Man wächst mit seinen Aufgaben“, berichtet Renke Dählmann aus Lintel im Landkreis Oldenburg (Niedersachsen). In einer Region mit einer hohen Lohnunternehmerdichte suchte und fand er eine besondere Nische. Dazu gehören die Flächenvermessung, das Ziehen von Bodenproben, die teilflächenspezifische Saat — und als wichtigste Sparte: der Pflanzenschutz.
Dafür setzt er zwei gezogene Spritzen von Amazone mit 4 000 Liter Behälterinhalt, 30-m-Gestänge, Einzeldüsenschaltung und SectionControl ein. Bedient werden beide Maschinen über ISO-Bus-Terminals des Typs Amazone AmaTron 4. Das Satellitensignal für das Section Control hat Renke Dählmann im Frühjahr bei beiden Spritzen auf RTK umgestellt.
Seine Kunden sind überwiegend Landwirte mit größeren Viehbeständen, für die er den Pflanzenschutz in Eigenregie managt. Diese bringen ihm eine Menge Vertrauen entgegen, und entsprechend groß ist seine Verantwortung. Um für sich und die Kunden den Überblick zu behalten, arbeitet Renke Dählmann schon viele Jahre mit Online-Programmen und Apps der Firma Helm-Software. Gleichzeitig arbeitet er freiberuflich im Vertrieb für Helm und hat einen entsprechend kurzen Draht.
Pflanzenschutz: Automatische Erkennung von Schutzzonen
Er ist ebenfalls im engen Kontakt mit Amazone und testet neue Entwicklungen. Eine davon ist die automatische Schutzzonenerkennung auf der Basis von ISO-xml-Aufträgen und SectionControl.
Das Ziel dieser automatischen Erkennung ist, dass das Section Control nicht nur Feldgrenzen und bereits behandelte Bereiche verwaltet. Zusätzlich werden auch Randzonen mit Auflagen und Schutzflächen innerhalb des Feldes erkannt und von der Behandlung ausgeschlossen. Der Fahrer kann sich auf die Maschine und das Fahren konzentrieren und läuft nicht Gefahr, gegen Auflagen zu verstoßen. Im übertragenen Sinn hält das RTK-gesteuerte Section Control für ihn die Augen offen.
Mirko Reuter nutzt die Aufträge seines Chefs aus MyFarm24 und bucht diese ebenfalls digital.
(Bildquelle: Tovornik)
Mit einem speziellen Stick lassen sich Daten zwischen dem iPad mit MyFarm24 und dem ISO-Bus-Terminal austauschen.
(Bildquelle: Tovornik)
Feldumrisse gehören dazu
Das setzt aber voraus, dass die Auftragsverwaltung im ISO-Bus-Terminal die Schutzzonen kennt. Dafür kommt jetzt das internetbasierte Managementsystem von Helm ins Spiel. Renke Dählmann verwaltet die Flächen seiner Kunden ausnahmslos in der Online-Ackerschlagkartei MyFarm24. Dazu gehören auch immer die Feldumrisse. Diese stammen aus den EU-Antragsdaten der Landwirte oder aus eigenen Aufzeichnungen, z. B. beim Mais legen.
Wichtig für Lohnunternehmer Dählmann ist auch die Schnittstelle zwischen den Auftragsverwaltungen in der Schlagkartei einerseits und den ISO-Bus-Terminals andererseits. In der Regel plant er alle Pflanzenschutzmaßnahmen für einen Tag in der Schlagkartei und speichert diese auf einem USB-Stick. Die Mitarbeiter können diese Aufträge ins Terminal laden und nach und nach erledigen. Doch bevor Renke Dählmann einen Pflanzenschutzauftrag speichert, lässt er diesen online vom Programm „Agrimentor“ überprüfen. Dieses System (profi 8/2015, Seite 106) ist in die Schlagkartei integriert. Es enthält für Deutschland zum einen die aktuellen Daten aller zugelassenen Pflanzenschutzmittel vom JKI (Julius-Kühn-Institut). Zum anderen ist eine Hintergrundkarte mit allen wasserführenden Flüssen, Bächen und Gräben sowie stehenden Gewässern hinterlegt. Sie enthält auch die Hangneigungen und Landschaftselemente. Es handelt sich um dieselbe Karte, die auch die Landwirtschaftsverwaltungen benutzen.
Der Agrimentor gleicht die Randauflagen der gebuchten Mittel mit der Karte ab und weist automatisch die nötigen Schutzzonen aus. Entsprechend der ISO-Norm 11783 erzeugt die Schlagkartei MyFarm24 anschließend eine Auftragsdatei für das ISO-Bus-Terminal.
Dieses Amazone Amapad ist im Jeep montiert. Damit erzeugt Renke Dählmann Feldkarten, die auch innere Sperrflächen haben.
(Bildquelle: Tovornik)
Die Ausschlussfläche im Schlag sowie die innere Sperrzone wurden zuvor mit dem Amapad aufgezeichnet.
(Bildquelle: Tovornik)
Schutzzonen werden erkannt
Die Softwareentwickler von Amazone haben die Verbindung zwischen der Auftragsverwaltung und dem Section Control so erweitert, dass dieses die Schutzzonen erkennt und die jeweiligen Düsen ausschaltet. Beim Spritzen wird die Behandlung mit den ausgesparten Arealen zur Dokumentation zurück in die Auftragsverwaltung geschrieben. Der Fahrer kann diesen Auftrag sowie alle weiteren seines Tagwerkes am Abend per Stick ins Büro bringen, und Renke Dählmann kann sie zurück in die Schlagkartei MyFarm24 spielen.
Die Betonung liegt auf „kann“. Denn im Lohnbetrieb Dählmann haben die Fahrer immer ein iPad dabei, mit dem sie einen Zugriff auf MyFarm24 haben. Auf die Weise können sie spontane Aufträge selbst anlegen. Zur Übertragung ins Terminal bietet Helm einen speziellen Stick an. Und wenn die Fahrer schon einmal die Schlagkartei dabeihaben, buchen sie erledigte Aufträge nicht im ISO-Bus-Terminal, sondern über das iPad direkt in der Schlagkartei.
Mit diesem System könnten Renke Dählmann und seine Mitarbeiter eigentlich zufrieden sein. Doch sind die Feldgrenzen aus den Invecos-Anträgen oft zu ungenau, so dass der Agrimentor die Randauflagen nicht präzise positionieren kann.
Zudem befinden sich Entwässerungsgräben in vielen Feldern, die nicht in der Basiskarte des Agrimentor berücksichtigt sind. Die Lösung für die ungenauen digitalen Feldgrenzen und die Gräben lautet „RTK“.
Dazu hat Renke Dählmann den GNSS-Empfänger und das Terminal seines neuen Trimble-Lenksystems in den Geländewagen zur Bodenbeprobung gebaut. Weiterhin hat er ein Amapad-Terminal von Amazone im Fahrzeug installiert. Mit der Flächenaufzeichnungssoftware dieses Terminals nimmt er die Feldgrenzen und die Gräben innerhalb des Feldes neu auf.
Renke Dählmann hat festgestellt, dass derzeit nur das Amazone-Amapad die Schutzzonen richtig in eine shp-Datei einfügen kann. Denn wichtig ist, dass die Schlagkartei im Internet und das Section Control auf dem Traktor diese mit Sicherheit als Ausschlusszonen erkennen.
Einige Flächen und Grüppen haben er und seine Mitarbeiter schon im Winter mit RTK aufgezeichnet. Das Gros wollen sie im Frühjahr sofort nach dem Maislegen erfassen. Damit werden die Feldgrenzen und die Schutzzonen innerhalb der Umrisse erstmals zur Herbizidbehandlung RTK-genau, also bis auf zwei bis drei Zentimeter genau, zur Verfügung stehen.
Für Renke Dählmann ist sein System wie eine Lebensversicherung. „Wenn meine Mitarbeiter oder ich Fehler machen, sind nicht nur wir, sondern auch noch unser Kunde dran“, fasst er die Dramatik des Pflanzenschutzes zusammen. Dafür lohnt es sich seiner Meinung nach schon, das Potenzial an digitalen Werkzeugen auszuschöpfen, das die Industrie bietet.
An der Auftragsverwaltung der Schlagkartei schätzen er und seine Mitarbeiter, dass das System alle Schutzflächen bei der Ermittlung der Mittelmengen sauber herausrechnet. Verbesserungsfähig ist die Datenübermittlung zwischen Büro und Schlepper. Dafür wünscht Dählmann sich eine drahtlose Lösung wie beim agrirouter.
MyFarm24 ist die Grundlage für das Datenmanagement im Lohnunternehmen Dählmann.
(Bildquelle: Tovornik)
Nach dem Erzeugen der Auftragsdatei wird eine Vorschau mit den wichtigsten Inhalten gezeigt.
(Bildquelle: Tovornik)
Die Schlagkartei MyFarm24 ist in der Lage, Sperrzonen in eine Auftragsdatei zu schreiben.
(Bildquelle: Tovornik)
Fazit
Lohnunternehmer Renke Dählmann hat sich auf Pflanzenschutz spezialisiert. Er arbeitet mit Technik und Software der Firmen Amazone und Helm-Software. Mit deren Hilfe hat er ein rundes, papierloses Auftragsmanagement ins Laufen gebracht. Dank des Online-Programms Agrimentor, eigener RTK-Aufzeichnungen sowie funktionierender Schnittstellen zwischen den Systemen erfüllt er alle Auflagen für den Pflanzenschutz — zumal damit Sperrzonen automatisch eingehalten werden. Das ist die Voraussetzung, um ruhig zu schlafen.