Sä- und Hackroboter FarmDroid FD20: Der Droide gegen Unkraut
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Gut zu wissen
- Vier PV-Module erzeugen den benötigten Strom.
- Dank eines Batteriespeichers arbeitet der Droide auch nachts, aber bisher nicht rund um die Uhr.
- Weil der Roboter langsam fährt und leicht ist, ist der autonome Einsatz unproblematisch.
Um seine Zuckerrübenflächen möglichst unkrautarm zu halten, ist der nach Naturland-Richtlinien wirtschaftende Biobauer neben der Maschinenhacke normalerweise auf viele Handarbeitskräfte angewiesen. Je nach Unkrautdruck muss er zum Teil mit über einhundert Arbeitskraftstunden pro Hektar kalkulieren. Grund genug für den experimentierfreudigen Betriebsleiter, den Feldroboter FD20 der dänischen Firma FarmDroid anzuschaffen.
Der solarbetriebene FD20 sät und hackt mit RTK-Präzision selbstständig Zuckerrüben oder auch Gemüsekulturen. Für das Umsetzen von Schlag zu Schlag, das Anlernen und die Inbetriebnahmen der Automatik, das Ausrichten der Hackwerkzeuge vor dem Start oder das Nachfüllen von Saatgut ist Menschenhand erforderlich.
Landwirt Matthias Saudhof hofft nun, mit der neuen Robotertechnik zukünftig einen Großteil der kostenintensiven Handarbeit auf seinen Zuckerrübenflächen einsparen zu können.
Nur mit RTK-Station
Der FarmDroid FD20 ist mit zwei GNSS-Empfängern von Swift Navigation ausgestattet, die auf zwei Frequenzen Signale der GPS-, Glonass-, Beidou- und Gallileo-Satelliten mit 10 Hz empfangen. Die Empfänger, einer vorne und einer hinten auf dem Roboterdach, sind in Fahrtrichtung in einer Linie montiert. Dadurch kann die Robotersteuerung seitliche Drift am Hang ausgleichen. Die elektrisch angetriebenen
Hinterräder halten den Roboter laut Hersteller bei bis zu 10 % Hangneigung noch sicher in der Spur.
Erst säen, dann hacken
Der Umbau vom Säroboter zum Hackroboter ist relativ einfach und schnell erledigt, wie Landwirt Matthias Saudhof berichtet. Die Saattanks der sechs Säaggregate müssen abgenommen, die Säschare durch Hackschare ersetzt und die Säantriebe nach oben geklappt werden. Fertig ist der sechsreihige Hackroboter für Kulturen mit 45 oder 50 cm Reihenabstand.
Der Transport zum Feld und das Umsetzen von Feld zu Feld ist im Dreipunktanbau mit dem Schlepper möglich. Allerdings darf die Strecke dann nicht über öffentliche Straßen führen, weil der FD20 mit 3,65 m zu breit ist und sich nicht zusammenklappen lässt. Für den Straßentransport bietet der Hersteller deswegen einen Tieflader als Ausstattungsoption an.
Schlag kennenlernen
Allerdings geht das nicht mit einem schlepperintegrierten RTK-GPS-System. Denn dieses speichert leider nicht exakt dieselben GPS-Koordinaten für die Positionen der Eckpunkte des Schlags wie das GNSS-System des Farmdroiden. Aus Sicherheitsgründen ist laut Hersteller auch ein Import von digitalen Feldgrenzen im shape-Format nicht möglich.
Deshalb sollte zum Aufzeichnen der Schlageckpunkte der FarmDroid FD20 am Traktor angebaut und das RTK-korrigierte GNSS-
System des Roboters gestartet sein. Der Schlepperfahrer muss präzise in die Ecken hineinfahren, und zwar so, dass der vordere der zwei Satellitenempfänger auf dem Roboter genau über der anvisierten Ecke ist. Erst dann sollte er den Punkt speichern. Das ist wichtig, weil die Robotersteuerung nachher über die Antenne dieses Empfängers die virtuelle Schlaggrenze erkennt und das Wenden auslöst.
Da das Vorderrad 1,20 m weiter nach vorne ragt als die Antenne, ist dieses Maß als Sicherheitsabstand zur tatsächlichen Feldgrenze im System hinterlegt. Den Platz braucht der Farmdroide mit drei Rädern zum Wenden aus der ersten Spur entlang der Feldgrenze. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass am Feldrand systembedingt ein Streifen unbearbeitet bleibt. Das ist ein Manko des Dreirad-Prinzips.
Automatik starten
Sind dem Roboter nun außerdem die Reihenabstände und die Saatabstände innerhalb der Reihen bekannt, kann er seine Arbeit aufnehmen. Im Huckepack transportiert der Landwirt den Roboter mit dem Schlepper zum Startpunkt, setzt ihn dort ab und richtet die Hackwerkzeuge passend aus. Danach kann er die Automatik starten.
Am Bordcomputer ist auch einstellbar, ob der Roboter erst das Vorgewende hacken und dann das Feldinnere bearbeiten soll oder umgekehrt.
Arbeit im Schneckengang
Landwirt Matthias Saudhof hat es dennoch gewagt, einen 60-ha-Schlag mit dem FarmDroid FD20 einzusäen und zu hacken. In Kauf nehmen musste er dafür, dass die Rüben beim ersten und zweiten Hackdurchgang unterschiedliche Entwicklungsstadien aufwiesen. Denn für die Rübenaussaat brauchte der Roboter geschlagene neunzehn Tage. Ansonsten hat die Saatgutablage mit dem Säroboter bis auf einige Doppelablagen gut funktioniert. Sofort einschreiten sollte der Betriebsleiter, wenn die Überwachung der Saatgutablage einen Fehler meldet.
Den ersten Hackdurchgang kann der FarmDroid FD20 als „Blindhacke“ noch vor dem Auflaufen der Rübenpflanzen erledigen. Denn er kennt die Positionen der abgelegten Rübenpillen. Hat der Roboter die Rübenfläche einmal komplett gehackt, fängt er von selbst wieder von vorne an. Dazu fährt er rückwärts zu dem Start-Eckpunkt zurück, den der Landwirt einprogrammiert hat.
Sensoren und Warnungen
Zwar misst ein Kraftmesssensor den Zugwiderstand der Hackmesser im Boden. Sobald die Kraft einen Grenzwert übersteigt, stoppt die Elektronik die Vorwärtsfahrt des Roboters — zum Beispiel, wenn sich ein Stein oder etwas anderes an den Werkzeugen verklemmt hat.
Es kann allerdings dennoch passieren, dass die Werkzeuge etwas mitschleifen. Der Schaden wäre immens, wenn dadurch womöglich mehrere Rübenreihen herausgerissen würden. Matthias Saudhof hat deshalb die installierte Webcam so ummontiert, dass sie jetzt nach hinten auf das Arbeitsergebnis blickt und nicht wie vorher auf die Scharträger.
Bei einem Stopp aufgrund eines Hindernisses versucht der Roboter zunächst, sich selbst zu befreien. Er ruckelt vor und zurück. Wenn er nach mehreren Versuchen nicht wieder freikommt, sendet er per SMS eine Alarmmeldung an das Handy des Landwirts. Die Anzahl der Versuche ist einstellbar. Die SMS-Benachrichtigung beinhaltet neben Informationen zum Batteriestatus, dem Zeitpunkt und dem Grund des Stopps auch die Positionskoordinaten des Roboterstandorts.
Über GoogleMaps lässt sich damit dann der Standort des Roboters anzeigen. Das vereinfacht das Wiederfinden auf einem großen Schlag besonders bei Nacht. Außerdem unterbricht der Roboter seine Arbeit, wenn es regnet. Ein Regenmesser kontrolliert die Niederschlagsmenge. Der Grenzwert für die Arbeitsunterbrechung ist einstellbar, z. B. auf 2 mm pro 120 Minuten.
Per SMS kann der Landwirt dem FarmDroid FD20 Start- und Stoppbefehle erteilen. Eine anwenderfreundlichere Bedienung durch eine App-basierte Lösung ist laut Hersteller in der Entwicklung.
Was uns sonst noch auffiel:
- Zwei 400-W-Elektromotoren an den zwei Hinterrädern treiben den 800 kg schweren Farmdroiden an.
- Sechs weitere Elektromotoren schwenken die beweglich montierten Hackmesser in die Rübenreihen hinein und wieder heraus.
- Mithilfe von zwei Stellmotoren lässt sich der Druck und damit die Eingriffsintensität der Hackwerkzeuge verstellen.
- Vier Photovoltaikmodule mit insgesamt 1,6 kW Nennleistung liefert den Strom für die Elektronik und die Antriebe.
- Vier Blei-Gel-Akkus mit insgesamt 400 Ah Kapazität speichern überschüssigen PV-Strom, so dass der Roboter auch nachts oder an bedeckten Tagen kontinuierlich weiterarbeiten kann. Allerdings reicht bei 850 m/h Fahrgeschwindigkeit die Batterieladung nicht immer für die ganze Nacht.
Der FarmDroid für die Rübensaat
Eine im 3D-Drucker hergestellte Kunststoffscheibe mit runden Löchern vereinzelt die Samen, bevor sie durch die Saatleitung nach unten fallen. Eine Schleuse am Ende der Saatleitung verhindert, dass die Samen direkt in den von Scheibenscharen geöffneten Saatschlitz fallen. Magnetventile geben auf Befehl der Steuerung die Schleusen für alle sechs Säreihen zeitgleich frei. Mit den Vorgaben „Reihenabstand“ und „Ablageabstand“ entsteht so ein Gittermuster.
Fazit
Voraussetzung dafür ist, dass der Sä- und Hack-Roboter die Fläche selbst mit RTK-Genauigkeit eingesät hat. Der Anschaffungspreis von rund 75 000 Euro ohne MwSt. amortisiert sich laut Hersteller innerhalb von drei Jahren, wenn sich durch die Roboterarbeit etwa die Hälfte der sonst nötigen Handarbeit einsparen lässt.