Schleppertest | Traktor Claas Axion 960 Terra Trac im Langzeittest

Claas Axion 960 Terra Trac - Zugleistung: super, Zuverlässigkeit: geht so

Bei größeren Ackerbaubetrieben ist der Axion 960 Terra Trac beliebt, da er seine bis zu 327 kW/445 PS effektiv in Zugleistung verwandelt. Lesen Sie, wo es bei dem Halbraupenschlepper in den mehr als 2.700 Stunden noch haperte.

Der Axion Terra Trac musste richtig ran. In drei Jahren hat er bereits mehr als 100.000 l Diesel verbrannt. (Bildquelle: Wilmer)

Auch auf dem Ackerbaubetrieb, wo „unser“ Axion 960 TT läuft, stand man vor dem Problem, bei zwillingsbereiften Radschleppern nur mit Begleitfahrzeug fahren zu dürfen. Außerdem wurden engen Dorfdurchfahrten immer mehr zur Herausforderung. So kam im Frühjahr 2021 der Axion 960 Terra Trac auf den Hof, um vor allem den Horsch Terrano sowie einen Bednar Terraland Tiefenlockerer zu ziehen (Tabelle „Einsatzspiegel“).
Dabei wird der Terrano für die flache Bearbeitung mit 6,50 m Arbeitsbreite gefahren, während für die rund 25 cm tiefe Grund­bodenbearbeitung die Seitenteile de­montiert und die Arbeitsbreite auf 4,80 m reduziert wird. Zudem war der Plan, den Raupenschlepper wegen seiner großen Aufstandsfläche bei Bedarf auch vor dem Düngerstreuer und der Spritze sowie dem Überladewagen zu nutzen.

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Und Aufstandsfläche hat der Axion: Mit den 73,5 cm breiten Bändern sowie Vorderrädern der Größe 710/60 R 34 kommt der Bolide locker auf sage und schreibe 3,8 m2. Trotz des stolzen Leergewichts von fast 17,7 t entspricht das nicht einmal 0,5 kg/cm2 — sehr gut!
Zum einen ist das selbst mit deutlich leichteren Schleppern und Zwillingen rundum kaum zu erreichen. Zum anderen sorgt die große Aufstandsfläche — bei dem auf 22 t zulässiges Gesamtgewicht aufballastierten Schlepper — für eine hervorragende Zug­kraft­über­tragung. So ist es kein Problem, die fast 450 PS vor dem 4 m breiten Tiefenlockerer bei nur 4 km/h mit weniger als 5 % Schlupf in die Knie zu zwingen!

Der Motor des Traktors Claas Axion 960 Terra Trac bekommt nicht nur Lob

Erzeugt wird die Leistung von dem FPT Cursor 9 mit 8,7 l Hubraum. Lob gibt es an dieser Stelle von den Fahrern vor allem für die sehr gute Zugänglichkeit sowie ein­fache Reinigung der Kühler und des Luft­filters. Und sie schätzen Annehmlichkeiten, wie den Druck­­luft­an­schluss vor der Kabine ganz ge­nauso wie die externen Batterie­pole am Aufstieg. Hier gibt es unten zudem einen Auszug, der eine Norm-Werkzeugkiste aufnehmen kann. Der Ansatz ist super, leider ist das ganze aber nicht staubdicht und man kann sich beim Ausziehen massiv die Finger klemmen — schade!
Keine Kritik gibt es dagegen bei der Leistung und auch beim Kraftstoffvorrat. 860 l Diesel reichen selbst bei härtester Arbeit für 12-Stunden-Schichten locker aus. Vielleicht wegen des Tankens im Feld führten aber nach 1 047 Betriebsstunden verstopfte Diesel­filter zum Leistungsverlust (Tabelle „Reparaturtagebuch“) — dabei waren die Filter sogar noch günstiger als die Arbeitszeit des in der Eile gerufenen Monteurs. Aufwändiger war die Fehlersuche dagegen nach knapp 2 200 h, als ebenfalls eine Leistungsreduzierung die Arbeit unterbrach. Als Ursache entpuppte sich ein kleiner verstopfter Entlüftungsschlauch vom AdBlue-Tank oben neben der Kabine. Zuvor wurde allerdings die AdBlue-Tankanzeige erneuert. Die Kosten trug die MaxiCare-Garantie, allerdings mit 750 Euro Selbstbeteiligung.

Ein anderer Schwachpunkt des Motors ist offensichtlich der Flachriemen für Licht­maschine, Klimakompressor usw. Sowohl nach 2.073 h als auch nach 2.364 h wurde der Riemen samt Umlenkrolle und Spanner erneuert — ebenfalls mit jeweils 750 Euro Selbstbeteiligung.

Gutes Getriebe, störanfälliges Fahrwerk

Das stufenlose ZF-Getriebe Terramatic 45 verrichtet seinen Dienst in dem Axion 960 seit über 2.700 Stunden nahezu klaglos. Einfach mit drei frei programmierbaren Geschwindigkeitsbereichen zu bedienen, kommt der Triebsatz bei den Fahrern gut an. Einzig der Getriebeölfilter meldete sich exakt nach 1.238 h und musste gewechselt werden, da die 1.200-h-Inspektion erst bei 1.250 h durchgeführt wurde. Entsprechend geschah der erste Wechsel aus Kulanz kostenfrei.

Größer war der Ärger bei den Laufwerken. Bereits nach 1.260 h trat ein Leckage an einem der Ölschläuche im Laufwerk auf, und auch ein defektes Sensorkabel musste erneuert werden. Das kostete aber genauso kein Geld, wie die gebrochenen Kreuz­gelenke der Raupen-Antriebswellen links (1.776 h) sowie rechts (2.579 h). Und bei der 1.800-h-Wartung musste auch das Endvorgelege rechts schon einmal abgedichtet werden. Inwieweit das mit dem regelmäßig zu heiß gewordenen Öl zu tun hat, wissen wir nicht. Als Grund für das zu heiße Öl hat man jedenfalls nach einiger Zeit die „Lenkbremse“ identifiziert. Sie unterstützt das Drehen am Vorgewende durch Abbremsen des kurveninneren Laufwerks, darf aber bei kurzen Schlag­längen nicht in der höchsten der drei möglichen Stufen genutzt werden.
Probleme, die aber allesamt wohl nur bei Maschinen auftreten, die mit auf 2,05 m reduzierter Spur unterwegs sind (um mit Spritze und Düngerstreuer passender in den Fahrgassen fahren zu können). Deshalb verbreiterte Claas im Rahmen einer großen Sonderinspektion bei 2.579 h die Spur auf 2,25 m. Außerdem bekamen wohl alle Terra Trac vorsorglich neue Triebräder mit geändertem Aufbau sowie geänderten Lagerungen. Hier gab es bei der Testmaschine allerdings keinerlei Probleme.
Was die Laufbänder angeht, sind nach gut 2.700 Stunden — fast ausschließlich auf dem Acker — die Stollen der Bänder zu rund 50 % abgenutzt. Bleibt die spannende Frage, ob damit noch einmal so viele Stunden Ackerarbeit sinnvoll sind, bevor der rund 20.000 Euro teure Austausch ansteht.

Hubwerk und Hydraulik machen beim Claas Axion 960 Terra Trac keine Probleme

In Sachen Hubkraft und Hydraulikleistung sowie Steuergeräte und Ölanschlüsse können wir es bei dem Axion TT kurz machen: Hier gibt es nix zu meckern! Die Fahrer loben auch die übersichtliche Bedienung und Einstellung der Durchflussmengen und Zeiten. Und da Tiefenlockerer und Grubber im Hubwerk gekoppelt werden, hat sich auch das Hubgestänge schon bewähren müssen. Einziges Problem: Bei einigen Geräten reicht oft die Länge der serien­mäßigen Ölschläuche nicht, da die Unterlenker nach hinten verlängert sind. Für die Wendigkeit mit den Geräten ist das wiederum vorteilhaft — wenngleich sich der Halb­raupenschlepper mit der schmalen Spur in engen Kurven wirklich schwertat. Das sieht nach dem Umbau deutlich besser aus.

Kleine Kabine beim Claas Axion 960

Eng ist auch das richtige Stichwort, wenn wir über die Kabine schreiben. Der ungewöhnliche Aufstieg ist dabei noch das kleinste Problem. Wichtiger wäre insbesondere mehr Beinfreiheit, gerade bei den langen Tag- und Nachtschichten zur Bodenbearbeitung. Und genau hierbei stören auch die teilweise klapprigen Plastikverkleidungen. Da gibt es heute deutlich komfortablere und hochwertigere Fahrerhäuser, wo z. B. auch die Kabinenfederung per Knopfdruck an die Vorlieben der Fahrer angepasst werden kann, statt im Heck aufwändig umgeschraubt werden zu müssen.
Klimaanlage, Beleuchtung und auch das griffige Lederlenkrad sind dagegen „up to date“. Das gilt wiederum gar nicht für das S10-Terminal zur GPS-Steuerung. Gut, dass Claas heute mit dem Cemis 1200 bereits eine bessere Lösung hat.
Wir hoffen, das ist auch für die Telemetrie-­Antenne vorne auf dem Dach der Fall. Die Plastikbefestigung hält jedenfalls überhängenden Ästen am Feldrand nicht stand. Genauso, wie die Elektrik des linken Spiegels den teils heftigen Resonanzen bei bestimmten Geschwindigkeiten nicht stand­gehalten hat. Hier ist laut Claas allerdings schon eine geänderte Halterung verfügbar. Ansonsten ist der Fahrkomfort des vollgefederten Axion für eine Halbraupe aber sehr gut. Vor allem auf dem Acker erhöhen die Bänder mit der langen Aufstandsfläche den Fahrkomfort beim Arbeiten schräg zur Bestellrichtung enorm.
Komfort bieten auch der belüftete Fahrersitz sowie die Bedienarmlehne mit dem Cmotion-Fahrhebel und den frei beleg­baren Funktionstasten. Die Menüführung im Cebis haben wir bereits gelobt, allerdings ist die Ein-/Aus-Symbolik bei einigen Funktionen nicht immer eindeutig.

Teure Wartung während des Langzeittests

Den großen Tank und die gut zu reinigenden Kühler hatten wir erwähnt. Schade nur, dass die serienmäßige Zentralschmieranlage im Heck ausschließlich die Fahrwerke versorgt. Sowohl das Hubgestänge als auch die Schmiernippel der Vorderachse samt Federung muss man dagegen mit der Hand schmieren.
Und dann sind da noch die Wartungskosten (Tabelle „Wartungskosten“). Nicht zuletzt aufgrund der abgeschlossenen MaxiCare-­Garantieverlängerung müssen ja die Service­arbeiten in der Werkstatt durchgeführt werden. Dabei sind alleine für die Öle und Filter stolze 3,23 Euro/h angefallen. Rechnet man die Arbeitszeit noch hinzu, kommt man auf fast 5,20 Euro/h inkl. MwSt. — das ist (zu) viel!

Wir fassen zusammen

Der Axion Terra Trac ist hervorragend geeignet, die hohe Motorleistung effektiv in Zugleistung umzusetzen — insbesondere bei der schweren Bodenbearbeitung. Dabei bleibt der Schlepper unter 3 m Breite und muss mit 22 t zulässigem Gesamtgewicht nicht überladen werden.
Bewährt haben sich bei der Maschine in den 2.700 h sowohl der Motor als auch das Getriebe, das Hubwerk und die Hydraulik. Ärger machten die Motor-Peripherie sowie die Laufwerke. Wobei hier ein Teil der Probleme offensichtlich wegen der schmalen Spur entstanden sind.
Grundsätzlich ist das Gesamtsystem nicht nur bei der Anschaffung, sondern auch bei den Betriebskosten sicher etwas teurer. Sind Sie allerdings mit 10 % weniger Schlupf unterwegs, sind diese Mehrkosten im Vergleich „Peanuts“. Andererseits ist es durchaus eine Herausforderung, eine hohe Auslastung sicherzustellen, da Transportfahrten wegen des hohen Verschleißes auf der Straße keine Option sind.

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