Bagger der 6 bis 9-t-Klasse sind ein guter Begleiter im landwirtschaftlichen Alltag — so die Erfahrung von Klaus Rochel-Hennings. Hier seine weiteren Tipps.
Auf dem Feld eine Drainage freilegen, das Fundament für einen Schuppen ausheben oder Baumstämme bewegen: Arbeit für einen Bagger gibt es am Hof genug. Stellt sich die Frage: Wie klein darf, und wie groß muss ein Bagger für den landwirtschaftlichen Betrieb sein? Wo sind die Problemstellen, und wo liegen die Vorteile eines Rad- gegenüber denen eines Kettenbaggers? — Diese und weitere Fragen haben wir mit Klaus Rochel-Hennings diskutiert.
Aufgrund einer regen Bautätigkeit war der Bagger-Gebrauchtmarkt in den letzten Jahren regelrecht leer gefegt. Gebrauchte Maschinen wurden deshalb vergleichsweise teuer gehandelt. Im Moment kühlt die Bauwirtschaft ab und der Markt dreht gerade. So lösen viele Mittelständler für einen vorgezogenen Ruhestand ihre Firmen auf und überlassen die Vermarktung der Maschinen professionellen Händlern oder Aktionären — was erklärt, warum dann auf einen Schlag mehrere Maschinen einer Firma versteigert werden.
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Auf dem Feld eine Drainage freilegen, das Fundament für einen Schuppen ausheben oder Baumstämme bewegen: Arbeit für einen Bagger gibt es am Hof genug. Stellt sich die Frage: Wie klein darf, und wie groß muss ein Bagger für den landwirtschaftlichen Betrieb sein? Wo sind die Problemstellen, und wo liegen die Vorteile eines Rad- gegenüber denen eines Kettenbaggers? — Diese und weitere Fragen haben wir mit Klaus Rochel-Hennings diskutiert.
Aufgrund einer regen Bautätigkeit war der Bagger-Gebrauchtmarkt in den letzten Jahren regelrecht leer gefegt. Gebrauchte Maschinen wurden deshalb vergleichsweise teuer gehandelt. Im Moment kühlt die Bauwirtschaft ab und der Markt dreht gerade. So lösen viele Mittelständler für einen vorgezogenen Ruhestand ihre Firmen auf und überlassen die Vermarktung der Maschinen professionellen Händlern oder Aktionären — was erklärt, warum dann auf einen Schlag mehrere Maschinen einer Firma versteigert werden.
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Dass man bei einer Auktion mal ein Schnäppchen macht, ist möglich. Rochel-Hennings selbst schlägt bei Auktionen nur selten zu. „Sieht man von Firmenauflösungen ab, hat es bei Einzelmaschinen seinen Grund, wenn sie der Händler über eine längere Zeit nicht verkaufen konnte“, weiß er aus Erfahrung zu berichten.
Die richtige Größe
Angefangen vom Minibagger bis hin zum hausgroßen Minenbagger bietet der Gebrauchtmarkt grundsätzlich alle Größen. Welche aber passt zum landwirtschaftlichen Betrieb? — „Landwirten empfehle ich gerne Bagger mit einem Eigengewicht von 6 bis 9 t. Maschinen dieser Klasse bewältigen problemlos die gängigsten Aufgaben am Hof. Gleichzeitig sind sie wendig genug, um zum Beispiel auch mal im Stall was reißen zu können.“ Mit einem Bagger der 12 bis 14-t-Klasse kann sich der vom Milchviehbetrieb stammende Experte ebenfalls gut anfreunden, schwerer sollten die Maschinen aber seiner Erfahrung nach nicht sein.
Bagger mit einem Gewicht von 8 t passen gut zu den Anforderungen von Landwirten.
(Bildquelle: Tovornik)
Radbagger sind eine Empfehlung, wenn es dem Betrieb an einem Tieflader fehlt.
(Bildquelle: Tovornik)
Radbagger, im Fachjargon auch Mobilbagger genannt, sind immer dann eine Empfehlung, wenn die Maschine vorrangig auf festem Untergrund arbeitet. Oder wenn für den Straßentransport zum Feld kein Tieflader zur Verfügung steht. Tatsächlich lassen sich mit einem Mobilbagger bei Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h selbst längere Strecken schnell zurücklegen. Doch stößt der Mobilbagger beim Baggern im nassen Acker an seine Grenzen, weshalb Rochel-Hennings zum Raupenlaufwerk tendiert. Für ein Raupenlaufwerk spricht auch ein gewisses Überangebot: Nur etwa 30 % der Neumaschinen kommen als Radbagger auf den Markt.
Am besten Gummiketten
Den besten Kompromiss liefern laut Rochel-Hennings Bagger mit Gummilaufbändern. Die machen die Maschine geländegängig, die Ketten sind leise sowie schonend auf betonierten oder gepflasterten Untergründen. Und mit einer regulären Lebensdauer von 4.000 Stunden halten sich sogar die Verschleißkosten in Grenzen.
Ein Manko ist das im Gummi eingearbeitete Stahlgeflecht, das beim Drehen auf Bordsteinkanten reißen kann. Dann fangen die Drähte an zu rosten. Entsprechend sollten bei Roststellen an einem Band die Alarmglocken angehen, schließlich kostet es in dieser Klasse rund 2.000 Euro.
Ketten mit aufgeschraubten Gummiplatten sind ebenfalls ein guter Kompromiss, doch besteht hier das Risiko sich lösender Pads beim Drehen der Maschine. Wenn der Bagger regelmäßig auf betonierten oder gepflasterten Wegen unterwegs ist, ist für den Landwirt ein Bagger mit Laufketten aus Eisen sicher nicht die erste Wahl.
Test auf Verschleiß
Bei guter Pflege halten Bagger der 9-t-Klasse durchaus bis zu 10.000 Betriebsstunden. Zum Vergleich: Minibagger haben bereits nach 3.500 Stunden ihre beste Zeit hinter sich. Selbst wenn ein Fahrersitz sichtbare Blessuren offenbart, sind ältere und gut gepflegte Modelle eine Besichtigung wert. Ein Indiz für „gute Pflege“ ist das Vorhandensein einer Zentralschmierung. Fehlt es an einer solchen, lag das Schicksal der Maschine allein in den Händen des Fahrers...
Um zu sehen, ob regelmäßig geschmiert wurde, überprüft man die Lagerbuchsen am Arm. Dazu lassen Sie den Arm so weit ab, bis die Hydraulik das Drücken anfängt. Sind die Buchsen verschlissen, wird es durch ein übermäßiges Spiel offensichtlich.
Verschleiß an den Bändern
Bei Kettenbaggern mit Gummibändern sollte man wie erwähnt als Erstes auf Roststellen achten. Der zweite Blick gehört der Dehnung der Kette. Ob und inwieweit sich die Kette bereits gedehnt hat, kann man an der Spanneinrichtung am Leitrad (auch Spannrad genannt) überprüfen: Steht der Träger des Leitrads sichtbar vor, wurde das Band bereits mehrmals hydraulisch mit der Fettpresse nachgespannt.
Liegt der Kettenspanner noch weit hinter der Abdeckung, ist die Kette wenig gedehnt.
(Bildquelle: Tovornik)
Wie beim Fahrrad können beim Bagger die Turas der Antriebsräder verschlissen sein.
(Bildquelle: Tovornik)
Wo wir gerade über dem Leitrad knien: Werfen Sie hier doch gleich auch einen Blick auf den Verschleiß der Antriebsräder, auch Turas genannt. Sind ihre Zähne noch rund, oder laufen die Zacken spitz zu und sind so schon am Ende ihrer Lebenszeit? Bei Ketten prädestiniert für Schäden durch Verschleiß sind die Lager der Lauf- und Stützrollen. Für eine Überprüfung bockt man den Bagger durch das Ablassen des Arms und des Erdschilds auf. Die Rollen sind jetzt entlastet und können zur Kontrolle auf Spiel bewegt werden. Wer wie bei einer Auktion nicht die Möglichkeit zum Aufbocken hat, sollte auf Ölflecken achten.
Zustand der Anbaugeräte
Bevor wir auf die Besonderheiten des Auslegers zu sprechen kommen, ein paar Sätze zu den Anbaugeräten und deren Anbau. Beachten Sie, dass ein Preis in der Regel keine Anbaugeräte enthält. Eine neue, starre 350-l-Schaufel kostet ca. 2.500 Euro, eine mit Schwenkzylinder rund 4.500 Euro.
Gebrauchte Schaufeln liegen bei 500 Euro (starr) bzw. 1.500 Euro (schwenkbar). Es lohnt sich also, eine gebrauchte Schaufel einzuhandeln. Dass bei einer Schaufel die Schneidkante verschlissen ist oder bereits erneuert wurde, ist normal. Nicht ungewöhnlich ist auch ein erneuertes Rückteil. Reparaturanfällig ist auch der obere Lagerbock, welcher bei Verschleiß mit Spiel auf sich aufmerksam macht.
Um unabhängig vom Fabrikat Anbauwerkzeuge tauschen und wechseln zu können, lohnt die Ausstattung mit dem Lehnhoff Schnellwechselsystem (SW-System). Sieht man, wie bei Liebherr, von fabrikatspezifischen Systemen ab, ist das SW-System in Deutschland am weitesten verbreitet.
Unterschieden werden das mechanische Schnellwechselsystem (MS), das hydraulische (HS) und das vollhydraulische (HS-V) Wechselsystem. Die Zahl hinter dem Namen nimmt Bezug auf die Baggerklasse. Im Fall der Klasse 6 bis 12 t ist die Lehnhoff MS08 gebräuchlich. Bei einem Verschleißcheck sollte die Adapterplatte der Schaufel stramm am Schnellwechselsystem anliegen. Ein Spiel von mehreren Millimetern ist nicht tolerabel.
Bei der mechanischen Variante lohnt auch das Ansetzen des Schlüssels zum Öffnen des Adapters. Denn oft wird der Schlüssel nicht richtig aufgesetzt, so dass die Verzahnung des rund 80 Euro teuren Schlüssels rund geworden ist. Ist dagegen die in die Platte eingearbeitete Verzahnung rund, muss der Adapter in die Werkstatt.
Besonderheiten
Bagger gibt es mit einem aus einem Stück gefertigten Ausleger (Monoarm). Sowie mit einem zweiteiligen Ausleger, wobei durch den zusätzlichen Knick in der Mitte der Arm flexibler an die Arbeitssituation angepasst werden kann und sich Löcher näher an der Maschine ausheben lassen.
Die Schlauchbruchsicherung erlaubt den Einsatz eines Hakens zum Einhängen eines Schlupfes.
(Bildquelle: Tovornik)
Dieser XCMG-Bagger besitzt einen zweiteiligen Ausleger.
(Bildquelle: Tovornik)
Gut ist, wenn die Hydraulikzylinder eines Auslegers über Sperrblöcke verfügen. Bei einer abgerissenen Hydraulikleitung verharrt so der Ölzylinder in seiner Position. Die Ausrüstung mit Sperrblöcken wird im Übrigen vorausgesetzt, wenn auf einer Schaufel ein Haken angeschweißt ist, um beispielsweise mit einem Schlupf eine Palette Pflastersteine vom Anhänger heben zu können. Ohne diesen besagten Sperrblock ist das Anbringen eines entsprechenden Hakens am Anbaugerät unzulässig.
Zwei Steuergeräte
Bagger mit drei Steuergeräten sind die Ausnahme. Die meisten besitzen ein oder zwei hydraulische Steuergeräte, womit der Betrieb einer Schwenkschaufel oder eines Sortiergreifers gut möglich ist. Zur Not wird ein Magnetventil zwischengesetzt.
Übrigens: Die meisten Baufirmen wechseln ihre Hydraulikschläuche nicht nach Zeit, sondern nach Bedarf/Verschleiß. Selbst bei älteren Modellen sind dann die Schläuche schon mal so alt wie der Bagger selbst.
Sonstige Checkpunkte
Baumaschinen sind zwar vergleichsweise anspruchslos, doch beugt ein regelmäßiger Service vorzeitigem Verschleiß vor. Werfen Sie deshalb einen Blick in das Serviceheft. Fehlt jenes, schauen Sie sich im Motorraum um. Manchmal findet man hier einen Aufkleber oder eine andere Notiz, die auf den letzten Ölwechsel schließen lässt.
Wurde länger als 500 Stunden das Motoröl nicht gewechselt, können Sie davon ausgehen, dass auch das Öl der Fahr-Endantriebe nicht gewechselt wurde. Dieser vernachlässigte Service kann durchaus teuer werden, denn durch Späne im Öl wurde dann der Verschleiß der Planetengetriebe über Gebühr befeuert.
Nicht ganz so teuer, aber nervig sind leckende Steuergeräte oder undichte Joysticks. Um hier vor Überraschungen gefeit zu sein, lohnt das Hochschieben der Gummitülle am Steuergerät. Und wer Wert auf ein angenehmes Klima bei der Arbeit legt, sollte die Klimaanlage und die Heizung laufen lassen und einen Blick auf den Kühler werfen. Neben Vogelnestern etc. findet man hier auch schon mal einen in den Kühler eingedrungenen Ast und dergleichen.
Wer Angst vor abgerissenen Schläuchen im Bereich der Schaufel hat und wer den Arm des Baggers z. B. für den Einsatz einer Astschere um 180° schwenken möchte, der sollte sich nach einer Maschine mit sogenannten Powertilt umsehen. Der in dieser Klasse neu 9.000 Euro teure Hydraulikmotor hat allerdings den Nachteil einer reduzierten Reißkraft.
Für einen Check der Stütz- und Laufrollen bockt man den Bagger vorne und hinten auf.
(Bildquelle: Tovornik)
(Bildquelle: Tovornik)
Der hier zwischengebaute Powertilt erlaubt das Schwenken der Schaufel um bis zu 180°.
(Bildquelle: Tovornik)
Finger weg von Altmetall
Auf unsere Frage, welches Baggerfabrikat er bevorzugen und welches er tunlichst nicht selbst kaufen würde, bekommen wir von Rochel-Hennings gleich mehrere Tipps. So erfüllen Bagger von Atlas in der Regel immer die Vorstellungen von Landwirten. Mit Marken wie Takeuchi, Doosan, XCMG, Hyundai oder Hitachi mache man ebenfalls nicht viel verkehrt. XCMG ist dabei ein gutes Beispiel, dass ein in Deutschland konstruierter und in China gefertigter Bagger nicht nachteilig sein muss. Zum Fabrikat CAT sollte man wissen, dass hier die Ersatzteile in der Regel teuer, dafür außerordentlich schnell verfügbar sind.
Stichwort Ersatzteil: Abstand nehmen würde der Experte von Fabrikaten, die bereits vom Markt verschwunden sind, zum Beispiel Bagger von O & K. Nicht selten wird dann die Versorgung mit Ersatzteilen schwieriger bis unmöglich, so dass man irgendwann einen Haufen Altmetall auf dem Hof stehen hat.
Zum Schluss noch ein letzter Tipp des Experten für einen erfolgreichen Baggerkauf: Gehen Sie wie beim Kauf eines Autos, Traktors oder einer Erntemaschine vor und nehmen Sie einfach einen Bekannten zur Besichtigung mit. Denn vier Augen sehen mehr als zwei. Und idealweise kennt sich Ihre Begleitung sogar mit Baggern gut aus.