Gebrauchte JCB-Baggerlader kaufen: Können alles, aber…
…nichts richtig — so das gängige Vorurteil, wenn man über Universalmaschinen spricht. Dazu gehört sicher auch der Baggerlader als Kombi aus Bagger und Radlader. Trotzdem werden weltweit über 80 000 Stück verkauft.
Mit dem Erfolg der Baggerlader ist JCB zu einem der weltweit größten Baumaschinenkonzerne aufgestiegen. Heute stammt etwa jeder zweite Baggerlader weltweit von JCB. Aber trotz des mit rund 80 000 Einheiten pro Jahr riesigen Gesamtmarkts spielen die gelben Alleskönner in Deutschland kaum eine Rolle. Auch das Gebrauchtmaschinenangebot ist überschaubar.
Umso wichtiger ist es, auf die Herkunft der gebrauchten Baggerlader zu achten. Handelt es sich um einen Import ohne die richtigen Papiere, ist zumindest die Straßenzulassung in Deutschland unmöglich.
Im Inland sind auf dem ein oder anderen Baubetriebshof solche Lader im Einsatz, die früher oder später auf dem Gebrauchtmarkt auftauchen. Wer hier allerdings auf einen Schnäppchenpreis für die Kombi aus Radlader und Bagger hofft, wird enttäuscht. Die Preise für Gebrauchte sind häufig noch gesalzen.
Umso wichtiger ist deshalb ein Blick auf die Ausstattung der vermeintlichen Allrounder. Aufgrund der großen Bedeutung weltweit ist die Modell- und Ausstattungsvielfalt bei JCB gigantisch. Auch wenn davon in Europa bzw. Deutschland nur ein Bruchteil angeboten wird, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Insgesamt umfasst das Baggerlader-Programm von JCB die Modelle vom 1CX bis zum 5CX. Wenn überhaupt, sind in Deutschland nur der 3CX und 4CX relevant.
Es gibt die Lader von JCB mit 20 km/h (selbstfahrende Arbeitsmaschine), aber auch mit 34 oder 40 km/h. Dann ist ein Kennzeichen erforderlich. Trotzdem würden wir diese Variante empfehlen, da ja gerade die Mobilität des Baggerladers (z. B. im Vergleich zum Minibagger) einer der größten Pluspunkte ist.
Auf den ersten Blick unterscheiden sich der 3CX und 4CX in der Bereifung: Während der größere 4CX rundum gleich bereift und mit einer Vierrad-Lenkung ausgestattet ist, kommt der 3CX vorne mit kleinen und hinten mit großen Rädern daher. Ausnahme: der 3CX Compact mit vier gleich-„kleinen“ Rädern und Allradlenkung. Und der Kohler-Motor mit nur 55 kW/74 PS kam seinerzeit noch ohne Abgasnachbehandlung aus. Der 3CX und 4CX haben dagegen den verbreiteten, JCB-Vierzylinder mit 4,8 l Hubraum und 72 kW/ 98 PS oder 81 kW/110 PS. Zur Zuverlässigkeit dieser Triebwerke hört man kaum Klagen. Hier kann also wenig schiefgehen, wenn der Vorbesitzer Wartung und Pflege ernst genommen hat.
Nur im 3CX Compact ist ein Hydrostat verbaut. Bei den größeren Modellen gibt es zum einen ein einfaches Synchro-Shuttle-Getriebe, das hierzulande aber nicht zu finden ist. Hier haben die Baggerlader alle ein Lastschaltgetriebe mit vier oder sechs Stufen, optional auch mit Automatikgetriebe und „TorqueLock“. Diese Wandler-Überbrückung spart auf der Straße Diesel.
Vom Getriebe geht es zu den Achsen. Auch wenn diese laut JCB auf 12 000 Stunden Lebensdauer ausgelegt sind und hinten 25 t statische Nennlast haben, sollten Sie einen Blick darauf werfen. Bei den Modellen mit Allradlenkung gehören bei der Sichtkontrolle auch die hinteren Lenkzylinder dazu. Alles dicht und spielfrei? Und wie steht es um die Reifen? Bei einem Michelin 440/80-28 Power CL sind Sie schnell mit 1 000 Euro pro Stück dabei.
Natürlich gehört immer eine Inspektion der Kabine zum Rundgang dazu. Hier hat JCB immer schon Wert auf eine sehr robuste Verarbeitung gelegt. Somit ist der Zustand z. B. von dem einteiligen Kabinenboden mit integrierten Ablaufrinnen in der Regel gut. Wenn das auch für den Drehsitz und die Klimaanlage gilt, ist hier alles im grünen Bereich.
Wenn Sie auf dem Fahrersitz Platz genommen haben, testen Sie direkt auch die Bedienung von Ladeschwinge vorn und Baggerarm hinten. Die mechanische Bedienung wird Ihnen in Deutschland wohl kaum begegnen.
Aber auch bei der Servo-Steuerung gibt es drei verschiedene Möglichkeiten der Belegung: die diagonale X-Ansteuerung von JCB, das Schema SAE+ und die bei uns weit verbreitete Belegung ISO+. Doch keine
Sorge, laut JCB kann diese Belegung recht einfach geändert und entsprechend angepasst werden.
Womit wir schon bei der Hydraulikanlage sind: Die 117 l Öl im Kreislauf werden mit einer Kolbenpumpe in Bewegung gesetzt, für die eine Fördermenge von 165 l/min angegeben ist. Das reicht in aller Regel aus, um sowohl die Ladeschwinge vorne als auch den Baggerarm hinten schnell genug bewegen zu können.
Unterschiede gibt es bei der Verrohrung für die dritte Funktion: Mit 3/8-Zoll-Durchmesser lässt sich eine Klappschaufel gut bedienen. Wer aber z. B. die Kehrmaschine antreiben möchte, sollte auf die 5/8-Zoll-
Verrohrung achten.
Stichwort Anbaugeräte: Sehr verbreitet ist die „6 in 1“-Schaufel. Das ist eine Klappschaufel, mit der sich laut JCB planieren, graben, begradigen, greifen, verfüllen und laden lässt (wobei die Ausschütthöhe auf 3,20 m begrenzt ist). Spannend finden wir auch die Klappgabel: eine integrierte Palettengabel, deren Zinken von oberhalb der Schaufel einfach runtergeklappt werden — praktisch.
…und hinten
Mindestens so relevant ist die Ausstattung im Heck: Der Baggerarm hat in der Regel einen Teleskopstiel, der die Reichweite um fast 1,20 auf gut 6,50 m vergrößert. Auch Schnellwechsler wie das System Lehnhoff sind hier und da für den zügigen Werkzeugwechsel zu finden.
Mit dem Teleskopstiel vergrößert sich die Reichweite um rund 1,20 m.
(Bildquelle: Wilmer)
(Bildquelle: Wilmer)
Mindestens ebenso wichtig ist das sogenannte Power-Slide. Gemeint ist damit die hydraulische Seitenverschiebung des Baggerarms im Heck. Fehlt hier der Zylinder, muss man das Gestell durch Einsetzen des Baggerarms verschieben. Das kann insbesondere auf empfindlichen Bodenoberflächen schnell zu bleibenden Schäden führen.
Apropos empfindliche Flächen: Die beiden hydraulischen Pratzen im Heck können ab Werk mit Gummiplatten bestückt sein. Ist das nicht der Fall, können die Stützfüße auf Pflaster, Asphalt usw. ebenfalls hässliche Spuren hinterlassen.
Im Heck unbedingt auf die hydraulische Seitenverschiebung achten. Und wenn die Gummis der Pratzen fehlen, kann das auf festen Flächen hässliche Schäden geben.
(Bildquelle: Wilmer)
(Bildquelle: Wilmer)
Ziemlich preisstabil
Kommen wir zum Schluss noch zu den Preisen der gebrauchten Maschinen. Wer auf ein Schnäppchen hofft, den müssen wir leider enttäuschen. So kostet selbst ein einfacher 3CX von 2017 mit 2 000 Betriebsstunden noch knapp 58 000 Euro (alle Preise plus MwSt.). Und ein gut erhaltener 4CX von 2019 mit Teleskopstiel usw. kostet mit 2 800 Stunden sogar 76 500 Euro.
Der Baggerlader ist weder ein Spezialist noch ein Schnäppchen. Seine Beliebtheit rührt eher aus der universellen Einsetzbarkeit als Radlader und Bagger. Trotzdem ist der Markt in Deutschland sehr begrenzt — und bei Maschinen aus dem Ausland kann es Probleme bei der Straßenzulassung geben.