Mit zum Teil futuristischen Techniken zur Gülleausbringung befassten sich 1992 die Wissenschaftler der Universität Kiel. Heute sind diese Entwicklungen Stand der Technik.
Die Technik der Gülleausbringung hat in der Vergangenheit beachtliche Fortschritte gemacht, so dass mit den heutigen Geräten eine gute Verteilgenauigkeit und hohe Leistungsfähigkeit erreicht werden kann. Zusätzlich zur Minderung der Geruchsbelästigung wird seit einigen Jahren die Reduzierung der Ammoniak-Emissionen gefordert. Der damit verbundene Verlust an Stickstoff ist beträchtlich und sollte nicht unterschätzt werden. Wird die Gülle breitflächig verteilt und nicht eingearbeitet, muss man mit einem Verlust zwischen 30 und 60 % Ammonium-Stickstoff (NH4-N) rechnen.
Da die ökologische Bewertung der NH3-Emission nicht eindeutig ist, beschränken wir uns auf den ökonomischen Verlust: Je m3 Gülle gehen etwa 1,5 kg NH3 in die Luft, bei einem Preis von 1 DM/kg NH3 also 1,50 DM/m3. Allein diese Tatsache mögen Technik und Kosten rechtfertigen, die Ammoniak-Verluste zu senken. Im Gegensatz zum Festmist, dessen Ausbringung ebenfalls zu solch hohen Emissionen führt, besteht bei der Gülle eher die Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Man kann etwas an der Gülle selbst oder am Verfahren der Ausbringung tun. Gezielt können Sie neue Ausbringtechniken einsetzen.
Generell gilt, die Oberfläche der Gülle zu verringern und den Flüssigmist zu bedecken, um den Kontakt mit der Luft einzuschränken. Bei breitflächiger Ausbringung wird besonders in den ersten Stunden viel Ammoniak frei. Arbeiten Sie deshalb die Gülle sofort ein, z.B. mit einem Grubber. Dadurch können Sie den Verlust auf 10 bis 30 % NH4-N verringern. In Nachbarschaftshilfe wäre diese Arbeitsspitze zu bewältigen.
Die technisch konsequentere, damit aber auch teurere Lösung verbindet die Einarbeitung direkt mit dem Güllewagen. Auf lockerem Boden, wie ihn Stoppelbearbeitung oder Pflug hinterlassen, vermischen abrollende, an den Güllewagen angehängte Werkzeuge – leichte Scheiben- oder Spatenrolleggen - die Gülle gut mit dem Boden. Alternativ sind auch Federzinkengrubber einsetzbar, wenn das Güllefass mit einer Dreipunkthydraulik ausgerüstet ist. Dafür werden die Güllewagen mit einem speziellen, auf die Arbeitsbreite des Einarbeitungsgerätes abgestimmten Verteilergestänge ausgerüstet. Mit leistungsfähigen Schleppern sind große Arbeitsbreiten und hohe Flächenleistungen möglich.
Auch Kreiseleggen oder Fräsen sind grundsätzlich für den Anbau an den Güllewagen und zur Einarbeitung der Gülle geeignet. Allerdings bleibt die Arbeitsbreite gering, und Sie müssen Ihr Güllefass neben der Dreipunkthydraulik auch mit einem Zapfwellendurchtrieb ausrüsten. Beim Einsatz von Geräten, die den oberflächig ausgebrachten Flüssigmist einarbeiten, sollten Sie sorgfältig auf die Einstellung der Arbeitswerkzeuge achten. Bleibt zu viel Gülle auf der Bodenoberfläche, bleibt auch der erwartete Erfolg aus: Die Emission geht dann nicht auf die geforderten 10 bis 30 % NH4-N zurück.
Da mag es sicherer erscheinen, die Gülle mit Grubberscharen in den Boden abzulegen. Sowohl Doppelherzschare als auch Gänsefußschare sind dafür geeignet. Im festen Boden beträgt allerdings der Zugkraftbedarf etwa 5 kW (7 PS) je Zinken. Für das Güllefass rechnet man mit 10 kW (13 PS) pro m3 Fassvolumen. Schlepper mit einer hohen Leistung sind damit die Voraussetzung für dieses Ausbringverfahren. Der Ausweg, mit wenig Zinken zu arbeiten, schadet den Pflanzen: Die Nährstoffstreifen dürfen nicht mehr als 30 cm voneinander entfernt sein.
Die Grubberzinken müssen genügend Freiraum im Boden schaffen, damit der Güllestrom Platz findet und nicht aus der Zinkenfurche herausquillt. Außerdem darf das Schar nicht verstopfen, denn der Fahrer hat keine Sicht auf die Werkzeuge und damit keine direkte Kontrollmöglichkeit. In diesem Sinne sorgt ein Drehschieberverteiler am Pumpentankwagen dafür, dass jeder Zinken den vollen Druck erhält. Damit kann die Gülle über die gesamte Arbeitsbreite des Schares gleichmäßig verteilt werden.
Es stellt sich allerdings die Frage, ob man so viel Aufwand betreiben muss. Einfacher erreichen Sie Ihr Ziel mit dem Schleppschlauchverteiler. Ursprünglich wegen der guten Verteilung entwickelt, gewinnt er nun an Bedeutung, weil die Schleppschläuche schmale Güllestreifen direkt am Boden ablegen. Dadurch geht die Emission auf ein Drittel, je nach Witterung auch stärker zurück. Vorteil dieses Verfahrens: Es eignet sich sowohl für unbestellte Flächen als auch für den wachsenden Bestand. Die jungen Pflanzen verschmutzen zwar, wachsen im allgemeinen aber ohne Ertragseinbußen weiter. Auch diese Technik ist nicht ganz billig, sie verbindet aber vorteilhaft vielseitige Einsatzmöglichkeiten mit guter Arbeitsqualität.
Während der Vegetation kommt es darauf an, Gülle und die in ihr enthaltenden Nährstoffe in den Bestand hineinzubringen. Die Pflanzen schützen vor Emissionsverlusten und werden selbst nicht verschmutzt. Dazu die Gülle in den Boden zu injizieren, wie bei Grünland mit Spezialgeräten möglich, erscheint angesichts des Aufwandes und des Risikos für Pflanzen und Wurzeln problematisch. Hier bietet der Schleppschuh einen guten Kompromiss: Er gleitet dicht über dem Boden und durchfährt den Bestand unten. Dieses System macht z.B. auf Grünland einen guten Eindruck. Deshalb drängt sich dort die Frage auf, ob mit den sogenannten Injektoren überhaupt in die Grasnarbe eingedrungen werden muss.
Der zur emissionsarmen Ausbringung vermehrte technische Aufwand erhöht das Eigengewicht der Fahrzeuge. Das zulässige Gesamtgewicht der einfachen Güllewagen mit 8 t reicht dann nicht mehr für akzeptable Zuladungen aus. Größere Fahrzeuge müssen aber mit großvolumiger Bereifung ausgestattet werden.
Je mehr Technik, desto höher der Preis. Diesen Kosten stehen aber der ökologische und auch der ökonomische Vorteil gegenüber, da der Nährstoffverlust reduziert wird.
Vor allem im überbetrieblichen Einsatz ist der technische Mehraufwand zu vertreten. Bei hoher Ausbringungsleistung und -qualität sind für diese Gülledüngung Kosten von insgesamt ca. 5 DM/m3 zu veranschlagen. Betriebe mit ausreichender Arbeitskapazität werden auch in Zukunft diese Technik zum optimalen Termin rationell einsetzen.