Fasterholt hat ein Teleskopgestänge für seine Beregnungsmaschinen entwickelt und dafür eine Silbermedaille erhalten. Es vereint Mobilität mit einer Linearberegnung.
Die Einschnitte für Beregnungsbetriebe werden größer: In manchen Regionen darf nur noch nachts beregnet werden, und in anderen regulieren Windgeschwindigkeiten die Einsatzerlaubnis. Bei zugleich steigenden Energiekosten, wachsenden Strukturen und Personalmangel ist mehr Effizienz für diese arbeitsintensive Maßnahme gefragt.
Gefülltes Lastenheft
Unter Berücksichtigung dieser Themen entwickelte Fasterholt ein Lastenheft. Ziel für das Team war, die Vorteile einer Linearberegnung an mobile Maschinen zu adaptieren. Nach ersten Gehversuchen mit einem Prototyp folgt in diesem Jahr eine Vorserie. 2023 startet der Verkauf.
Entstanden ist ein vollhydraulisches Teleskopgestänge aus Aluminium. Bei Straßenfahrten klappen die eingeschobenen Ausleger seitlich neben die Schlauchtrommel — nach vorne ansteigend. Zukünftig wird die Geometrie aber noch verändert, um die Lastverteilung zu optimieren. In diesem Zug wird der Überstand nach hinten größer und nach vorne kleiner.
Zum Beregnen klappt man das Gestänge zunächst aus und teleskopiert es dann auf bis zu 66 m aus. Zusätzliche Randsprinkler erweitern die Arbeitsbreite auf bis zu 95 m. Mittelfristig ist auch ein kleineres Gestänge mit 55 m plus Randsprinkler geplant.
Bei der Konstruktion des Gestänges kooperiert Fasterholt mit einem Fahrzeugbauer für Sonderbauten. Aufgrund dessen Expertise mit Teleskopleitern für die Feuerwehr entschieden sich die Partner für diese Technik.
Nacheinander werden die einzelnen Segmente hydraulisch ausgefahren. Hierfür ist an jedem Auslegerelement eine Zahnstange integriert, die in ein Rollenritzel auf der Welle eines Ölmotors greift. Sobald ein Ausleger seinen Endanschlag erreicht, schaltet ein Sensor den nächsten Ölmotor frei.
Zukünftig soll diese Funktion auch während der Wendefahrt am Vorgewende genutzt werden. Denn selbst bei 36-m-Fahrgassensystemen und einer ersten Fahrgasse mit 18 m Abstand zur Feldkante würde das Gestänge die Feldgrenze ansonsten weit überschreiten — das darf nicht passieren.
Für die Ansteuerung solch intelligenter Funktionen — wozu z. B. auch eine GPS-Teilbreitenschaltung zählt — arbeitet Fasterholt mit den Spezialisten von Raindancer zusammen.
Mit integriertem Pendelausgleich ist das Hubwerk das zentrale Bauteil des Gestänges.
(Bildquelle: Schulz)
Die Gestängesegmente werden hydraulisch teleskopiert. Mit Hilfe eines Rollenritzels auf der Antriebswelle des Ölmotors wird die Zahnschiene samt Gestänge in Bewegung versetzt.
(Bildquelle: Schulz)
Strömung im Blick
Hinter dem Turbinenstrang wird das Wasser in einen Verteiler geleitet. Dieser sieht für jede Teilbreite einen Schlauchabgang vor, fünf links und fünf rechts. Zukünftig sollen hier Ventile für eine Teilbreitenschaltung integriert werden.
Abgehend vom Verteiler verlaufen die Versorgungsschläuche aus der Mitte heraus nach außen. Beim Prototyp wurden die Schläuche in einer schweren Energiekette geführt. Zukünftig kommt hier eine Art Ziehharmonika-Aufhängung zum Einsatz, was den Druckverlust mindern soll.
Apropos Druckverlust: In Anlehnung an die Sprinkler soll das Gestänge mit 1 bar Wasserdruck auskommen. So sind hier im Vergleich zur Kanone Einsparpotenziale von mehr als 3 bar möglich.
Um die 33 m breiten Flügel zu stabilisieren, ist das Hubwerk gefordert. In der ersten Version wog das gesamte Gestänge samt Hubgerüst mehr als 3 t. In der nächsten Generation sind 2,5 bis 2,8 t geplant. Mit einer nach hinten versetzten Achse und großer Bereifung steht dann auch legalen Straßenfahrten nichts mehr im Wege.
In Summe wiegt eine mit Wasser gefüllte FM4900 hydro schon ohne DL66pro bis zu 13,5 t. Mit Teleskopgestänge steigt das Gewicht auf gute 16 t. Bei einer Achslastverteilung von 60 zu 40 % im Feldbetrieb ist die Hinterachslast vergleichbar mit einem Schlepper samt angebautem Düngerstreuer. Hinten sind Räder der Größe 600/65 R 28 aufgezogen und vorne 16.0/70-17.
Zur Handhabung
Bei unserem Einsatz musste das Gestänge noch Schritt für Schritt per Hand teleskopiert werden. Zukünftig soll dies automatisiert per Knopfdruck ablaufen. Bis dahin werden sicherlich auch die Ketten und Seile, die zur Abstrebung dienen, ohne Kollisionsgefahr den Auslegern folgen. Ziel ist es, das Gestänge in weniger als zwei Minuten umzurüsten — das wäre spitze.
Die sehr einfach aufgebauten Düsen stammen aus der Lineartechnik von Komet. Mit einer Wasserzuleitung von oben sind die Sprinkler im Abstand von 2,50 m platziert. Mit einem Radius von 10 m pro Regner wird eine vierfache Überlappung erzeugt. In Kombination mit dem feinen Tröpfchenspektrum soll die Technik kaum windanfällig sein. Im Vergleich zur Starkregner-Kanone — die Fasterholt auch verkauft — stellte der Hersteller positive Effekte bei der Infiltration fest: Um den Oberboden vergleichbar mit Wasser zu sättigen, sind bis zu 25 % weniger Wasser notwendig.
Kommen wir zum Preis: Für das Gestänge ruft Fasterholt voraussichtlich zwischen 55 000 Euro und 65 000 Euro netto auf. Hinzu kommt die Selbstfahr-Beregnung, die in der Ausführung FM4900H mit 110 mm Schlauchdurchmesser und 850 m Länge in der Grundausstattung 65 000 Euro kostet.
Eine spannende Technik, die Potenzial zum Ressourcensparen bietet. Wirtschaftlich wird es bei heutigen Preisstrukturen aber eine Mammutaufgabe, den fünfstelligen Mehrpreis zu amortisieren. Im Detail müssen viele Faktoren zueinander passen: Wasserrecht, hochpreisige Feldkulturen mit einem hohen Qualitätsanspruch, sinkende Stückkosten durch eine effizientere Maschinenauslastung, weniger Energiebedarf, passende Feldstrukturen und so weiter…
Das System Fasterholt
Im Vergleich zu klassischen Trommelregnern wird beim Fasterholt-System das Schlauchende am Hydranten angepflockt und die Haspel durch die Beregnungsgasse gezogen und dabei abgewickelt. Beim Beregnen folgt die Maschine dem Schlauch zurück zum Hydranten. Der Clou: Die Maschine folgt Kurven und kann mehrere Beregnungsgassen in einer Aufstellung bewässern.
Maximal sind 1 000 m Schlauchlänge erhältlich, womit je nach Struktur bis zu 7 ha in einem Durchgang bewässert werden können. Zum Aufwickeln erzeugt eine Wasserturbine am Hauptrahmen den erforderlichen Öldruck für die Antriebsachse (profi 5/201: „Die selbstfahrende Regenmaschine“).
Bisher sind die Maschinen mit einem zentralen Stark- oder zwei Mittelstarkregnern auf einem handgeklappten Gestänge bestückt. Aufbauend auf positiven Erfahrungen mit diesem einfachen Gestänge geht Fasterholt mit der Entwicklung des Teleskopgestänges einen Schritt weiter. Hierbei macht sich das Unternehmen die enge Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Team vom Raindancer zunutze, die auch zukünftig die Intelligenz und GPS-Anbindung für eine Teilbreitenschaltung bereitstellen (profi 8/2019: „Regen bis zur Feldgrenze“).