Hohe Neumaschinenpreise machen es — zumindest theoretisch — immer attraktiver, vorhandene Technik in einen neuwertigen Zustand zu versetzen. Die A & D Mackay Farm aus Hertfordshire (England) hat diesen Gedanken in die Tat umgesetzt.
Als der 19 Jahre alte Fendt 818 Vario TMS aus der Halle der Fendt-Spezialisten von PHR Agricultural Engineering rollt, erstrahlt er in neuem Glanz und ist auf den ersten Blick trotz seiner 16 064 Betriebsstunden
von einer Neumaschine nicht zu unterscheiden. Doch die durchgeführte Überholung war weit mehr als eine kosmetische Kur für den Fendt-Klassiker: Auch technisch wurde die Maschine mit einem überholten Motor, einem neuen Getriebe und einer Liste von Ersatzteilen, die diese Seiten deutlich sprengen würde, auf Vordermann gebracht. Wir werfen einen Blick auf die Arbeiten und welche Gründe hinter dem Projekt stecken.
Nicht unzufrieden
Der Fendt wurde im Mai 2004 neu zugelassen und von seinen jetzigen Besitzern als junger Gebrauchter mit rund 3.000 Betriebsstunden erworben. Bis zum Jahr 2022 leistete er insgesamt rund 16.000 Stunden — die allermeisten davon störungsfrei. Doch trotz seines Alters übernahm der Schlepper noch wichtige Aufgaben auf dem Betrieb.
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Als der 19 Jahre alte Fendt 818 Vario TMS aus der Halle der Fendt-Spezialisten von PHR Agricultural Engineering rollt, erstrahlt er in neuem Glanz und ist auf den ersten Blick trotz seiner 16 064 Betriebsstunden
von einer Neumaschine nicht zu unterscheiden. Doch die durchgeführte Überholung war weit mehr als eine kosmetische Kur für den Fendt-Klassiker: Auch technisch wurde die Maschine mit einem überholten Motor, einem neuen Getriebe und einer Liste von Ersatzteilen, die diese Seiten deutlich sprengen würde, auf Vordermann gebracht. Wir werfen einen Blick auf die Arbeiten und welche Gründe hinter dem Projekt stecken.
Nicht unzufrieden
Der Fendt wurde im Mai 2004 neu zugelassen und von seinen jetzigen Besitzern als junger Gebrauchter mit rund 3.000 Betriebsstunden erworben. Bis zum Jahr 2022 leistete er insgesamt rund 16.000 Stunden — die allermeisten davon störungsfrei. Doch trotz seines Alters übernahm der Schlepper noch wichtige Aufgaben auf dem Betrieb.
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A & D Mackay Farm Partnership hat seinen Sitz auf der Symondshyde Farm, Hatfield in Hertfordshire, Großbritannien. Vater und Sohn Daniel und Angus Mackay werden von den Mitarbeitern Jamie Kirkland und Marcus Harris unterstützt. Der Betrieb bewirtschaftet insgesamt 910 ha — auf Eigenland, Pachtflächen und über Bewirtschaftungsverträge.
Die Bodenarten sind sehr vielfältig und reichen von relativ schwerem Ton bis hin zu reinem Kies. Die Hauptkulturen sind Winterweizen, Winterraps und Erbsen sowie Sommerbraugerste und Stoppelrüben auf den leichteren Böden.
Rund 770 ha Druschfläche werden mit einem Claas Lexion 760 geerntet. Auf etwa 100 ha Grünland lebt eine Herde mit 600 neuseeländischen Romney-Zuchtschafen, deren Lämmer auf den Stoppelrüben und Zwischenfrüchten gemästet werden. Obwohl der Betrieb über zwei Direktsämaschinen verfügt (8 m breite Maschine von Dale und 6-m-Weaving GD), werden bei Bedarf ein 4 m breiter Weaving Low-Disturbance-Untergrundlockerer und eine 6,50 m breite Väderstad Carrier eingesetzt. Hinzu kommen zwei Pflüge, ein 5,50-m-Packer und eine 6 m breite Universaldrillmaschine Väderstad Rapid.
Für Daniel Mackay und seinen Sohn Angus war es an der Zeit, über einen Austausch nachzudenken. Dazu Angus Mackay: „Wir hatten gerade einen Fendt 724 Vario der sechsten Generation gekauft, hauptsächlich zum Einsatz mit der 4.000-l-Anhängespritze. Hier war uns wichtig, eine möglichst aktuelle Technologie am Schlepper zu haben, um alle Möglichkeiten beim Einsatz der Spritze ausschöpfen zu können.“ Wenig zufrieden war man dagegen mit dem dritten Fendt auf dem Betrieb, einem zehn Jahre alten 828 Vario. „In der Vergangenheit haben uns Motorprobleme etwas die Lust an einem zweiten 828 Vario genommen.“ Daher waren Vater und Sohn begeistert, als Fendt-Spezialist Dave Baverstock von PHR vorschlug, den vorhandenen 818 Vario komplett zu überholen.
Daniel Mackay ist sich sicher: „Ich bin der Meinung, dass Traktoren aus dieser Zeit zuverlässiger sind als aktuelle Modelle. Während meiner bisherigen Zeit als Landwirt gab es bei der Neuentwicklung von Maschinen immer spürbare Fortschritte. Aber jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem die Verbesserungen nur noch geringfügig und gleichzeitig mit erheblichen Kosten verbunden sind.“
16.000 Stunden haben Spuren hinterlassen.
(Bildquelle: Box, Clark, Baverstock, Lockwood)
Zu Beginn wurde der Schlepper bis auf den Rahmen zerlegt.
(Bildquelle: Box, Clark, Baverstock, Lockwood)
Der Deutz-Motor BF6M 2013C des 818 wurde neu aufgebaut.
(Bildquelle: Box, Clark, Baverstock, Lockwood)
Zwei Punkte waren den Mackays bei der Überholung wichtig: Zum einen eine gesicherte Ersatzteillage, um alle benötigten Teile für den 818 in passender Qualität zu bekommen. Und zum anderen das Vertrauen in die Erfahrung und das Fachwissen eines der ältesten Fendt-Spezialisten Großbritanniens. „Außerdem sprachen für uns auch der geringere Gesamtressourcenverbrauch und die lokale Wertschöpfung für die Überholung und gegen die Anschaffung eines neuen Schleppers.“
Aller Anfang…
Zum Projektstart wurde mit Dave Baverstock, Inhaber von PHR Agricultural Engineering, eine Anforderungsliste an das Projekt erstellt. Angus Mackay hatte vorab umfangreich erfasst, welche Dinge überarbeitet werden sollten. „Das umfasste Dinge wie Motor und Getriebe, aber auch ein paar schwer vorab einzuschätzende Baustellen, wie ein Problem bei der Zapfwelle und ein Leistungstest der Hydraulikpumpe.“
Mit klaren Zielen ging es los: Nach einer gründlichen Reinigung wurden Motorhaube und Kabine demontiert. Es folgte der Motor, der auf einem maßgeschneiderten Wartungsstand seinen Platz fand. „Der Motor lief wunderbar, hatte aber 16.000 Betriebsstunden hinter sich“, betont Dave Baverstock. Der Zylinderkopf wurde durch ein überholtes Austauschteil von Agco ersetzt. „Das war günstiger, als den Kopf selbst zu überholen.“
Genauso verhielt es sich bei den Einspritzdüsen. Die sechs einzelnen mechanischen Kraftstoffpumpen wurden dagegen in der Werkstatt überholt. Zudem montierte das Team neue Kolben, Zylinderlaufbuchsen sowie Haupt- und Pleuellagerschalen. Bei allen verwendeten Komponenten wurden originale Fendt-Ersatzteile eingesetzt.
Kabinenkur
Im Vergleich zu einem älteren, in erster Linie mechanischen Schlepper, ist die Kabine des 818 Vario deutlich komplexer — was sich auch im Zeitbedarf der Überarbeitung widergespiegelt hat. Dazu wurde die Kabine bis auf den nackten Rahmen zerlegt. Das Dach war beschädigt und kam auf die Liste der zu bestellenden Neuteile, die sich schlussendlich aufsummierte, auf über 35.000 Euro. Es war auch das Teil mit der längsten Lieferzeit von letztendlich 18 Wochen.
Die Kabine hat PHR bis auf den blanken Stahlrahmen zurückgebaut und alle beschädigten Teile ersetzt.
(Bildquelle: Box, Clark, Baverstock, Lockwood)
Die originalen Kabinenverkleidungen wurden gründlich gereinigt und mit neuen Schrauben wieder montiert. Es wurden neue Fußmatten und Gummidichtungen eingebaut.
(Bildquelle: Box, Clark, Baverstock, Lockwood)
Auch über das in die Jahre gekommene Interieur der Kabine wurde im Vorfeld gesprochen. „Alles was beschädigt war, wurde ersetzt. Die Verkleidungen konnten wir jedoch retten“, so der Fendt-Spezialist. „Ich habe zwar eine neue Verkleidung bestellt, um zu sehen, wie es aussah. Aber die Originale waren so stark verblasst, dass sie farblich nicht annähernd übereinstimmten. Zudem hätte der Austausch der kompletten Innenverkleidung die Kosten für den Wiederaufbau um ein paar tausend Euro erhöht.
Deshalb haben wir uns für die Reinigung entschieden.“ Auch der Dachhimmel wurde gereinigt und erhalten. Der Kabelbaum der Kabine war zum Glück in einem guten Zustand, daher wurde er gereinigt und wiederverwendet. Der Fahrhebel bekam ein neues Gehäuse.
„Wir haben jede einzelne Schraube im Inneren der Kabine ausgetauscht. Es wurden durchgehend neue Gummidichtungen und neue Gasdruckfedern verwendet und das Glas wurde neu eingeklebt.“
Triebsatztausch
Auch wenn das stufenlose Vario ML 160-Getriebe noch voll funktionsfähig war, wurde es durch einen neuen Triebsatz ersetzt. „Nach 16.000 Betriebsstunden wollen wir so eine mögliche zukünftige Störquelle ausmerzen“, hält Dave fest.
Die Dana-Vorderachse wurde zerlegt und neu abgedichtet. Die Hinterachse wurde ebenfalls zerlegt, erforderte jedoch etwas mehr Aufwand: Das rechte Hohlwellenlager war defekt, die Welle abgenutzt — beides wurde ersetzt. Die Bremsen gehörten dabei eher zur Pflicht als zur Kür. Im gleichen Zuge wurde auch das Problem der Zapfwellenschaltung in der Zapfwellenkupplung identifiziert, die ebenfalls ausgetauscht wurde. Bereits vor der Zerlegung des Schleppers wurde die Hydraulikpumpe getestet. Ergebnis: 35 % Leistungsverlust — also wurde auch sie ersetzt.
Sorgfältig und sauber
Mit Fertigstellung der wichtigsten mechanischen Baustellen richtete das Team seine Aufmerksamkeit auf den Wiederaufbau samt der neuen Haupt- und Motorkabelbäume. Mit viel Liebe zum Detail wurden die Seitenverkleidungen der Motorhaube mit neuen Kunststoff-Lufteinlässen ausgestattet und die verfärbten Originalscheinwerfer sowie die verbogenen Kabinenaufstiege durch neue ersetzt.
Pünktlich zur Ernte 2023 war der 818 Vario fertig. „Auch wenn von vorneherein klar war, dass der Schlepper zurück an die Arbeit musste, wollte ich möglichst nah an den Neuzustand“, erklärt Dave mit einem Grinsen. „Verschiedene Kleinigkeiten hätten vielleicht nicht unbedingt ersetzt werden müssen, aber ich wollte das Ergebnis perfekt haben — auch, wenn ich nicht alles davon in Rechnung gestellt habe.“
Nachdem die mechanischen Arbeiten abgeschlossen waren, konnte das Grundgestell in Fendt-Grau lackiert werden.
(Bildquelle: Box, Clark, Baverstock, Lockwood)
Das Hubgestänge wurde mit neuen Bolzen und Buchsen sowie Hubarmen und Drehgelenken ausgestattet. Neue Rückleuchten rundeten den neuwertigen Look ab.
(Bildquelle: Box, Clark, Baverstock, Lockwood)
Bei der Restaurierung eines Traktors aus der Mitte der 2000er Jahre ist natürlich ein Laptop erforderlich.
(Bildquelle: Box, Clark, Baverstock, Lockwood)
Der 818 Vario samt Trima-Frontlader kam auf der A & D Mackay Farm sofort wieder zum Einsatz.
(Bildquelle: Box, Clark, Baverstock, Lockwood)
Auf alle durchgeführten Arbeiten gibt der Fendt-Spezialist eine Garantie von 12 Monaten bzw. 1.000 Stunden. „Bisher gab es nur ein paar kleinere Probleme wie ein Sensor, eine Leuchte und, dass der Anlasser getauscht werden musste.“
Wir halten fest
Durch die Generalüberholung erhielten Daniel und Angus Mackay einen topfitten Schlepper, der für sein zweites Leben bereit ist. Er erfüllt alle von dem Familienbetrieb geforderten Kriterien und liegt mit seinen Kosten von 55.000 britischen Pfund (knapp 65.000 Euro) bei etwa einem Viertel des Preises einer Neuanschaffung in der vergleichbaren Leistungsklasse.
„Wir wollten einen Schlepper, der mechanisch zuverlässig und gleichzeitig für unsere Fahrer vorzeigbar ist — das war das Ziel der Überarbeitung des 818 bei PHR“, berichtet Angus. „Wir hätten für einen neuen Schlepper sehr viel mehr Geld ausgeben können. Natürlich ist er nicht ganz so komfortabel wie ein neuer 724 oder 828 Vario. Aber für die Aufgaben, die der Schlepper bei uns erledigen soll, ist das völlig ausreichend.
Für unseren nächsten Düngerstreuer mit Isobus-Steuerung ist das Vario-Terminal voraussichtlich nicht groß genug, aber dafür gibt es externe Lösungen“, schränkt Angus ein. Der Betriebsleiter rechnet damit, dass der Schlepper vor der Überholung einen Restwert von 35.000 Euro hatte und die Überholung den Wert des 818 Vario auf aktuell 90.000 bis 100.000 Euro gesteigert hat.
„Wenn wir jetzt damit noch weitere 10.000 Stunden arbeiten können, ist der 818 alles in allem ein sehr günstiger Schlepper für unseren Betrieb.“