John Deere 7R 350 AutoPowr: Starker Motor, große Hütte, aber…
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Gut zu wissen
- Der Dieselverbrauch ist auch mit dem stufenlosen Getriebe bei Zugarbeiten niedrig. Die CommandPRO-Bedienung ist spitze.
- Bei 50 km/h ist die Nutzlast mit 3,6 t (zu) knapp. Bei 40 km/h sind es zwei Tonnen mehr.
John Deere 7R: 385 PS — aber nicht im Stand
Der Grund: Im Stand begrenzt John Deere die Zapfwellenleistung der neuen Topmodelle 7R 330 und 7R 350 auf die Werte des 7R 310. Die Zapfwellenkupplung sei nicht für höhere Dauerbelastungen ausgelegt, so der Hersteller. Für Sie in der Praxis ist diese Info relevant, wenn Sie einen Holzhacker, eine Mühle oder Ähnliches im Stand per Zapfwelle betreiben wollen. Sobald der Traktor über 0,5 km/h fährt, gibt die Software die volle Leistung frei.
Auf dem Zapfwellenprüfstand hat John Deere das für uns per Laptop simuliert: Schon kamen 223,5 kW bei Nenndrehzahl sowie maximal 249,8 kW hinten am Stummel an. Wenn das auch keine Rekordwerte sind, so passen sie doch sehr viel besser zu den Leistungsangaben im Prospekt.
Hinzu kommt noch ein Boost, der bei Zapfwellenarbeiten (über 0,5 km/h) oder beim Transport über 23 km/h aktiv wird. Bei Nenndrehzahl steigt die Leistung damit noch einmal um gut 15 kW. Die Maximalleistung erhöht sich aber lediglich um gut 2 kW.
Laut John Deere soll die Boost-Leistung im oberen Drehzahlbereich die Beschleunigung verbessern. Gerade beim Stufenlosen will man die hohen Drehzahlen aber eher vermeiden. Und da auch die 1000er Zapfwelle schon bei 1960 min-1 erreicht wird, sind hier gerade mal 8 kW Boost nutzbar.
Was macht der Verbrauch?
Genauso gut sieht es beim Powermix aus: Auf der Straße rollt der 7R mit 55,7 km/h auf der Anzeige bei 1 620 min-1 daher und ist mit 399 g/kWh 25 % sparsamer als der 7290R aus unserem letzten Test. Und auf dem Acker bewegt sich der 7R 350 mit 252 g/kWh (+ 12 g/kWh AdBlue) fast 9 % unter dem Durchschnittsverbrauch aller bisher getesteten Traktoren — sehr gut.
Selbst bei den Zyklen mit schwerer Zugarbeit macht das AutoPowr-Getriebe eine ziemlich gute Figur — da vermisst man das e23-Schaltgetriebe nicht. Schließlich werden die Verbräuche bei den gemischten Arbeiten noch geringer, und der Komfort ist beim Stufenlosen nun mal besser.
Mit CommandPRO bestellen?
So sehr Profis diese Möglichkeiten lieben, so sehr können die zehn (teils verdeckten) Knöpfchen und Rädchen aber wechselnde (Aushilfs-)Fahrer verschrecken. Um hier teure (oder gar gefährliche) Fehlbedienungen zu verhindern, kann man entweder alle Knöpfe auf dem Hebel per Taster sperren oder einzelne Funktionen per Code im Terminal deaktivieren. Oder man entscheidet sich für die, nach wie vor verfügbare, einfache Armlehnen-Bedienung.
Zum Getriebe selbst ist ansonsten nicht viel zu sagen: Die Motor-Getriebe-Abstimmung ist gut, und drei Zapfwellendrehzahlen (wahlweise 540/540E/1 000 oder 540E/ 1 000/1 000E) sind es auch. Außerdem stimmt der Wirkungsgrad: Eine Zugleistung von 200 kW bei Nenndrehzahl sowie 227 kW bei Maximalleistung passen genauso wie der Verbrauch von 255 bzw. 247 g/kWh.
Reichlich Hubkraft
Beim Hubwerk mit 8 200 daN durchgehender Hubkraft, der guten Bedienung auch über den CommandPRO-Hebel sowie der Anzeige im Terminal gibt es nichts zu meckern. Wer allerdings mit den verbesserungswürdigen, aber als „Deluxe“ bezeichneten Seitenstabilisatoren nicht klarkommt, findet leider keine hydraulische Version in der Optionsliste. Gleiches gilt für die Themen Druckentlastung (zumindest beim Frontkraftheber) sowie lastkompensierende Senkdrosseln.
Apropos Fronthubwerk: Für die Premium-Variante mit Unterzug und zwei Zusatzsteuergeräten ruft John Deere tatsächlich über 9000 Euro auf. Es hebt zwar 3,6 t, hat aber weder einen Lageregler in der Armlehne noch einen gescheiten Oberlenkerhalter.
Kabinenkomfort vom Feinsten
Was die Ausstattung angeht, hatte der Testkandidat die „volle Hütte“. Signature-Edition nennt John Deere die Wohlfühlpakete z. B. für Komfort (Lederausstattung mit Massagesitz, Radio mit Touch-Bedienung usw.) und Sicht (LED-Licht, beheizte Scheiben etc.).
Zusätzlich muss man noch wählen zwischen dem ActiveSeat II oder dem Luftsitz samt Kabinenfederung. Nachdem wir im 8R den ActiveSeat II und jetzt beim 7R die Kabinenfederung hatten, würden wir uns immer für die gefederte Kabine samt Luftsitz entscheiden, auch wenn John Deere für den Acker den ActiveSeat II empfiehlt.
Elektronische Lenkung
Aber egal welches Lenksystem: Der von uns gemessene Wendekreis von 13,10 m (Bereifung 620/75 R 30 mit 2,19 m Spur) ist super. Weniger gut kommen die durchgestylten Vorderradkotflügel an, die nach wie vor mehr wackeln als nötig. Und dann ist da das Problem mit der Lenkbarkeit: Auf festem Untergrund war es nicht möglich, den ballastierten Traktor im Stand zu lenken. Vergleicht man die gut fingerdicken Kolbenstangen des 7R mit den mehr als armdicken Zylindern beim 8R, wundert das nicht. Genauso gibt es für den 7R vorne auch keine Freigabe für Zwillingsräder.
Schrittmacher ist John Deere dagegen nach wie vor beim GPS-Lenksystem. Die Antenne ist jetzt diebstahlsicherer oben im Dach verbaut, die Bedienung ist intuitiv und die Funktionen sind vielfältig.
Im Einsatz stolpert man dann aber noch über Details wie z. B. bei der AutoTrac-Wendeautomatisierung. Hier werden nicht die gespeicherten Tempomaten wie beim Vorgewende-Management iTec genommen, sondern separate Geschwindigkeiten. Außerdem fehlt die Möglichkeit, den Auslöser für die Vorgewende-Funktionen zu ändern. Und im Einsatz kann man nicht automatisch in Beeten arbeiten.
18 t nur bei 40 km/h
Leider gibt es ab Werk keine Reifendruckregelanlage. Ein erster Schritt wäre, die Felgen schon mal auf beiden Seiten mit einem Ventil auszustatten. Aktuell muss man womöglich unter seinen fast 350 000 Euro teuren Schlepper kriechen, um den Reifeninnendruck anzupassen.
Eine tolle Entwicklung ist das EZ Ballast von LaForge. Dieses 1,7 t schwere Unterflurgewicht ist auf ebener Fläche in Sekundenschnelle abgelegt und wieder aufgenommen. Im Vergleich zu Radgewichten eine echte Alternative, zumal das System aktuell mit 33 % Rabatt auf den Listenpreis in Höhe von 11 700 Euro angeboten wird — das ist nur rund 1 200 Euro teurer als Felgengewichte.
Wartung, Gewährleistung und Preise
Ein wenig anders sieht das bei den Listenpreisen für den Traktor aus. Schon in Grundausstattung stehen für den 7R 350 über 281000 Euro (alle Preise ohne MwSt.) auf dem Zettel. Hinzu kommen die Ausstattungspakete Komfort (mit Massagesitz, Soundanlage etc. für knapp 5500 Euro) und Sicht (mit LED, Seitenwischer, Spiegelheizung etc. für fast 5000 Euro) sowie die Kabinenfederung (rund 2500 Euro) und die CommandPRO-Bedienung (1500 Euro).
Teuer sind auch die IF-Reifen (24500 Euro) sowie das Fronthubwerk (9100 Euro) und die Druckluftanlage (knapp 6000 Euro). Hinzu kommt noch der StarFire6000-Empfänger (6400 Euro) samt Aktivierung (3500 Euro) und CommandCenter 4600 mit Zusatzmonitor (2800 Euro). Mit allen Details steht am Ende ein Listenpreis von mehr als 345000 Euro für die Testmaschine.
Stabiles Fronthubwerk und flexibler Ballast
Fazit
Ärgerlich sind Dinge wie die schwammige Lenkung oder die immer noch wackeligen Vorderradkotflügel. Außerdem fehlt dem Premium-Schlepper das i-Tüpfelchen, wenn es zum Beispiel um das Arbeiten in Beeten bei der Vorgewende-Automatisierung, Werks-Ausstattungen wie eine Reifendruckregelanlage oder hydraulische Seitenstabilisatoren geht.