Promatec Automation AG: Narkosegerät Porcanest 3000: Routine erwünscht
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Gut zu wissen
- Das Einlegen der Ferkel verlangt eine gewisse Routine.
- In Deutschland bietet Promatec nur ein zertifiziertes Gerät mit drei Ferkelschalen an.
Trotz der vielen Erfahrungen musste Promatec sein Gerät mit drei Ferkelschalen überarbeiten, da für die Schweiz andere Anforderungen gelten. So darf in Deutschland zum Schutz des Anwenders der Gehalt an Isofluran maximal 15 mg/m3 betragen — in der Schweiz sind derzeit bis zu 77 mg/m3 erlaubt. Auch schreibt die im Januar 2020 vom Bundestag verabschiedete Verordnung vor, dass ein Gerät die Anwendungen und das Datum der einzelnen Eingriffe manipulationssicher aufzeichnen muss. Alle Daten müssen dabei durch Kontrollbehörden auslesbar sein.
Mobile Einheit
Basis des nur 53 kg schweren Narkosegeräts ist ein 76 cm breiter, um 16 cm in der Höhe verstellbarer Wagen mit vier zierlich wirkenden Laufrollen. Durch die schmale Bauweise ist in den meisten Fällen das Platzieren des Wagens quer auf dem Gang möglich — was einem das Stehen in einer Abferkelbucht erspart. Zusätzlich bietet Promatec für alle Fälle optional auch noch einen nur 57 cm breiten Wagen an.
Auf der unteren Ebene des zum Gerät gehörenden Wagens ist die sogenannte Versorgungseinheit platziert. Diese besteht aus einem Kompressor und einem Verdampfer, in dem das Narkosemittel Isofluran zum Überführen in einen gasförmigen Zustand erwärmt wird.
Sowohl der Kompressor für den Transport des aufbereiteten Gasgemischs als auch der Verdampfer werden mit Strom betrieben. Wer keine Lust auf ein herumliegendes Stromkabel hat oder wem im Outdoorbereich kein 230-Volt-Stromanschluss zur Verfügung steht, kann optional die Ausstattung mit einem 12-Volt-Akku bestellen.
Ebenfalls im unteren Teil des Wagens befindet sich der Aktivkohlefilter des Narkosegeräts. Das Element sammelt verbrauchtes und überschüssiges Isofluran. Der bei Promatec recycelbare Aktivkohlefilter befindet sich in einer speziellen Halterung, die mit einer „elektronischen Schnüffelnase“ ausgestattet ist. Der Sensor erkennt einen vollen Filter, so dass das Risiko eines unkontrollierten Austretens von Isofluran in die Umgebung minimiert ist. Zudem ist kein Filterwechsel nach einem festen Intervall nötig. Stattdessen erfolgt der Wechsel nach entsprechendem Hinweis im Display.
Ferkelschale ist drehbar
Eine Besonderheit der Ferkelschalen ist ihre drehbare Aufhängung. Hintergrund dieser Konstruktion ist die Annahme, dass Ferkel sich ruhiger verhalten, wenn sie mit den Füßen nach unten in die Ferkelschale eingeführt werden. Gegenüber einem Einlegen in unnatürlicher Rückenlage soll das Tier entsprechend weniger Aufregung verspüren, so dass die nachfolgende Narkose schneller und besser wirken kann. Dem ist gewiss so, über unsere Eindrücke hierzu sprechen wir jedoch gleich noch.
Zurück zur Beschreibung des Geräts: Nach dem Einlegen der Tiere in die Schale und die Maske muss man die Konsole um etwa 5 cm nach vorne schieben. Dadurch öffnet mechanisch ein Ventil in der Atemmaske und das Isoflurangemisch strömt zum Narkotisieren über eine Düse aus.
Parallel dazu startet im Anzeigeportal ein Countdown von 90 Sekunden. Um dem Landwirt zu signalisieren, dass er mit der Überprüfung des Zwischenklauenreflexes beginnen kann, fängt nach 70 Sekunden die Leuchtanzeige an zu blinken. Um sicherzustellen, dass die Tiere während des kompletten Eingriffs unter Narkose stehen, kommt beim Porcanest konsequent bis zur 90sten Sekunde Isofluran nach — sehr gut. Sollte bei Störungen im Betriebsablauf die Zeit zum Kastrieren nicht reichen, kann der Landwirt die Narkose um weitere 90 Sekunden verlängern, indem er die Ferkelkonsole einmal vor und einmal zurückzieht.
Zur Praxis
Ein Schauglas im Verdampfer oder eine digitale Füllstandsanzeige gibt es dagegen nicht. Was nicht weiter schlimm ist, denn die Flasche mit Isofluran des Herstellers Baxter dient gleichzeitig als Vorratsbehälter für den nur 20 ml fassenden Verdampfer, so dass der Füllstand direkt am Originalgebinde ablesbar ist.
Dennoch: Ein digitales Warnsystem, das Alarm schlägt, wenn die Flasche leer ist, wäre für das Arbeiten vorteilhaft! Nach dem Aufschrauben der Flasche schaltet man zum Aufheizen des Verdampfers das Gerät ein. Wie lange der Verdampfer mit dem Aufheizen beschäftigt ist, hängt von der Umgebungstemperatur ab. In Verbindung mit einem Warmstall dauerte bei uns der Prozess weniger als fünf Minuten. Im Zusammenhang mit einem Kaltstall kann dieser Prozess laut Hersteller aber auch zwanzig Minuten dauern. Sobald das Gerät betriebsbereit ist, schaltet eine Diode an der Anzeigetafel von Rot auf Grün um.
Klemmbügel verlangt Routine
Das Einlegen in Bauchlage erfolgt dann, indem man das Tier auf den vorderen Klemmbügel schiebt und diesen danach bis zum Einrasten nach oben drückt. Zum Fixieren des Tieres schwenkt man nun den hinteren Klemmbügel passend weit ein. Zu diesem Zeitpunkt steht das Tier noch nicht unter Narkose. Denn dafür muss erst der Kopf des Tiers in die Atemmaske eingeführt werden, was ohne direkten Blickkontakt für den Ungeübten ein relativ schwieriges Unterfangen darstellt.
Hat man den Rüssel in die Atemmaske eingeführt, gilt es anschließend, die auf einem Schlittensystem befestigte Ferkelschale nach vorne zu schieben. Beim Schieben öffnet das bereits erwähnte Ventil, so dass über eine Düsenscheibe das Isoflurangemisch ausströmen und die Narkose beginnen kann.
Die ersten zehn Sekunden verbleibt das Ferkel in der beschriebenen Bauchlage, anschließend wird der Halter um 180° gedreht, so dass für den Eingriff das Tier praktischerweise auf dem Rücken liegt. Ist die Operation abgeschlossen, reicht das Öffnen der Klemmbügel mit einem Drücken der zwei Entriegelungsknöpfe. Das Tier kann nun nach oben entnommen werden.
Das alles hört sich vielleicht ein wenig kompliziert und arbeitsaufwändig an. Tatsächlich kommen erfahrene Personen mit dem Gerät gut zurecht. Wir als „Anfänger“ taten uns damit dagegen richtig schwer, insbesondere was das Einführen des Rüssels betrifft. Wie wir von Landwirten in Erfahrung bringen konnten, stören sich auch Praktiker an diesem Prozedere, weshalb die Einrichtung zum Drehen der Ferkelschalen oftmals nicht genutzt wird — und stattdessen die Tiere gleich in Rückenlage einlegt und unmittelbar narkotisiert werden. Aus Tierschutzgründen halten wir dieses Prozedere mit Blick auf eine viel schnellere Narkotisierung auch nicht für verwerflich.
Maske nicht immer dicht
Konkret gemessen wurden Konzentrationen von 10 mg/m3 bei der Person, welche die Ferkel anreicht. Auf Höhe des Operateurs wurden genau 15 mg/m3 gemessen. Ursache für die vergleichsweise hohen Konzentrationen ist wohl die Maskenform. Diese ist für kleine Ferkel etwas zu groß geraten, so dass die Rüssel der Tiere nicht immer sicher umschlossen sind.
Generelle Sorgen vor einem unkontrollierten Austreten von Isofluran muss man sich beim Porcanest aber nicht machen. Denn verbrauchtes Isofluran wird nicht in den Raum, sondern in einen Aktivkohlefilter abgeleitet. Die DLG-Tests ergaben hier, dass bei einem relativ niedrigen Verbrauch von 0,53 ml je Tier rund 70 % des verbrauchten Isoflurans sich im Filter wiederfinden. Im Vergleich zum Wettbewerb ist dies allerdings kein Spitzenwert.
Wann der Filter gesättigt ist, zeigt das Gerät mit Hilfe eines Codes am Display an: Erscheint der Warnhinweis, kann man nur noch die eingelegten Ferkel narkotisieren. Wie wir selbst feststellen durften, schaltet die Technik danach konsequent ab. Und zwar so lange, bis ein neuer Filter eingesetzt und das System neu gestartet ist.
Die Filterkapazität gibt der Hersteller mit mindestens 480 Tieren an (bei 90 Sekunden Vollnarkose). Das deckt sich mit unserer Erfahrung. So war der zweite Filter nach insgesamt 987 Ferkeln voll — macht 493 Kastrationen mit einem 65 Euro teuren Filter.
Digitales und analoges Zählwerk
Neben dem analogen Zählwerk besitzt das Porcanest 3000 einen Speicher für bis zu 5 000 Datensätze. Konkret werden die letzten 4 000 Einzelkastrationen mit Datum und Uhrzeit, Narkose- und Einlegedauer sowie Einlegestation und Funktion der Filterüberwachung abgespeichert. Alte Datensätze werden sukzessive überschrieben.
Zudem werden die vom Gesetzgeber geforderten 1 000 Tagesdatensätze aufgezeichnet. Die digitalen Speicherdaten können mit einer Software des Herstellers auf den Laptop des Landwirts ausgelesen werden. Wie die Datenübertragung im Detail funktioniert, konnte uns der Hersteller allerdings nicht demonstrieren, da bei unserem Besuch das passende Kabel nicht verfügbar war.
Schwer zu reinigende Bereiche
Allerdings reklamieren die Experten der DLG schwer zu reinigende Bereiche an der Versorgungseinheit. Wie mikrobiologische Proben der DLG zudem ergaben, bleiben Keime vor allem an den Schaumstoffeinlagen der Ferkelschalen und an den Masken zurück. Bei einem überbetrieblichen Einsatz raten wir deshalb dringend zu betriebseigenen Schalen und Masken.
Aus hygienischer Sicht tendieren wir auch zu den komplett in Edelstahl gefertigten Ferkelschalen. Zwar sind die Schalen mit Schaumstoffeinlagen für die Tiere gewiss komfortabler, mit Blick auf die Verschleppung von Keimen ist das offenporige Material aber kaum zu verantworten. Toll finden wir dagegen die bei Promatec serienmäßige Abdeckhaube, denn sie verhindert das Einstauben der Technik nach dem Einsatz.
Preise und Unterhalt
Bei einem Verbrauch von 0,53 ml Isofluran je Tier (bei 90 Sekunden Narkose) kostet mit dem Porcanest 3000 das Mittel rund 15 Cent je Tier und der Wechsel des Aktivkohlefilters weitere 13 Cent je Tier. Der zusätzliche Zeitaufwand für eine Narkose mit dem Porcanest 3000 lässt sich bei 115 Tieren je Stunde (theoretische Leistung) bei 35 Euro Stundenlohn mit rund 30 Cent je Tier festlegen. Mit Strom und Reinigungsmittel kommen so variable Kosten von 62 Cent je Tier zusammen. Unter Berücksichtigung eines staatlichen Zuschusses (5 000 Euro) sind die fixen Kosten vor allem durch die Anschaffungskosten bestimmt. Bei einer Abschreibung auf sechs Jahre betragen diese 658 Euro im Jahr. Ein Betrieb mit 150 Sauen und 16 zu kastrierenden Tieren je Sau und Jahr kommt so je Ferkel auf 27 Cent, bei 250 Sauen auf 16 Cent und bei 400 Sauen auf 10 Cent. Die gleiche Summe kommt für Wartung und für Reparaturen hinzu sowie weitere 6 Cent für Schulungen.
Daraus resultieren Gesamtkosten je kastriertem Ferkel: 1,23 Euro bei 150 Sauen, 0,99 Euro bei 250 Sauen; 0,85 Euro bei 400 Sauen und 0,78 Euro bei 600 Sauen. In der Summe unterscheidet sich bei den Kosten das Porcanest 3000 nicht wesentlich von den in profi bereits vorgestellten Narkosegeräten.
Fazit
Eine Besonderheit ist das tierfreundliche Einlegen der Ferkel mit dem Bauch nach unten, doch verlangt das Prozedere eine gewisse Routine. Positiv zu bewerten sind ein niedriger Isofluranverbrauch sowie der optionale Betrieb mit einem 12-Volt-Akku.