Nacherwärmung im Silostock: Verdrehte Welten
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Gut zu wissen
- Hoch verdichtete Silagen kompensieren suboptimale Entnahmen.
- Sofern beim Einsilieren hohe Temperaturen vorherrschen, die Silomiete groß und die Silage hoch verdichtet ist, bleiben durch eine gute Isolation die Temperaturen im Stock über Monate erhalten.
Vergangenes Jahr wurden in Deutschland 2,25 Mio. ha Mais als Viehfutter oder Substrat für Biogasanlagen angebaut und in Silos eingelagert. Um den Wert der konservierten Maissilage zu erhalten, ist bei der Ernte eine hohe Verdichtung entscheidend. Denn je höher die Verdichtung, desto weniger Luft verbleibt im Silostock (Tabelle „Eindringtiefe Luft“). Soweit nichts neues, aber um hier schon ein Ergebnis der Masterarbeit vorwegzunehmen: Gut verdichtete Silage toleriert selbst weniger gute Siloentnahmesysteme erstaunlich gut.
Hefen sind schuld
Definiert ist die Nacherwärmung mit einer Temperaturerhöhung im Silostock: Normal wäre eine Kerntemperatur von rund 15 °C. Misst dagegen der Kern des Silostocks über 20 °C, spricht man von Nacherwärmung. Dabei gilt: Die Kerntemperatur verhält sich weitgehend unabhängig von der Umgebungstemperatur.
Eine Nacherwärmung liegt auch vor, wenn während einer Silokontrolle in 40 cm Tiefe die Temperatur um mehr als 5 °C erhöht ist. Zu berücksichtigen ist allerdings der Einfluss der Temperatur zur Ernte: Wenn der Mais bei einer hohen Umgebungstemperatur geerntet wird, werden auch höhere Kerntemperaturen gemessen. Da bei großen Silostöcken und guter Verdichtung diese Wärme ausschließlich über die Anschnittfläche entweichen kann, spricht man selbst dann nicht von einer Nacherwärmung, wenn die Normaltemperatur von mehr als 20 °C deutlich überschritten wird.
Einfluss der Siloentnahme
Wenig erforscht ist bislang der Einfluss des Siloentnahmesystems auf die Nacherwärmung. So gibt es lediglich die allgemeine Empfehlung, dass der Anschnitt möglichst glatt sein sollte. Um den Einfluss von Geräten zur Siloentnahme auf eine mögliche Nacherwärmung zu beschreiben, hat Jan-Christoph Worthmann für seine Masterarbeit an der Uni Göttingen folgende vier Entnahmegeräte für den Frontlader untersucht:
- Greifschaufel Saphir GS 20, Breite 200 cm
- Silageschneidschaufel Saphir SSE178, Breite 178 cm
- Silageschneidzange Saphir SSZE178, Breite 178 cm
- Schaufel, Hersteller unbekannt, Breite 240 cm
Alle Geräte kamen an einem Standardschlepper mit 180 PS zum Einsatz. Durchgeführt wurde der Versuch in Niedersachsen bei einer Biogasanlage mit 500 kW elektrischer Leistung.
Der Testablauf
Getestet wurde vom 4. bis 22. Juni 2019 — jeweils um 9.00 Uhr, um den Einfluss einer direkten Sonneneinstrahlung auszuschließen. Zu Beginn wurden die Anschnittfläche des Silos begradigt und der Stock mit Markierungsspray in vier jeweils 2,50 m breite Segmente eingeteilt. Jedes Segment wurde nochmals in drei Blöcke unterteilt. Der Abstand der Oberfläche des obersten Blocks zur Silooberfläche betrug 1,50 m, der Abstand vom untersten der drei Siloblöcke zum Boden betrug 2 m.
Für die Bestimmung von Dichte und Kerntemperatur wurde jeder Block in neun Bereiche eingeteilt. Je Gerät ergaben sich so 27 Messstellen am Tag, bei vier Geräten somit 108 Positionen mit einer Erfassung der Kerntemperaturen an jeweils drei Positionen.
Um Veränderungen der Temperaturen über mehrere Tage hinweg festzustellen, wurde zwei Stunden nach der Entnahme sowie an den drei darauffolgenden Tagen gemessen.
Hohe Verdichtung
Die Mittelwerte der Tagestemperaturen im neun Tage andauernden Test betrug 15,9 bis 20,5 °C. Unmittelbar nach der Entnahme wurden mit der Wärmebildkamera an der Anschnittfläche niedrigere Temperaturen gemessen als in 10 cm Tiefe — unabhängig vom Entnahmegerät. Sie betrug in allen drei Blöcken 16 bis 17 °C.
An den drei Tagen darauf stieg die Temperatur der Anschnitttfläche an. Die „Wiederholung 3“ wies dabei den gleichen Trend auf wie „Wiederholung 1“: Direkt nach der Entnahme wurden stets höhere Oberflächentemperaturen gemessen als an den Folgetagen. Die Temperaturen an den Anschnittflächen standen dabei nicht im direkten Zusammenhang mit der Umgebungstemperatur.
Die Temperaturen im Silokern
Um es kurz zu machen: Keines der vier Entnahmesysteme führte letztendlich zu einer Nacherwärmung der Silage. Dabei zeigten die Temperaturkurven der einzelnen Systeme einen nahezu identischen Verlauf. So wurden beispielsweise mit der Greifschaufel GS 20 direkt nach der Entnahme in 10 cm Tiefe Temperaturen von 27,5 bis knapp 29 °C gemessen. Am Tag nach der Entnahme sank die Temperatur um rund 3 °C auf durchschnittlich 25,5 °C. Auf diesem Niveau verharrten die Temperaturen bei allen Systemen dann nahezu unverändert.
In 20 cm Tiefe lagen die Temperaturen direkt nach der Entnahme im Schnitt 1 °C über denen in 10 cm Tiefe. Bis zum nächsten Tag gingen die Temperaturen mit fast 2 °C verhältnismäßig stark zurück. In 50 cm Tiefe lagen die Temperaturen nach der Entnahme nochmals um 1 °C über den Temperaturen gegenüber denen in 20 cm Tiefe. Bis zum nächsten Tag ging hier die Temperatur um rund 1 °C zurück, doch fiel im Anschluss der Temperaturrückgang weniger deutlich aus.
Ernte 2018 als Erklärung
Eine bemerkenswerte Erkenntnis liefert zudem die am zehnten Tag nach der Entnahme durchgeführte Messreihe: So blieben zwar an den Messstellen in 50 cm Tiefe die Werte selbst nach zehn Tagen nahezu unverändert. Unterschiede ergaben sich jedoch in 10 und 20 cm Tiefe — sofern bei der Entnahme loses Material zurückblieb. Das lose Material heizte nämlich den angrenzenden Bereich auf, teils auf bis zu 42 °C! Es sollte deshalb immer aus dem Silo entfernt werden. Hier sind demnach geschlossene Siloentnahmesysteme wie Schneidschaufeln gegenüber offenen Arbeitswerkzeugen wie Silozangen im Vorteil.
Auch die Anschnittflächen wurden verglichen. Unter den Testkandidaten waren die Schneidschaufel und die Schneidzange im Vorteil. Denn die Werkzeuge hinterlassen eine glatte Oberfläche, so dass die Angriffsfläche für aerobe Mikroben reduziert ist.
Fazit
Messbar war jedoch, dass loses und zurückbleibendes Material relativ schnell warm wird und die Stabilität des Silostocks negativ beeinflussen kann. In Verbindung mit einer glatten Silooberfläche war so die Siloschneidschaufel den drei anderen Entnahmesystemen unterm Strich doch überlegen.