New Holland T7.315 HD: Mit neuer Kommando-Zentrale
Wie schlägt sich der neue T7 mit neuer Kabine im Schleppertest? Schließlich war die Kommando-Zentrale einer der Kritikpunkte beim vergangenen Test des T7.315 (profi 2/2017).
Auf den ersten Blick sehen Sie kaum einen Unterschied, wenn der neue T7 vorfährt. Doch wenn man genauer hinsieht, werden schon von außen einige Unterschiede deutlich. Dazu gehört zum Beispiel der geräumigere Aufstieg oder die neue Dachlinie mit bis zu 14 Arbeitsscheinwerfern sowie dem jetzt unten angeordneten Scheibenwischer. Doch dazu kommen wir später.
Unter der Haube des großen T7 findet sich nach wie vor der FPT-Sechszylinder mit 6,7 l Hubraum. Er erfüllt heute die Abgasstufe V dank seiner neuen HI-eSCR2-Technik ohne Abgasrückführung und mit einem wartungsfreien Partikelfilter. Gespannt waren wir auf die Leistungs- und Verbrauchs-Ergebnisse des DLG-Testzentrums. Von den 221 kW/301 PS Nennleistung im Prospekt kamen an der Zapfwellenbremse 199,2 kW hinten am Stummel an — prima! Zumal das Aggregat bei fallender Drehzahl noch ordentlich zulegte und bei 1800 Touren auf eine maximale Zapfwellenleistung von 215,9 kW kam.
Sehr sparsam
Auch wenn, vor allem wegen der strengeren Abgasnorm, hier die Topwerte des vergangenen Tests nicht ganz erreicht werden, passt das Ergebnis genauso in die Welt, wie der Dieselverbrauch. Mit 225 g/kWh (+ 22,2 g/kWh AdBlue) bei Nennleistung sowie 218 g/kWh (+ 22,7 g/kWh AdBlue) bei Maximalleistung gehört auch der neue T7.315 HD zu den sparsamsten Traktoren in seiner Klasse — sehr gut.
Das bestätigen auch die praxisnäheren Powermix-Messungen auf dem Rollenprüfstand des DLG-Testzentrums. In allen Zyklen ist der T7 hier zwischen rund 5 und 10 % sparsamer als der Durchschnitt aller bisher getesteten Traktoren. So liegt auch der Powermix-Gesamtwert mit 255 g/kWh (+ 27 g/kWh AdBlue) 8 % unter dem aktuellen Mittelwert aller Testkandidaten.
Womit wir schon beim stufenlosen Doppelkupplungsgetriebe des T7 wären. Hier hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts geändert. Wir wollen aber noch mal die Möglichkeit loben, Fahrhebel und -pedal bei der Arbeit problemlos im Wechsel nutzen zu können.
Und da der Multifunktionsgriff in die Mittelstellung zurückkehrt, kann man drei Tempomat-Geschwindigkeiten speichern und aufrufen. Fehlt nur noch die Möglichkeit, den Tempomaten per Tritt auf das Fahrpedal deaktivieren zu können. Darauf verzichtet New Holland bewusst und erweitert sogar den Spreizbereich des Pedals mit Aktivieren des Tempomaten um 10 km/h, um diesen dann per Pedal übersteuern zu können. Uns war damit beim Deaktivieren des Tempomaten die „Übernahme“ mit dem Fahrpedal allerdings zu holprig, zumal der Schlepper selbst in der niedrigen Verzögerungsstufe aktiv verzögert und sogar das Bremslicht angeht.
Ein Highlight ist dagegen der Wendeschalthebel links unter dem Lenkrad mit integrierter Parksperre, die auch die Anhängerbremse anspricht. Ebenfalls in dieser Liga nicht selbstverständlich ist die Zapfwellenausstattung: Vorne stehen optional zwei Zapfwellendrehzahlen zur Verfügung (1 000/1 000E), hinten sind es serienmäßig sogar vier (540/540E/1 000/1 000E).
Was die technischen Daten von Ölpumpe und Hubwerk angeht, war schon beim Vorgänger alles im grünen Bereich. Mit der 220-l/min-Axialkolbenpumpe (Option) hat die DLG allerdings eine maximale Förderleistung von nur 199,6 l/min gemessen. Genau wie 54,7 kW hydraulische Leistung wird das aber für die meisten Arbeiten locker ausreichen.
Gut gefallen hat uns, dass die Ölanschlüsse im Heck jetzt bessere Staubkappen und vor allem Entlastungshebel haben. Zu unübersichtlich ist aber nach wie vor die Zuordnung von Bedienhebeln und Ventilen.
Herauszufinden, auf welchem Hebel das Fronthubwerk liegt, ist nur echten Kennern möglich, die dazu auch durch die Untermenüs „surfen“ müssen.
Außerdem sind keine Mehrfach-Zuordnungen von Ventilen möglich. Und dass hinten Farben vergeben sind und im Menü Nummern stehen, ist verwirrend — schließlich fehlen auch dem Aufkleber oben auf dem Ventilblock die Nummern.
Dem Hubwerk können wir in Sachen Messwerte beste Noten ausstellen. Mehr als 9 600 daN durchgehende Hubkraft lassen keine Wünsche offen. Anders ist das bei der neu gestalteten Bedienung der Hubwerke. So hat z. B. die Schnellbedienung eine Doppelfunktion für das Front- und Heckhubwerk, die durch kurzes Drücken eines separaten Knopfes für zwei Sekunden aktiviert wird. Drückt man den separaten Knopf für fünf Sekunden, wird hier nur noch das Fronthubwerk bedient — das kapiert erst einmal niemand. Genauso ist das Scrollrad für die Tiefenregelung nicht nur ohne fühlbare Markierung, sondern je nach Drehgeschwindigkeit ist auch der Hubweg ein anderer — da geht es nicht ohne Blick auf die Terminal-Skala.
Obwohl die Form nahezu beibehalten wurde, ist das neue Fahrerhaus größer und die Türschwelle um 1/3 breiter geworden. Auch die Frontscheibe wölbt sich nun weiter nach oben. Für große Fahrer dürfte es noch mehr sein, um das Raumgefühl weiter zu verbessern. Kritik gibt es auch für den jetzt unten angelenkten Scheibenwischer: Der Wischwinkel ist nach wie vor auf weniger als 180° beschränkt — schade. Deutlich verbessert hat New Holland dagegen die Geräuschdämmung: Bei Vollgas hat die DLG gerade einmal 70,9 dB(A) am Fahrerohr gemessen — ein sehr guter Wert.
Wie zuvor lagert die neue Kabine hinten serienmäßig auf Schraubenfedern mit Dämpfern. Dank Änderungen am Panhardstab sowie an den vorderen Silentblöcken ist das Wanken deutlich reduziert. Noch besser wird es vielleicht mit der optional lieferbaren hydraulischen Federung — oder durch einen kostengünstigen Händlerumbau mit Teilen einer Luftfederung aus dem Nutzfahrzeugbereich, wie ihn z. B. der New Holland-Händler Agrartechnik Altenberge seinen Kunden anbietet.
Kontrovers diskutiert haben wir über den optionalen, im Lenkrad integrierten Monitor. Die Sicht ist nicht durch ein Lenkrad gestört, die Grafik ist brillant und beim Lenken stört er weniger als vermutet. Trotzdem würden wir ein A-Holm-Display bevorzugen, da man bei der Arbeit nach rechts orientiert ist. Dafür sollte der Sitz deutlich weiter nach rechts drehbar sein.
Beim neuen Multifunktionshebel befinden sich sage und schreibe 16 Funktionstasten für den Daumen auf nahezu einer Ebene. Trotz teils etwas unterschiedlicher Formen war beim Einsatz die „blinde“ Unterscheidung kaum möglich.
Gefallen hat uns der Hydraulik-Kreuzhebel mit der Bedienmöglichkeit für die Wendeschaltung. Gut wäre, wenn man hierhin auch die Schnellbedienung für das Hubwerk legen könnte. Apropos Schnellbedienung: Radio, Klimaautomatik etc. haben außen auf der Armlehne Tasten für eine Direktverstellung — gut, das dann auch das entsprechende Fenster im Terminal erscheint. Perfekt wäre die Sache, wenn man per Touch auch in das entsprechende Menü für weitere Einstellungen kommen könnte.
Hat man z. B. die Lüfterdrehzahl manuell reduziert, muss man in das Menü, um die Lüftung wieder auf Automatik zu stellen.Noch komplizierter wird es, wenn man Funktionen wie IntelliTurn nutzen möchte. Dabei geht es nicht nur um ein Vorgewende-Management, sondern um das vollautomatische, GPS-gesteuerte Drehen am Vorgewende.
Das System führt sich leider selbst ad absurdum, da hierfür nicht nur die Zeiten und Mengen für die Hydraulikventile ein drittes Mal eingestellt werden müssen. Man muss bei jeder Runde auch mehrere Sicherheitsfragen in kurzer Zeit richtig beantworten, um nicht zu scheitern.
Außerdem kann das System selbstständig keine Beete füllen, und innerhalb der Beete arbeitet die normale GPS-Lenkung nicht. Zudem kann man das Vorgewende-Management HTS nicht parallel nutzen, um ein komplexes Gerät, z. B. an einem Masten, wieder in Arbeitsposition zu bringen.
16,8 t zulässiges Gesamtgewicht
Der T7.315 HD brachte in Testausstattung 11 775 kg auf die Waage (inkl. zwei 250-kg-Radgewichte). Dank des auf 16,8 t erhöhten zulässigen Gesamtgewichtes bleiben gut 5 t Nutzlast. Dabei muss man sich auch bei voller Beladung keine Sorgen um die Bremsen machen: Eine Verzögerung von 4,8 m/s2 (bei 30,1 daN Pedalkraft) ist prima. Aber auch wenn der Testkandidat nur 1,90 m Spurweite hatte, ist der gemessene Wendekreis mit 14,80 m (Bereifung 650/65 R 34) eher groß geraten.
Fehlt nur noch die Wartung: 630 l Dieselvorrat und 96 l AdBlue sind Garanten für längste Arbeitstage ohne Unterbrechung. Dafür sorgt zudem der optional ab Werk lieferbare Umkehrlüfter. Schade, dass der Ölpeilstab nur erreichbar ist, wenn man beim Abstellen die Räder ganz nach rechts eingeschlagen hat. Hier wäre aus unserer Sicht eine elektronische Ölstandsanzeige wichtiger als der Schlüssel mit Fernbedienung und Keyless Go-Funktion.
Der neue New Holland T7.315 HD bietet auch mit der Abgasstufe V sehr gute Leistungswerte bei niedrigem Verbrauch. Genauso können sich nach wie vor das stufenlose Getriebe, die Hydraulikleistung, die Hubkräfte oder der Fahrkomfort sehen lassen. Etwas verwirrend bleibt dagegen die Zuordnung der Hydraulikventile.
Verbessert hat New Holland mit der neuen Kabine das Platzangebot und die Geräuschdämmung, während das neue Bedienkonzept differenziert zu betrachten ist. Gerade beim Vorgewende-Management IntelliTurn und der Spurführung sehen wir noch einiges an Verbesserungspotenzial. Summa summarum ist der große T7 aber eine gelungene Weiterentwicklung, die allerdings in der Testausstattung auch mit stolzen 385 000 Euro (ohne MwSt.) in der Preisliste steht.