Mit dem Traktor auf den Jakobsweg
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
25,80 EUR / Jahr
- Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
- Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
- Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
- Vorteilspreise im Shop
Jetzt testen und sofort weiterlesen!
BESTSELLER
0,00 EUR
im 1. Monat
danach 12,95 EUR / Monat
Testmonat
- Sorglos testen: Beginnen Sie kostenlos und unverbindlich - jederzeit kündbar
- Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
- Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
- Vorteilspreise im Shop
Sparen Sie mit dem profi Jahreszugang.
139,80 EUR / Jahr
- Sparen Sie im Vergleich zum monatlichen Abo und genießen Sie den vollen Jahreszugang
- Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
- Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
- Vorteilspreise im Shop
Besonders Manfred Krämer hat eine enge Beziehung zu dieser Marke. Der Kfz-Meister arbeitete viele Jahre in der Motorenfertigung des Sportwagenherstellers Porsche in Zuffenhausen. Die Produktion der roten Traktoren in Friedrichshafen war zu der Zeit längst eingestellt. Doch gab es dazu noch eine Verbindung: Der frühere Entwicklungsleiter von Porsche-Diesel, Dipl. Ing. Paul Hensler, war Chefingenieur bei Porsche in Zuffenhausen. Hensler berichtete von einer hochmodernen Traktorenbaureihe, die er mitentwickelt hatte, die aber nie gebaut wurde. Gemeinsam fertigten Krämer und Hensler aus noch vorhandenen Teilen zwei Prototypen, den Evolution mit 36 PS und den Gigant Allrad mit 50 PS (profi 2/2019, Seite 116). Die beiden wurden enge Freunde, und bevor Paul Hensler 2014 im Alter von 85 Jahren starb, versprach Manfred Krämer ihm, mit diesen Traktoren eine besondere Reise zu unternehmen. Eine Fahrt über die Alpen nach Florenz im Jahr 2015 überstanden die Prototypen ohne Murren. Mit dabei waren einige Kollegen von den Burggräfler Schlepperfreunden aus Südtirol (schlepperfreunde.it).
Nach dieser Fahrt beschlossen die Oldtimerbesitzer, mit ihren Traktoren etwas wirklich Großes in Angriff zu nehmen: eine Wallfahrt auf dem Jakobsweg nach Santiago di Campostela in Spanien.Neben Manfred Krämer mit seinem Porsche-Diesel Evolution bereiteten sich die Südtiroler Hubert Flarer mit einem Porsche-Diesel Master (50 PS) sowie Richard Kompatscher und Franz Laimer Pixner jeweils mit einem Super 308 von 1958 (38 PS) auf die Reise vor. Hubert Flarer arbeitete die Route aus, und Gebhard Wegman aus Meran erklärte sich bereit, die Traktorpilger mit dem Pkw zu begleiten.Mit dem Jakobsweg verbindet man lange Wanderungen, Besinnung und Selbstfindung mit Einkehr in einfachen Herbergen. „Der Jakobsweg bietet auch die wunderbare Möglichkeit, durch die Fortbewegung mittels Traktor das wertzuschätzen, was unsere Großväter, Väter und Lehrmeister mit den Traktoren für die Bauern geschaffen haben. Ein Abenteuer auch als Hommage an all diese Vorbilder“, beschreibt Manfred Krämer seine Intention von damals, das Abenteuer in Angriff zu nehmen. Im Juli 2016 ging es los. Während die meisten Fußpilger in den Pyrenäen starten, fuhren die Porsche-Diesel-Freunde tatsächlich zu Hause los, so wie es im Mittelalter üblich war. An 26 Tagen ging es vom Allgäu durch Österreich, Lichtenstein, die Schweiz und Frankreich bis nach Santiago de Compostela in Spanien. Danach fuhren Manfred Krämer und seine Freunde weiter zum Kap Finisterre und danach zurück in die Heimat. Insgesamt legten sie knapp 5 700 Kilometer zurück. Soweit die nüchternen Fakten.
Dank Hubert Flarers hervorragender Planung lief es an den ersten beiden Tagen wie am Schnürchen. In Bonaduz (Schweiz) trafen sich die vier Porsche-Diesel-Fahrer aus Deutschland und Italien und ihr Pkw-Lotse, um die Strecke gemeinsam zu bewältigen. Doch bereits am dritten Tag offenbarte sich den Pilgern in Frankreich auf der Strecke von Albertville nach Grenoble eine unüberwindliche Hürde in Form einer Straßensperre. Was tun? — Die Freunde beschlossen, Fünfe gerade sein zu lassen und der Umleitung zu folgen, die unweigerlich auf eine Autobahn führte. Mit Warnblinker, Vollgas und erhöhtem Puls ging es weiter. Doch nach einigen Kilometern kam, was kommen musste: ein Streifenwagen. Offensichtlich hatte ein Autofahrer per Handy die Polizei darüber informiert, dass vier Verrückte mit ihren knallroten Traktoren auf der Autobahn unterwegs waren.
Die Pilgerfahrt schien zu Ende zu sein, und teuer konnte es auch noch werden. Doch hatte der Herrgott ein Einsehen: Die Polizisten erklärten den Pilgern, dass sie mit Traktoren und Warnblinklicht in Ausnahmefällen dort fahren dürften. Man hörte die Steine poltern, die den Freunden von den Herzen fielen. Jetzt konnte sie nichts mehr erschüttern. Doch wo war der Schutzengel Gebhard Wegman mit seinem VW Touran? Die Freunde hatten durch die Sperren bereits mehrere Stunden verloren, und jetzt fehlte auch noch ihr Lotse. Erst gegen 21 Uhr kamen sie in Grenoble an, und es war fast Mitternacht, bis alle wieder vereint waren.
Am nächsten Tag lief es wie am Schnürchen. Doch Tag fünf bot die nächste Überraschung: Die Gegend um das Städtchen La Canourgue bestand offensichtlich nur aus Sackgassen, und am Ende führten alle Straßen immer wieder auf die Autobahn. Was half es: Warnblinker an und mit Vollgas auf den Standstreifen. Und dieses Mal schickte der Herrgott keine Jünger in Blau, die vier Traktoren verließen die Autobahn nach vielen Kilometern unbehelligt. Den ersten Stempel im Pilgerpass bekamen die Freunde in Saint-Jean-Pied-de-Port. Dann ging es über die Pyrenäen auf den spanischen Camino de Santiago bis nach Pamplona. Am kommenden Tag starteten sie in der Stadt Logrono, und zwar erneut über die Autobahn. Hubert Flarer hatte schon zuvor in Erfahrung gebracht, dass es in der Region keine anderen Fernstraßen gibt. Doch dürfen Sonderfahrzeuge in Polizeibegleitung dort auf die Autobahn. Und die Spanier sind tatsächlich ein fröhliches Volk, denn es gab viele Fotos und sehr viel Applaus von den vorbeifahrenden Autofahrern.Auf dem höchsten Punkt des spanischen Jakobswegs, dem Monte Irago, steht ein Gipfelkreuz. Es ist Brauch, dort einen Stein vom Heimatort abzulegen. Die Südtiroler hatten zu Hause einen 80 kg schweren Stein mit der Inschrift „Meran 2016 Südtirol“ gravieren lassen, den sie dazulegten, verbunden mit ihren Gedanken, Wünschen und Sorgen. Fortan hatte es der Porsche-Diesel Master bergauf etwas leichter.
Nach 13 Tagen und 2 892 Kilometern erreichten die Freunde mit ihren Traktoren das Ziel. Sie platzierten die Porsche-Diesel auf dem „Praza do Obradoiro“, um mit dem Blick auf das Westportal der Kathedrale einige Fotos zu machen. Doch sofort waren die „Policia Local“ und die „Guardia Civil“ da, um sie höflich vom Platz zu weisen. Schließlich stellten sie die Traktoren in einem Park ab und gingen zu Fuß in die Kathedrale.Pünktlich um 12 Uhr waren sie zur Pilgermesse mit abschließender Schwenkung des Botafumeiro, des Weihrauchfasses, anwesend. Danach durften sie ihr Diplom abholen. Es war eine Ausnahme, weil ein Pilgerdiplom eigentlich nicht für motorisierte Pilger vorgesehen ist.
Doch von der Art, mit dem Traktor zu pilgern, war das Compostelaner Domkapitel so beeindruckt, dass Segundo Leonardo Pérez López, der Dekan der S.A.M.I (Santa, Apostólicay Metropolitana Iglesia), den Porsche-Diesel-Fahrern die Urkunde ausstellte. Diese bescheinigt ihnen eine „kulturelle Wallfahrt“ an das Grab des Heiligen Jakobus. Der Jakobsweg ist kein Weg wie jeder andere, den man einfach so entlang geht, um irgendwo anzukommen. „Selbst mit dem Traktor habe ich den Jakobsweg lieben gelernt. Dabei ist es bemerkenswert, wie unser Lotse Hubert Flarer uns mit dem Traktor durch das westliche Europa bis zum Grab des Heiligen Jakobus führte“, lobt Manfred Krämer seinen Freund.An folgenden Tag steuerten die nun diplomierten Traktorpilger das rund 90 Kilometer von Santiago de Compostela entfernte Kap Finisterre an. Nach der Schleppertaufe mit Salzwasser aus dem Atlantik hielt die Freunde nichts mehr auf, so schnell wie möglich heimzukehren und das umzusetzen, was jeder von ihnen auf dem Jakobsweg für sich gefunden hat.
Auf jeden Fall ist der Jakobsweg ein prägender Weg. Die Eindrücke und Begegnungen helfen, viele Dinge im Leben gelassener oder auch anders zu sehen. Wenn man dann bedenkt, dass der Weg über 1 000 Jahre alt ist und seither unzählige Pilger darauf gewandert sind, ist das schon beeindruckend. Egal, ob zu Fuß, auf dem Rücken eines Pferdes, mit dem Fahrrad oder 5 680 Kilometer mit dem Traktor.
Dank Hubert Flarers hervorragender Planung lief es an den ersten beiden Tagen wie am Schnürchen.
Die Pilgerfahrt schien zu Ende zu sein, und teuer konnte es auch noch werden.
Am nächsten Tag lief es wie am Schnürchen.
Nach 13 Tagen und 2 892 Kilometern erreichten die Freunde mit ihren Traktoren das Ziel.
Doch von der Art, mit dem Traktor zu pilgern, war das Compostelaner Domkapitel so beeindruckt,
Auf jeden Fall ist der Jakobsweg ein prägender Weg.
Gut zu wissen
- Alle vier Schlepper sind Schnellläufer und erreichen gut 30 km/h.
- In Frankreich und Spanien ging es mehrmals unfreiwillig über Autobahnen.
- Die betagten Traktoren haben ohne Ausfälle und Reparaturen über 300 Betriebsstunden auf der Straße zurückgelegt.