Nicht alles ist Elektronik,was so aussieht. Elektrik undElektronik lassen sich klar abgrenzen:Die Elektrik sorgt durchEnergieübertragung dafür, daßsich etwas bewegt, leuchtet oderWärme abgibt. Die Elektroniksteuert, regelt und überwacht mitHilfe eines zwar beschränkten,aber unermüdlichen Intelligenzpotentials– und immer öfter auchnach Ihren Vorgaben!Schauen Sie sich um: Neuschleppermit mechanischer Hubwerkregelungsterben aus.Schließlich ist eineEHR leichter als einemechanische Regelungund läßt denTraktorkonstrukteurenmehr Spielraum.Kein SpritzenoderDüngerstreuerhersteller,der nicht einen Bordcomputeranbietet. Große Mähdrescher,Häcksler und Rübenroderlaufen nicht mehr ohne Bordelektronik,geschweige denn: lassensich ohne Elektronik bedienen.Womit wir schon bei einem erstenheiklen Aspekt der Elektroniksind: An der Bedienung haben dieHersteller noch mindestens genausozu knacken wie an derfunktionalen Weiterentwicklung.Und trotz aller Bemühungen werdenwir auch umdenken müssen:Einem Druckknopf kann man ebennicht ansehen, wofür er ist oderwohin er führt...Punkt zwei: Obwohl es gültigeDIN- und ISO-Normen gibt, die vonder Befestigung an den Kabinenholmenüber die Steckerbelegung,von der Signalform bis zur Datenadressierungalles reglementieren,kochen viele Landmaschinenherstellerimmer noch ihr eigenesSüppchen. Wenn es um denAufbau oder Kopplungen geht,stehen Landwirte und Lohnunternehmerim Regen: Sie selbst oderdie Fachwerkstatt müssen improvisieren.Nicht selten muß an einem120 000-DM-Schlepper erst malkräftig gebohrt und die Kabinenverkleidungaufgerissen werden,um einen Spritzrechner und dieBedieneinheit zu installieren undins Laufen zu bekommen. Undwenn Sie Drillmaschine, Spritzeund Düngerstreuer von verschiedenenHerstellern mit elektronischerSteuerung nutzen, kann esin der Kabine eng werden.Die Traktorelektronik und das Mobiltelefon(sofern Sie dafür nochPlatz und einen freien Steckerhaben) sind dann das Tüpfelchenauf diesem i: Wenn es an mehrerenStellen blinkt und piept,wissen Sie nicht, ob der Landhändleranruft, der falsche Gangeingelegt oder der Saatguttankleer ist.So helfen Bordinformationssystemewenig. Vor allem hilft diebislang ebenso lange wie fruchtarmeDiskussion über Vereinfachungen,Normen und Standards imBereich Elektronik auch denLandmaschinenherstellern nicht.Deshalb gehen diese jetzt in dieMarktoffensive, um endlich Tatsachen(und Normen) zu schaffen.So haben eine Gruppe namhafterLandmaschinen-, Elektronik- undSoftwarehersteller sowie mehrereLandtechnikinstitute eine „konzertierteAktion“ auf die Beinegestellt: Mit Hilfe der Elektronikhaben sie den teilflächenspezifischenPflanzenbau in diesem Jahrzur Praxisreife gebracht. Und zwarin einem für Praktiker bezahlbarenRahmen und auf der Basis desDatenübermittlungssystems LBS(Landwirtschaftliches Bus-System),das die Kopplung der Elektronikkomponentenaller Maschinenermöglicht.Durch den Einsatz von einheitlichenBedieneroberflächen, DGPSOrtungund einer standardisiertenDatenübertragung wollen dieseHersteller sowohl genormte undausbaufähige Einzelkomponentenals auchRundum-Elektronik-EDV-Pakete anbieten.Mindestens sobemerkenswert wiedie konzertierteAktion selbst sindaber folgende Punkte:Auch einige kleine und mittelständischeUnternehmen tragen ihrenAnteil am finanziellen Risiko vollmit. Einige Firmen mußten sichgegenüber den beteiligten Wettbewerbernweit aus dem Fensterlehnen. Und alle haben in der Vergangenheithinlänglich bewiesen,daß sie über genügend Gespür dafürverfügen, welche Innovationensich für Landwirte und Lohnunternehmerrechnen.Das läßt hoffen. Zumal die Frageheute nicht mehr lautet, ob Elektroniküberhaupt nötig ist, sondernwelches System sich als Standarddurchsetzt. Das wird jetzt derMarkt bestimmen. Vielleicht ist esnur noch eine Zeitfrage, wann dieLBS-Dose am Schlepper so selbstverständlichist wie das Dreipunktgestänge.Einigen Herstellernwird das gefallen, anderennicht. Profitieren wird die Praxis.