Der Lohnunternehmer Hans Peter Gautschi (Jahrgang 1950) und sein Vater Willi (Jahrgang 1918) aus Gontenschwil im Schweizer Kanton Aargau fuhren viele Jahren lang Deutz der 06er Serie. Dann kam 1978 die DX-Serie, und die schlechten Erfahrungen damit veranlassten Willi und Hans Peter Gautschi 1980, einen MB trac 1300 zu kaufen.
Doch wie die Deutz DX hatte auch der Trac noch seine Kinderkrankheiten. Unter anderem gab es innerhalb weniger Jahre mehrere Motorschäden. Deshalb entschlossen sie sich 1985, einen Schlüter zu kaufen.
Fündig wurden sie in den Niederlanden bei einem Gebrauchthändler. Als sie dort zur Besichtigung ankamen, waren sie geschockt. Sie fanden zwei Schlüter Super E 7800 TV von Baujahr 1978 in einem völlig verwahrlosten Zustand vor. Zudem waren die Tachowellen abgeklemmt.
14.000 Stunden in 7 Jahren
Der Verkäufer wusste lediglich, dass diese Schlepper im Drei-Schicht-Betrieb gelaufen und geschätzt 14 000 Betriebsstunden auf der Uhr hatten. Einer stammte aus Holland, der andere aus Belgien.
Während Hans Peter Gautschi am liebsten unverrichteter Dinge wieder heimgefahren wäre, schlug sein Vater vor, wenigsten einen dieser beiden Traktoren zu kaufen. Technisch schienen diese in Ordnung zu sein, und auch der Preis passte.
Überdies waren beide Traktoren mit einer Ladeluftkühlung ausgerüstet und hatten 160 PS. In Deutschland lief dieser Traktortyp unter der Bezeichnung Super 1500 TVL mit 150 PS. Er wurde von 1976 bis 1978 mit der ersten Ausführung der Kippkabine 252 Mal gebaut.
Nachdem der Schlüter in Gontenschwil ankam, erhielt er eine intensive Grundreinigung sowie neue Öle und Filter. Bald zeigte sich, dass der Traktor einwandfrei war und die Leistung nicht gelitten hatte.
In den kommenden 20 Jahren absolvierte der Schlüter noch einmal gut 10 000 Betriebsstunden im Lohnbetrieb. Bis auf die Kupplung und die Bremsbelege lief der Traktor praktisch ohne Reparaturen. Vor allem Willi Gautschi fuhr damit noch bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2003.
Doch machten sich damals die ersten harten Jahre und der allgemeine Zahn der Zeit bemerkbar. Die Söhne von Hans Peter Gautschi waren dafür, den Schlüter beim nächsten Neukauf einzutauschen. Doch der jetzige Seniorchef bestand darauf, den Haudegen aus Holland zu behalten.
Restauration nach 20 Jahren Pause
Sie motteten den Schlüter ein, und erst im Jahr 2020 begannen sie mit Unterstützung von fachkundigen Freunden, diesen zu restaurieren. Besonders die Bleche hatten gelitten, und allerhand Simmerringe waren undicht. In liebevoller Kleinarbeit erhielt der Schlüter eine Frischzellenkur, die ihn heute besser als vor 44 Jahren erstrahlen lässt, als er das Werk in Freising verließ.
Nur den Motor fassten die Restaurateure nicht an. Nach geschätzten 24 000 Betriebsstunden läuft dieser wie am ersten Tag. Selbst die in der Schweiz obligatorische Abgasprüfung bestand der Schlüter mit Bravour.
Auch wenn Hans Peter Gautschi von sich sagt, Kaufmann durch und durch zu sein, gibt er den Schlüter für kein Geld der Welt her. Im Nachhinein betrachtet haben er und sein Vater nur einen Fehler gemacht: Vor 37 Jahren hätten sie den zweiten Schlüter Super E 7800 TV auch noch kaufen sollen. Denn sicher schlug auch bei diesem Exemplar unter der Schmutzkruste ein Herz aus Stahl.