Abdriftminderung mit dem Wingssprayer: Mit Jet-Effekt
Um die Abdrift beim Spritzen weiter zu verringern, hat das niederländische Unternehmen Wingssprayer ein System entwickelt. Hier die Einzelheiten zu dem System.
Das Unternehmen Wingssprayer BV wurde 2010 von Harrie Hoeben in Nederweert, südlich von Eindhoven in den Niederlanden, gegründet. Schon damals hielt der findige Niederländer verschiedene Patente zu seiner Entwicklung, dem Wingssprayer. Als Lohnunternehmer war er nämlich immer auf der Suche nach Möglichkeiten, die Pflanzenschutzmittel mit wenig Abdrift auszubringen.
Dabei entstand der „Wingssprayer“ — quasi eine Art Flügel, der die Düsen am Spritzbalken vor dem Fahrtwind schützt und je nach eingestellter Höhe des Spritzgestänges gegebenenfalls auch den Bestand öffnet. Im Laufe der Jahre wurden insbesondere die Düsenhalter verbessert. Die Entwickler vereinfachten deren Montage erheblich und reduzierten ihr Gewicht deutlich.
Abdriftminderung mit dem Wingssprayer: Neue Düsenhalter
Das neue System soll je Meter Gestängebreite über 1 kg leichter geworden sein. Und während die vorherigen Düsenhalter mit einer zentralen Befestigung ausgestattet waren, hat die neue Version vier Befestigungspunkte.
Das soll die Düsen exakter in der senkrechten Position halten und so das Spritzbild verbessern. Mit Düsen der Größe 110-015 wurde der Wingssprayer in den Niederlanden laut Hersteller in der höchstmöglichen Abdriftminderungsklasse von 99 % eingestuft.
In Deutschland hat das Julius-Kühn-Institut den Wingssprayer nach ausführlichen Tests ebenfalls anerkannt. Mit Düsen der Größe 110-015 erzielte das System laut Hersteller bei 10 km/h und einem Spritzdruck von
7 bar eine Abdriftminderung von 95 %, was der höchsten Abdriftminderungsklasse hierzulande entspricht.
Auch Wingssprayer, die mit den Doppelflachstrahl-Injektordüsen Albuz CVI Twin 110-020 ausgestattet waren, wurden bei einem Druck von 5 bar vom Julius-Kühn-Institut in die höchste Abdriftminderungsklasse eingestuft.
Neu ist auch die Möglichkeit, den Wingssprayer mit Mehrfachdüsenkörpern ausstatten zu können. Diese gibt es entweder manuell oder aus der Kabine schaltbar. Das ist nach Angaben der Niederländer ein entscheidender Vorteil gegenüber den drehbaren Mehrfachdüsenträgern, bei denen immer die Gefahr des Verdrehens bestand.
Eine große Herausforderung war es zudem, die Aufhängungen der Wingssprayer am Gestänge so zu optimieren, dass das System bei den unterschiedlichen Spritzenmarken passt. Vor allem die Gestängeklappung und der Platz in der Transportstellung sind hier immer wieder die neuralgischen Punkte.
Neben dem „einfachen“ Flügel gibt es jetzt neu auch den „Double Wing“...
(Bildquelle: Wingssprayer)
... der zusätzlich zu dem Windschutz und dem Spoiler ein Luftleitblech hat. Damit wird der Fahrtwind nach unten hinter den Spritzfächer
geleitet.
(Bildquelle: Wingssprayer)
Der „Double Wing“
Auf Basis des „Single Wing mit Spoiler“ hat das niederländische Unternehmen mittlerweile den „Double Wing“ entwickelt. Dabei wird der Fahrtwind, der normalerweise über den Düsenträgern entweicht, mit einem zweiten Flügel hinter dem Sprühnebel in den Bestand geleitet. Die leichte, UV-beständige Kunststoffplatte ist alle 25 cm mit flexiblen Karbonstreifen verbunden. Bei höheren Fahrgeschwindigkeiten öffnet sich die Platte aufgrund des höheren Drucks ein wenig mehr. Gleichzeitig ist der Flügel so konstruiert, dass sich hier so gut wie kein Sprühnebel ablagern soll.
Ein weiterer Vorteil des Systems: Die Double-Wing-Ausführung passt als Ergänzung auf alle vorhandenen Wingssprayer-Modelle. So soll die Abdriftminderung künftig bei noch höheren Arbeitsgeschwindigkeiten erreicht und anerkannt werden.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, sind die Söhne von Harrie Hoeben John und Rob mittlerweile ebenfalls im Unternehmen tätig. Außerdem wurden Maschinen angeschafft, um alle erforderlichen Spezialteile selbst fertigen zu können. Ein Beispiel ist eine Laser-Stanzmaschine von Trumph, die in einem einzigen Bearbeitungsgang Edelstahl per Laser schneiden, Edelstahl und eine Mischung aus Stahl und Kunststoff stanzen und verformen sowie reinen Kunststoff schneiden kann.
Das niederländische Unternehmen Wingssprayer entwickelt Zusatzausrüstungen zum Anbau an das Gestänge vorhandener Spritzen. Damit sollen die Abdrift vermindert und die Wirkung der Mittel verbessert werden. Laut Hersteller ermöglicht das je nach Kultur und Anbauform eine Reduktion der Aufwandmenge an Pflanzenschutzmitteln um bis zu 40 %.
Eine Herausforderung ist aber neben dem zusätzlichen Gewicht vor allem der Platz, insbesondere beim Einklappen der Spritzgestänge. Hinzu kommen die Kosten, die sehr abhängig vom Gestängeaufbau usw. sind.