Maschinen und Mechanik waren schon immer sein Ding, und so gründete Lothar Müller aus Singen (Landkreis Pforzheim, Baden-Württemberg) 1980 ein Lohnunternehmen. Zur Saison 1982 kaufte er einen gebrauchten Mengele SF 4000 von Baujahr 1978. Das war damals einer der größten Häcksler auf dem Markt. Mit dabei waren drei Mengele-Häckselwagen vom Typ ZAW 5500. Im Jahr 1985 kaufte Müller einen zweiten gebrauchten Mengele SF 4000. Vier Jahre später kam ein neuer Mengele SF 5600 hinzu.
Die Sturmschäden in den Wäldern durch den Orkan Wiebke waren 1990 der Anlass für Lothar Müller, seinen IHC 844 SA zum Forstschlepper aufzurüsten: „Wir standen vor einer unvorstellbaren Herausforderung und waren teils mehr als 60 Stunden in der Woche im Einsatz.“
Besonders beeindruckten ihn die skandinavischen Unternehmen, die ihre deutschen Kollegen damals mit Rückezügen und Holzhackern unterstützten. An einem Wochenende nahm Lothar Müller die Hacker etwas genauer unter die Lupe, und bei ihm als Häckselprofi machte es klick: „Von November bis Mai stehen sich meine Häcksler die Reifen platt, warum nicht damit in den Forst?“
Ab 1993 nutzte Lothar Müller die Zeit im Winter, seine Idee vom selbstfahrenden Holzhäcksler in die Praxis umzusetzen. Gemeinsam mit der schwedischen Firma Bruks und seinem örtlichen Landmaschinenhändler schaffte es der Lohnunternehmer 1994, seinen Mengele SF 5600 mit einem Hackeraggregat als Holzhäcksler einzusetzen. Das war der erste Prototyp.
Der Mengele SF 6600 mit Hacker läuft und läuft, lediglich bei 19 000 Stunden gab es vorsorglich einen neuen Motor.
(Bildquelle: Holtmann)
Dieses Bild erfreut jeden Mengele-Fan. Der Kran gehört zu dem SF 6600, den Lothar Müller 2001 zum Holzhäckseln umrüstete.
(Bildquelle: S. Müller)
Patente und Kapital
Allein in dieser Maschine steckten mehrere Patente von Müller sowie eine sechsstellige Summe. Und seine wichtigste Maßgabe hatte der Praktiker ebenfalls sauber umgesetzt: die Rückbaumöglichkeit des Häckslers, um die Maschine weiter in der Landwirtschaft einzusetzen.
Zu der Zeit lernte er Joachim Hüttmann und Thomas Joop aus Soltau (Niedersachsen) kennen, die in ihrer Firma HTM das gleiche Projekt verfolgten. Die beiden hatten einen Mengele Mammut auf dieselbe Weise umgerüstet. Als Anerkennung für ihre Leistung durften Müller, Hüttmann und Joop die Entwicklung auf der Agritechnica 1995 am Stand von Mengele mit einer Bilderwand präsentieren.
Nach dem Motto: „Schuster, bleib bei deinem Leisten“ überließ Lothar Müller die Weiterentwicklung der Holzhäckselei der Firma HTM und konzentrierte sich auf sein Lohnunternehmen. Das Holzhäckseln mit der selbst umgebauten Maschine wurde in seinem Betrieb indes ein Renner.
Nur zwei Jahre später, 1997, schlug Lothar Müller in Hockenheim zu: Dort kaufte er in der Claas-Niederlassung vier gebrauchte Häcksler vom Typ Mengele SF 6600, während er die beiden alten 4000er verkaufte. Der SF 5600 blieb und wurde fortan ganzjährig im Forst eingesetzt.
Wieder war es ein Sturm, der ausgerechnet Lothar hieß und Müller im Jahr 2001 veranlasste, einen der vier Mengele SF 6600 Häcksler zum Holzhäckseln umzubauen. So konnten er und zwei Mitarbeiter ab 2002 mit zwei Holzhäckslern arbeiten. Viele Jahre lang liefen drei Mengele SF 6600 in der Landwirtschaft und zwei im Forst.
In diesen Tagen geht Lothar Müller in den Ruhestand. Seine derzeit drei einsatzfähigen Mengele-Häcksler will er jetzt restaurieren. Hat er doch seine Strategie, Mengele treu zu bleiben, nicht einen Tag bereut.