Ob fürs Kälbertränken im Iglu, fürs Montieren in der Werkstatt oder Kontrollieren der Biogasanlage: Mit einer Lampe auf der Stirn hat man beide Hände frei zum Arbeiten, und das Licht fällt immer schattenfrei genau dort hin, wo auch der Blick hingeht.
Die neueste Generation von LED haben das Potenzial von Stirnlampen zusätzlich gehoben. So ist von Ledlenser der Lichtstrom der Stirnlampe H15R Work im Boost Modus mit unglaublichen 2 500 Lumen (lm) angegeben. Das ist mehr, als so mancher Arbeitsscheinwerfer an Landmaschinen aufzuweisen hat. Dabei leuchtet mit von uns gemessenen 11 000 Lux die H15R Work so hell wie 170 60-Watt-Glühlampen. Damit lässt es sich arbeiten. Tipp: Lassen Sie sich unabhängig vom Hersteller grundsätzlich nicht von Prospektdaten blenden. Denn wie unsere letzten profi-Tests zeigen, weichen die Angaben oft genug deutlich von den Messwerten ab.
Test von Stirnlampen: Verwirrende Angebotsvielfalt
Nachdem in der profi-Redaktion der Beschluss für einen Test von Stirnlampen fiel, stießen wir bei der Suche nach passendem Equipment für profi-Leser an unsere Grenzen. Denn das Angebot ist nicht nur unüberschaubar groß, auch die Preisspanne ist gigantisch. So sollte die günstigste Stirnlampe gerade mal 69 Cent kosten, das teuerste Exemplar mehr als 300 Euro.
An dieser Stelle erinnerten wir uns an einen profi-Test von Taschenlampen, bei dem Ledlenser aus Solingen mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machte. Die Firma mit mehr als 650 Mitarbeitern weltweit bietet ein großes Portfolio — auch bei Stirnlampen. Wir haben deshalb für unseren Vergleich repräsentative Modelle von Ledlenser ausgewählt. Darunter das wertige Einsteigermodell SE05 für 39,90 Euro, zwei Stirnlampen der Core-Reihe für den anspruchsvollen Technikanwender sowie zwei Work-Modelle für den professionellen Berufsalltag. Abgerundet wird die Auswahl von der Ex-geschützten Stirnlampe iLH8R.
Für alle Stirnlampen im Vergleich gilt das gleiche Qualitätsversprechen des Herstellers: Neben der gesetzlichen Gewährleistung bietet der Hersteller bei zeitnaher Registrierung nach dem Kauf kostenlos eine Garantie von sieben Jahren an — das ist ein Wort. Batterien, Akkus sowie Powercases sind von der verlängerten Garantie ausgenommen.
Nachhaltige Energiebündel
Ledlenser setzt auf Nachhaltigkeit. Alle Stirnlampen in unserem Vergleich können deshalb mit Akkus betrieben werden. Die Stirnlampe SE05 wird allerdings serienmäßig mit Batterien ausgeliefert. Als sogenanntes Hybridmodell passt jedoch ebenfalls ein 3,7-Volt-Lithium-Akku mit 880 mAh ins vor Strahlwasser geschützte Batteriefach.
Sieht man von den Ex-geschützten Modellen mit separater 230-Volt-Ladeschale ab, lassen sich alle Akkus per USB-Kabel laden, z. B. im Auto, auf dem Trecker oder am Stall-PC — sehr gut.
Weniger gut finden wir das Magnet-Ladekabel bei den Modellen H7R Work, H5R Core und H7R Core. Es schützt zwar den Akku vor eindringender Feuchtigkeit, und auch die Handhabung ist okay. Hat man jedoch das Kabel verlegt oder vergessen mitzunehmen, bekommt man aufgrund des Alleinstellungsmerkmals unterwegs keinen Ersatz.
Aufpassen heißt es auch in Bezug auf die Ladezeit. Denn schneller als in 2,5 Stunden sind die wenigsten Akkus voll. Fast zehn Stunden benötigt die Ex-geschützte iLH8R, was dem Explosionsschutz (Ex 2/22) der Ausnahme-Stirnlampe geschuldet ist.
Für Akkus spricht auch ihr enormes Leistungspotenzial. So kommen die Akkus der Leuchten H7R Work und H15R Work auf ein Speichervermögen von 4 800 mAh. In Verbindung mit 7,4 Volt Spannung erreicht so die H15R Work eine respektable Speicherkapazität von 35,5 Wh.
Bei der H15R Work hält der Akku bis zu 70 Stunden — bei kleinster Helligkeitsstufe versteht sich. Parallel liefert der Akku so viel Strom, dass beim Aktivieren der nur kurzzeitig verfügbaren Boost-Funktion das Licht so hell ist, dass man selbst in 50 m Entfernung ausreichend viel erkennt. Als „ausreichend“ bezeichnen wir bei profi eine Beleuchtungsstärke von mindestens 4 Lux. Diese Betrachtungsweise unterscheidet uns von den Herstellerangaben. So ist im Prospekt zur H15R Work die Leuchtweite mit 250 m angegeben.
Die Kehrseite der Medaille: Mit 242 g hat der Akku der H15R Work ordentlich Gewicht. Bei den Leuchten für den anspruchsvollen Anwender befindet sich deshalb für eine bessere Gewichtsverteilung der Akku am Hinterkopf. Tatsächlich sind wir sehr erstaunt darüber, wie gut sich damit selbst schwere Akkus tragen lassen.
Doch nicht nur das Gewicht, auch die Bauform hat Einfluss auf den Tragekomfort. Tatsächlich störten sich unsere Tester ein wenig am etwas klobig geratenen Akku der Ex-geschützten iLH8R.
Als nicht störend empfanden wir das Überkopfband, das vom Akku am Hinterkopf einmal über den Kopf zur Stirn führt. Selbst schwere Kopfleuchten rutschen so nicht nach unten. Probleme bereiten kann das Kopfband jedoch im Zusammenhang mit dem Tragen einer Winter-Wollmütze. Mitunter ist dann ein Modell mit einfachem Kopfband — auch Stirnband genannt — die bessere Wahl.
Einfach gutes Licht
Von Stirnlampen wird viel erwartet: Ihr Licht soll beim Montieren nicht blenden, bei der Suche nach einer heruntergefallenen Schraube sollte der Boden weit und gleichmäßig ausgeleuchtet sein; und wenn sich nachts am Hof was tut, sollte man auch in größerer Entfernung noch was erkennen können. Um jedes Ziel abzudecken, besitzen alle Ledlenser-Stirnlampen in unserem Vergleich das patentierte Advanced Focus System.
Darunter zu verstehen ist eine Mechanik zum Verändern des Lichtfokus, was ein stufenloses Umstellen von Nahfeld- auf Fernlichtausleuchtung bedeutet. Die besondere Anordnung von Linse und Reflektor ergibt ein sehr homogenes Leuchtfeld, gleichzeitig ist der Anteil an Streulicht auf ein Minimum reduziert. Das Resultat ist ein auffällig scharf abgegrenztes Leuchtfeld mit einer klaren Grenze zwischen hell und dunkel. Damit lässt sich gut arbeiten, für den ein oder anderen Praktiker ist der starke Lichtabfall allerdings ebenso gut gewöhnungsbedürftig.
Tipp: Wer Wert auf ein großes Leuchtfeld legt, dem empfehlen wir einen Blick in unserer Tabelle und auf den Punkt „Lichtkreis in 1 m“. Hier gilt: Je größer der Wert, desto größer ist das Leuchtfeld im Nahbereich. Glänzt in 1 m Abstand das favorisierte Modell zusätzlich mit einer 450 Lux hellen Ausleuchtung, können Sie mit der Stirnleuchte wie im Büro die Zeitung lesen.
Eine Kopflampe sollte intuitiv ein- und auszuschalten sein. Kleine Schaltknöpfe wie bei der SE05 sind hier weniger vorteilhaft als der seitliche, mit Handschuhen zu betätigende Drehknopf einer H5R Core. Das Gute am Drehknopf: Beim Einschalten erstrahlt das Licht in der gleichen Stärke wie vor dem Ausschalten.
Anders beim Modell SEO7R. Hier muss man den kleinen Einschaltknopf mehrmals drücken, bis man die gewünschte Beleuchtungsstärke gefunden hat. Allerdings besitzt die SEO7R die Dimm-Automatik Optisense: Um Blendungen zu reduzieren, reguliert das Modell automatisch die Beleuchtungsstärke. Je dunkler die Umgebung ist, desto heller leuchtet ihre LED.
Weitere Features der SEO7 sowie der SEO5 sind weißes Blitzlicht, rotes Blinklicht und Dauer-Rotlicht. Beim Angeln oder Campen mag Rotlicht von Vorteil sein. Wir mussten jedoch feststellen, dass die Bedienung einer Leuchte schwierig wird, je mehr Funktionen es gibt. Manchmal ist weniger mehr.
In diesem Zusammenhang finden wir gut, dass wie bei der H15R Work kein weiterer Knopf zu drücken ist, um die rote LED am Hinterkopf zum Leuchten zu bringen: Das „Rücklicht“ geht automatisch mit der Stirnlampe in Betrieb, so dass nachfolgende Personen und Fahrzeugen einen besser sehen können als mit einem Akku ohne Rotlicht.
Im Zusammenhang mit LED ist die Farbwiedergabe und der dafür stehende CRI-Wert ein wichtiger Punkt. Dabei gilt: Je höher der CRI-Wert, desto besser kann man ein rotes von einem braunen Stromkabel in der Fahrzeugelektrik unterscheiden.
Mit guten Farbwiedergaben begeisterten uns hier die Modelle H7R Work und H15R Work. Beide sind von Ledlenser mit einem CRI von 90 angegeben. Wo das Erkennen von Farben nicht lebensrettend ist, lässt es sich nach unserer Erfahrung aber auch gut mit einem CRI-Wert von 70 arbeiten.
Nicht minder verwirrend sind Angaben der Hersteller zur Farbtemperatur in Kelvin (K). Hier gilt: Werte von 3 300 bis 5 300 K entsprechen Neutalweiß, ab 5 300 K beginnt der Kaltweiß-Bereich. Himmelblau hat beispielsweise eine Farbtemperatur von 6 500 K. Doch aufgepasst: Eine hohe Farbtemperatur ist nicht gleichbedeutend mit gut oder besser. Insbesondere bei staubigen Verhältnissen bietet eine Stirnlampe mit 4000 K ein blendfreieres und somit besseres Licht als ein Modell mit 6500 K oder gar mehr.
Preise und Empfehlung
Die Preise für die Stirnlampen in unserem Vergleich beginnen bei 39,90 Euro für die SE05 und reichen hoch bis fast 200 Euro für die H15R Work. Letztere besticht durch eine hohe Farbwiedergabe in Kombination mit einem sehr guten Licht.
Wer hohe Ansprüche hat und auf das umfangreiche Zubehör einer Work-Leuchte verzichten kann, dem raten wir zur H5R Core für 79,90 Euro (Online ca. 50 Euro). Sie bietet ein tolles Licht und den guten Bedienkomfort einer H15R Work. Einzig in Bezug auf die Farbwiedergabe sind bei den Core- gegenüber den Work-Modellen kleinere Abstriche zu machen.
Für Kinder gemacht
Die akkubetriebene Kidled4R von Ledlenser ist eine leichte Stirnlampe für Kinder älter als 36 Monate. Mit maximal 11 Lux in 1 m Entfernung reicht ihr Licht Kindern so eben zum Orientieren. Doch ist die Gefahr reduziert, dass Kinder sich gegenseitig blenden.
Der Fokus ist nicht einstellbar, allerdings streut im Abstand von 1 m das Licht mehr als 2 m breit. Zum Schutz vor einem Strangulieren öffnet das Stirnband bei starkem Zug. Neben weißem Licht bietet das Modell rotes und blaues (Blink)licht. Die Bedienung ist kindgerecht.
Ebenso kindgerecht: Nach 20 Minuten schaltet die Leuchte automatisch ab.