Unsere Erntemaschinen werdenimmer leistungsfähiger. Feldhäckslermit fast 500 PS Motorleistungschaffen Spitzendurchsätzevon mehr als 150 t Mais pro Stunde.Sechsreihige Rübenroder mitbis zu 40 cm3 großen Bunkern könnenSchlaglängen von 1 600 m ohneAbbunkern überbrücken. UndMähdrescher erreichen heute mitalternativen AbscheidesystemenKorndurchsätze von 40 t/h.Das sind natürlich tolle Aussagenin der Werbung. Aber die Frageist: Brauchen wir solche hochgerüstetenMaschinen? Fürhohe Leistungensprechen die begrenzteErntezeit, die großenFlächen vor allemin den neuen Bundesländernsowie die erforderlicheSchlagkraft,um eine gleichbleibendqualitativ hochwertigeErntequalität zu sichern. Hierfürbrauchen wir Leistung, keineFrage.Aber was nützt eine hohe, teuerbezahlte installierte Leistung,wenn sie in der Praxis nicht umgesetztwird? Denn die genanntenZiele können nur dann erreichtwerden, wenn die teuren Großmaschinenauch wirklich dort eingesetztwerden, wo sie hinpassen.Hinpassen bedeutet hier nicht nur,daß die Flächenstruktur der Maschinengrößeentsprechen muß.Nein, auch an die Fahrer werdenimmer höhere Ansprüche gestellt.Nur wenn der Fahrer die Elektronikwirklich beherrscht und effizienteinsetzen kann, sind die hohenLeistungen möglich. Außerdemmuß die Betriebsorganisationauf die hohe Ernteleistung abgestimmtsein. Da wird mit 200-PSTraktorenz.B. Getreide vom Feldabgefahren, nicht etwa nebendem Mähdrescher her, um denDrescher auszulasten. Nein, derSchlepper steht mit laufendemMotor (sonst funktioniert die Klimaanlageja nicht) am Vorgewendeund wartet, daß der Korntankim Stand entleert wird. Damit werden10 bis 20 % Drusch- und Kampagneleistungregelrecht verschenkt.Aber das betrifft nicht nur denMähdrescher. Auch der großeTraktor könnte wesentlich effizienterz.B. zur Stoppelbearbeitungeingesetzt werden. Denn dieebenfalls vorhandenen 130-PSTraktorenreichen zum Abfahrendes Getreides in den allermeistenFällen nun wirklich aus.Oder nehmen wir als Beispiel dasHäckseln. Wie oft müssen wir feststellen,daß der große Feldhäcksler,sei es bei der Gras- oder Maisernte,auf die Transportfahrzeugewartet. Natürlich kann das beiweiten Strecken schon mal vorkommen.Wenn dies aber zurRegel wird, ist der Einsatz eineskleineren Häckslers bei gleicherErnteleistung entschieden preisgünstiger.Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhangauch die Futterqualitätim Silo. Werden pro Stunde 150 tMais und mehr ins Silo gefahren,schafft auch ein Radlader aufeinem Silo nicht mehr die nötigeRückverfestigung. Die Folgen sindentweder eine schlechte Silagequalitätoder ein Stau vor dem Silo,was wieder in unproduktivenWartezeiten für den Häckslermündet.Zurück zur gestellten Frage:Brauchen wir die enormen Leistungender großen Erntemaschinen?Ja wir brauchen Spitzenleistungen,wenn diese auch wirklichohne Hinnahme irgendwelcherEinbußen herausgefahren werdenkönnen.Deshalb, liebe Herstellerund Händler, steigtder Beratungsaufwandbeim Verkaufsolcher Maschinen.Es reicht eben nicht,auf die Vorteile undLeistungen der eigenen Maschineim Vergleich zur Konkurrenzhinzuweisen. Es muß individuellberaten und auf betrieblicheGegebenheiten stärker Rücksichtgenommen werden. Sonst ist beiInvestitionen von bis zu 500 000DM ein wichtiger Kunde von heutevielleicht morgen nicht mehr da.Die Empfehlung an die Betriebeund Lohnunternehmer: Überlegenund kalkulieren Sie ganz genau,ob es wirklich der größte Rübenroder,Mähdrescher oder Häckslersein muß. Es gibt Fälle, wo Lohnunternehmerihre Maschinen inHausgebieten anderer Lohnunternehmerfür Spottpreise anbieten,nur um eine einigermaßen akzeptableAuslastung zu erreichen.Das kann weder im Sinne derLohnunternehmer noch im Sinneder Landwirte sein. Denn fürSpottpreise können keine Topqualitätenerwartet werden.