Man paare Bauteile vom Tucano und vom „alten“ Lexion, und fertig ist der neue Trion? Nein - mit der Neuentwicklung aus Harsewinkel hat es viel mehr auf sich.
- Der Mähdrescher Claas Trion hat das APS-Dreschwerk mit der 60er Trommel. - Vom Tucano stammt der 57er Rotor beim Trion 730. - Lieferbar sind „TerraTrac“-Laufwerk und „Montana“-Hangausgleich. - Die neue Kabine wurde vergrößert.
Nach der Vorstellung der Lexion-Serie mit 75er Trommel (profi 9/2019) waren alle gespannt, was mit dem „alten“ Lexion-Dreschwerk mit 60er Trommel passiert. Schließlich hat der Tucano seinerzeit auch das APS-Dreschwerk mit 45er Trommel vom Mega übernommen. Und siehe da, Trion heißt das neueste Kind, bei dem die Claas-Ingenieure Bewährtes mit Neuem gepaart haben.
(Quelle: profi)
Claas Trion: Schüttler und Hybrid
Mit der neuen Trion-Baureihe bietet Claas insgesamt acht Basis-Modelle (siehe unten). So gibt es mit dem 1,70 m breiten Dreschkanal (statt 1,58 m beim Tucano) zwar drei Maschinen mit sechs Schüttlern (Trion 660/650/640), aber kein Modell mit Rotor-Abscheidung — hier will man offensichtlich den Abstand zum Lexion wahren.
Anders beim Trion mit dem 1,42 m breiten Dreschkanal: Neben zwei Modellen mit fünf Schüttlern (Trion 530/520) wird es hier sogar drei Hybridmaschinen mit Rotor-Abscheidung geben. Dabei hat der Trion 750 exakt das Dreschwerk samt Abscheidung mit zwei 44,5er Rotoren, wie wir es vom „alten“ Lexion 750 noch kennen. Die Trion-Modelle 730 und 720 sind dagegen mit dem 57-cm-Single-Rotor ausgestattet, der aus dem Tucano 580/560 stammt. Wir haben mit dem Trion 730 folglich das zweitgrößte Hybridmodell der neuen Mähdrescher-Baureihe eingesetzt.
Claas hat beim Trion die Antriebe weiter vereinfacht, Schmierstellen zusammengefasst, Riemenspanner vereinheitlicht usw.
(Bildquelle: Wilmer)
Bis zu 1 000 l Diesel und optional gibt es Feuchte- und Ertragsmessung sowie die GrainQualityCam und Cemos Automatic.
(Bildquelle: Wilmer)
LaserPilot, FieldScanner, GPS
Was die Schneidwerke angeht, sind für den Trion alle Vorsätze vom einfachen Cerio über das Vario und das Convio bis hin zum Klappschneidwerk verfügbar. Genauso gibt es optional den bewährten Laser Pilot mit Sensor am Schneidwerk oder auch den vom neuen Lexion bereits bekannten FieldScanner am Kabinendach (profi 2/2021). Hier arbeitet Claas jedoch noch an einer Weiterentwicklung mit Wischer, da auch die noch einmal geänderte Staubabsaugung am Einzugskanal den Sensor nicht sauber hält. Zudem kam der Scanner bei unserer Probefahrt in teils liegender Gerste immer wieder an seine Grenzen. Eine weitere Alternative ist der GPS-Pilot, der allerdings leider nach wie vor nicht ohne ein eigenes Terminal auskommt. Doch dazu später mehr. Ganz neu ist auch die dynamische Lenkung: Unter 10 km/h kann damit die Zahl der notwendigen Lenkradumdrehungen für einen vollen Lenkeinschlag von fünf auf nur noch etwa 1,3 Umdrehungen reduziert werden.
„Altes“ Lexion-Dreschwerk
Der neue Trion hat das bewährte Dreschwerk mit im Durchmesser 45 cm großen Vorbeschleuniger sowie der 60er Trommel (die jetzt immer geschlossen ist). Wie bei den „Großen“ kann man auch den optionalen Gurtbandförderer statt der Einzugsketten bekommen. Er ist nicht nur wartungsärmer und laufruhiger, Claas verspricht auch die doppelte Standzeit. Beim Dreschwerk wird die Drehzahl von Beschleuniger-, Dresch- und Zuführtrommel synchron verstellt. Außerdem verspricht Claas einen einfachen Wechsel der jeweils drei Korbsegmente nach vorne (Beschleuniger) beziehungsweise zur Seite (Dreschtrommel). Wie schon beim Tucano sind die Modelle Trion 720 und 730 mit nur einem 57 cm großen Abscheiderotor ausgestattet. Der größere Rotor soll vor allem der Strohqualität zugutekommen, was bei unserem Einsatz in mürber, totreifer Gerste allerdings schwer zu beurteilen war. In jedem Fall bietet der Trion für den 4,20 m langen Rotor sowohl die Drehzahlverstellung als auch die hydraulische Rotorklappen-Verstellung aus der Kabine. So kann man immer bequem auf sich ändernde Bedingungen reagieren. Und das geht hin bis zur 4D-Rotorklappensteuerung, die auch am Seitenhang den Rücklaufboden gleichmäßig mit Material beschicken soll.
Der JetStream-Siebkasten hat ordentlich Reserven und optional den bekannten 3D-Hangausgleich.
(Bildquelle: Wilmer)
(Bildquelle: Wilmer)
Der Trion 730 hat einen Rotor zur Restkornabscheidung mit 57 cm Durchmesser.
(Bildquelle: Wilmer)
JetStream-Siebkasten
Stichwort Hanglagen: Auch vom Trion wird es „Montana“-Versionen geben. Über die Portale der Vorderachse gleicht der Mähdrescher bis zu 18 % Seiten- und 6 % Längsneigung aus. Wo es weniger steil ist, kommt man aber sicher mit dem bekannten 3D-Siebkasten aus, den Claas auch für den Trion im Programm hat. Viel spannender dürfte sein, dass der Trion jetzt auch mit dem bekannten JetStream-Siebkasten ausgestattet ist. Dank Turbinengebläse und doppelter Fallstufe war die Reinigung selbst bei dem Hybriddrescher in der brüchigen Wintergerste nicht der begrenzende Faktor — sehr gut! Hinzu kommt, dass man die Kornerfassung „Grainmeter“ in der Überkehr ordern kann, Die Hybridmodelle Trion 700 sind außerdem mit der „GrainQuality-Cam“ zur Beurteilung der Kornqualität sowie mit „AutoSeparation“ zur automatischen Einstellung der Reinigung zu haben.
12 m3 großer Korntank
Das Auslaufrohr sowie den Korntank kennen wir schon vom Lexion — 12 m3 Volumen und optional 130 l/s Entladeleistung sind gut. Noch besser kommt es allerdings am Ende der Überladeschnecke: Endlich hat nun auch Claas die beim Wettbewerb schon verbreitete und wirklich sehr praktische schwenkbare Auslauftülle zum zielgenauen Abtanken! Keine Konkurrenz fürchten muss Claas dagegen beim Strohhäcksler. Schon mit dem Streublechverteiler schaffte es der serienmäßige „SpecialCut“-Rotor mit 72 Messern, das Gerstenstroh auf 9 m Schnittbreite zu verteilen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte allerdings spätestens bei dieser Schneidwerkbreite in den optionalen Radialverteiler investieren, gegebenenfalls sogar mit der automatischen Anpassung der Wurfrichtung.
Bis zu 435 PS von Cummins
Nicht nur der Häcksler, auch der Trion insgesamt braucht eine ordentliche Kraftquelle. Hier setzt Claas auf Cummins. Der Sechszylinder L9 mit 8,9 l Hubraum leistet im Trion 730 genau 300 kW/408 PS. Beim Topmodell Trion 750 sind es sogar 320 kW/435 PS bei 1 900 Touren inklusive automatischer Leistungsanpassung „DynamicPower“. Um das Kraftwerk zu kühlen, saugt der Kühler die Luft von oben an. Bei der Vorserie fehlte hier noch ein Gitter, das vor Ästen und Ähnlichem schützt. Auf dem senkrecht stehenden Sieb bewegen sich nämlich in zwei gegenüberliegenden Ecken angebrachte „Wischer“ zum Absaugen.
Den zweistufigen, hydrostatischen Fahrantrieb kennen wir schon vom Lexion. Beim Trion ist die elektrische Schaltung allerdings optional und die Endgeschwindigkeit auf maximal 20, 25 oder 30 km/h begrenzt. Wichtiger als 40 km/h dürfte vielen aber die Verfügbarkeit des TerraTrac-Laufwerks sein. Mit 63,5 cm Bandbreite kommt der Mähdrescher dann auf 3,30 m, mit 73,5 cm sind es 3,49 m und mit 89-cm-Bändern 3,79 m.
Ganz neue Kabine
Bis zum Schluss aufbewahrt haben wir uns das letzte Highlight des Trion: die brandneue Kabine! Sie ist etwas breiter und tiefer, vor allem bietet sie aber Ausstattungsoptionen wie Abstellrasten für die Füße („Harley Bar“) oder einen um 30° seitlich drehbaren Fahrersitz. Weitere Features: der noch einmal vergrößerte aktive Kühlschrank unter dem sehr bequemen Beifahrersitz, eine Lederausstattung und ein LED-Beleuchtungspaket mit bis zu 26 Scheinwerfern.
Die neue Kabine ist noch etwas breiter und tiefer. Außerdem gibt es Optionen wie die Fußrasten, einen um 30° drehbaren Sitz und eine Lederausstattung.
(Bildquelle: Wilmer)
Die vom Lexion bekannte Bedienarmlehne gibt es im Trion nur mit dem Cmotion-Hebel. Das neue Terminal ist heller und schneller, für GPS muss aber noch immer ein extra Terminal her.
(Bildquelle: Wilmer)
Auch die Bedienung im Dach ist neu, und die aktive Kühlbox unter dem (sehr bequemen) Beifahrersitz öffnet jetzt seitlich.
(Bildquelle: Wilmer)
(Bildquelle: Wilmer)
Mindestens genauso bemerkenswert ist die Möglichkeit, künftig auch „Cemos Dialog“ ohne ein separates Terminal bedienen zu können. Der neue Bildschirm ist in der Größe zwar gleichgeblieben, bietet aber mehr Rechnerleistung und einen besseren Kontrast. Umso unverständlicher für uns, für den GPS-Pilot nach wie vor ein separates Terminal wie das Cemis 1200 haben zu müssen.
Wo passt der Trion hin?
Auch wenn es zunächst nach einer Paarung aus dem Tucano und dem „alten“ Lexion aussieht — der neue Trion ist viel mehr als das. Allem voran glänzt hier die neue Kabine, die wir sicher auch bald beim Lexion sehen werden. Aber auch Details wie die schwenkbare Auslauftülle machen den Trion zu einer spannenden Maschine für viele Lohnunternehmen in mittleren Strukturen oder eben größeren Betrieben.
Die Absaugung wurde noch mal überarbeitet, und optional ist auch beim Trion der Gurtbandförderer lieferbar. Oben im Dach der neue FieldScanner mit Wischfunktion (Vorserie).
(Bildquelle: Wilmer)
Von hinten erkennt man den Trion sofort am neuen Design vor allem an der Heckpartie. Der Korntank fasst gute 12 m3, und es gibt endlich eine schwenkbare Auslauftülle. Der einzelne Abscheiderotor des Trion 730 mit 57 cm Durchmesser soll das Stroh weniger stark
beanspruchen als der Doppelrotor mit zwei im Durchmesser kleineren Rotoren.
(Bildquelle: Wilmer)
Auch das Konzept mit einem (größeren) Rotor zur Restkornabscheidung (der das Stroh möglichst schonend behandelt) beim eingesetzten Trion 730 sowie die Verfügbarkeit von TerraTrac-Laufwerken und Montana-Versionen machen den Trion zu einem sehr vielseitigen Baukasten. Fehlt nur noch ein Montana mit Raupen.