5000 ehrt den alten Veteranen aber trotzdem zu Recht.
Hinterlassen Eindruck: Sowohl die Urahnen mit Kanten wie auch die jungen Eleganten.
(Bildquelle: Colsman)
Unverkennbare Silhouette: Der Xerion 5000 kann sich trotz seiner Größe fast hinter dem 3000er verstecken.
(Bildquelle: Colsman)
Tribut: Mit der Sonderedition feiert Claas 25 Jahre Xerion.
(Bildquelle: Colsman)