Die Farmer 300-Serie von Fendt erblickte 1980 das Licht der Welt. Anfangs bestand die Baureihe aus den sogenannten LS- bzw. SL-Modellen. 1984 wurde die Reihe erweitert, und es kam mit dem 100 PS starken 311 LSA auch der erste Farmer mit Sechszylinder-Motor von MWM hinzu. 1987 folgte der Farmer 312 LSA, der ab 1993 nur noch Farmer 312 hieß. Viktor Dinkler und Dominik van Hal berichten über teils langjährige Erfahrungen mit ihren 312ern.
Im 312er dieselt bis 1990 der 6,2 l große MWM-Saugmotor D 226.B-6, der ab Ende 1990 durch den Turbomotor TD 226.B.6 ersetzt wurde. Zunächst mit 116 PS und später mit 125 PS war und ist der große Farmer mit einem Eigengewicht von etwas über 5 t ein begehrter Allrounder für kleine und mittelgroße Betriebe.
10 000 Betriebsstunden und mehr scheinen für die Triebwerke keine große Hürde zu sein. Immerhin hat der besichtigte 312er von Viktor Dinkler von 1990 mittlerweile 13 900 Betriebsstunden auf dem Buckel. „Ich habe den Schlepper mit etwa 12 800 Stunden gekauft. Der Vorbesitzer hat den Motor bei 10 500 Stunden überholt“, berichtet der Fendt-Fan aus dem westfälischen Billerbeck. Ein Problem muss allerdings noch behoben werden. „Die Einspritzpumpe ist etwas undicht. Auf Dauer werde ich diese noch überholen“, so der Praktiker. Bereits erneuert wurden der Thermostat, der Temperaturfühler und die Wasserpumpe. Achten Sie besonders bei den älteren Modellen auf Spuren von Überhitzung, wie großflächig abgeplatzter Lack am Motorblock. Eine Ursache hierfür kann die etwas zu nah am Kühlerschlauch angebrachte Hupe sein, die diesen nach vielen Betriebsstunden schon mal durchscheuert.
van Hal aus Isselburg an der holländischen Grenze gemacht. Er nennt einen Farmer 312 aus dem Baujahr 1993 mit Turbomotor sein Eigen. „Trotz der rund 13 300 Betriebsstunden mussten wir an den Motor bis jetzt noch nicht ran“, berichtet der gelernte Landmaschinenmechaniker, der den Farmer bereits seit rund zwölf Jahren einsetzt. Probleme bereitete eine gebrochene Halterung des Luftkompressors, die auch als Spanner für die Keilriemen dient.
Auch das synchronisierte Schaltgetriebe ist grundsätzlich standfest. Beim Kauf sollten Sie beachten, dass es Unterschiede zwischen den Generationen gibt, was die Bedienung und den Komfort angeht. Bis 1991 stehen beim 312er grundsätzlich 21 Vor- und sechs Rückwärtsgänge zur Verfügung. Bei Maschinen mit Wendeschaltung sind es dann auch 21 Rückwärtsgänge, was wir seinerzeit im Schleppertest (profi 11/1991) als deutliche Verbesserung empfanden. Neben den zwei Gruppen können die Gänge eins bis drei durch drei Splitstufen (L, M, S) untersetzt werden. Drei weitere Overdrive-Gänge dienen der Straßenfahrt bis 40 km/h.
Bei Maschinen, die viel ackern mussten, gibt es gelegentlich Probleme mit den Synchronringen der Gänge eins bis drei. Prüfen Sie, ob diese bei einem Lastwechsel eingelegt bleiben. Während bei älteren Modellen wie beim 312er von Dinkler die Splitstufen per Hebel rechts am Lenkrad geschaltet werden, finden Sie die Bedienung bei Modellen mit neuer Kabine am Schalthebel. Es handelt sich nicht um eine Lastschaltung wie beim 500er: Zum Wechseln der Stufen muss die Kupplung getreten werden.
Mehr Komfort bedeutet auch die elektrohydraulische Wendeschaltung. „Durch die Wendeschaltung ist die Bedienung z. B. bei Frontladerarbeiten deutlich komfortabler“, berichtet van Hal. Allerdings ist für den Fahrtrichtungswechsel ebenfalls ein Tritt auf die Kupplung notwendig.
Prüfen Sie die Wendeschaltung auf ihre reibungslose Funktion. Probleme gibt es durch defekte Schalter am Lenkrad oder klemmende Wegaufnehmer unten am Getriebe. Ist die Geschwindigkeit für den Richtungswechsel zu hoch, blockiert eine Sperre das Kupplungspedal. Wenn Sie die Geschwindigkeit reduzieren, sollte sich die Sperre beim erneuten Treten der Kupplung wieder lösen.
Prüfen Sie alle elektrohydraulischen Funktionen und die Splitstufen rechts am Lenkrad bzw. per Daumenschalter am Ganghebel.
(Bildquelle: Bertling)
Die Wendeschaltung links am Lenkrad kam 1991 hinzu. Mit der neuen Kabine wurde der Innenraum 1993 modernisiert.
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Turbokupplung prüfen
Fendt-typisch ist die Turbokupplung, die bei einer Instandsetzung mit über 4 000 Euro richtig ins Geld geht. Es ist deshalb ratsam, diese bei der Besichtigung zu prüfen. Vor allem wenn viel schwere Lasten bei wenig Motordrehzahl gezogen wurden, wird der hydrostatische Teil der Kupplung dauerhaft belastet. Einen kurzen Funktionstest können Sie vornehmen, indem Sie bei eingelegtem, hohen Gang langsam die Kupplung lösen und dabei die Bremse treten. Geben Sie nun etwas Gas. Die Drehzahl sollte dann nicht über 1 300 bis 1 400 U/min steigen. Die Intensität der Turbokupplung lässt sich über die Ölmenge bestimmen. Gefällt Ihnen das Ansprechverhalten, ist es bei einem Ölwechsel ratsam, die genaue Ölmenge auszulitern.
Prüfen Sie die Verstellung der Hubstreben und Unterlenker. Nach vielen Jahren Ackereinsatzes sind diese häufig verschlissen.
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Undichte Steckachsen sind ärgerlich, die Dichtringe lassen sich jedoch gut tauschen.
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Werden die Klötze der Allradbremse zu spät gewechselt, läuft die Scheibe schräg ein.
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Achsen und Bremsen
Die Vorderachse stammt von ZF. Während beim Farmer 312 von van Hals bereits beide Dichtringe der Steckachsen gewechselt wurden, steht diese Reparatur bei Dinkler noch an. Außerdem gilt es, die Vorderachse vor allem bei Frontladerschleppern auf ausgeschlagene Achsschenkelbolzen und Gelenkköpfe der hydraulischen Lenkung zu untersuchen. Häufiger findet man auch Leckagen an den Portalachsen sowie an den mechanischen Steuergeräten.
Übrigens: Die Tandempumpe für die Arbeitshydraulik leistet insgesamt 74 l/min (40 und 35 l/min). Mit rund 5,8 t maximaler Hubkraft stemmt der Farmer im Heck ordentlich. Etwas knapp ist die entnehmbare Ölmenge von 35 l/min. „Bei großen Kippern kommt man schnell an die Grenze“, berichtet van Hal.
Die Vorderachse wird bei der 40-km/h-Version per Scheibenbremse an der Kardanwelle gebremst. Vor allem diese Bremse gilt es zu untersuchen. „Wird der Schlepper viel für Transportarbeiten genutzt, sollte man die Beläge der Allradbremse bestenfalls jährlich wechseln. Ansonsten laufen die Scheiben schräg ein und ein Tausch wird nötig“, berichtet van Hal. Die innenliegenden, trockenen Scheibenbremsen der Hinterachse kontrollieren Sie über je eine Klappe unter den Achstrichtern. Nachstellen können Sie diese an den von hinten sichtbaren Hauptbremszylindern.
Die tief liegenden Druckluftanschlüsse werden häufig bemängelt.
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Dominik van Hal hat sie bereits nach oben verlegt.
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Rost in den Falzen der Kotflügel und an den aufgesetzten Seitenteilen der Kabine ist ein Problem.
(Bildquelle: Bertling)
Kaputte Kabelbäume
Eine Schwachstelle vieler Schlepper dieser Generation aus Marktoberdorf sind die Kabelbäume. „Bei mir machte die EHR Probleme“, berichtet Dinkler. Der Grund war ein Bruch der Kabel, die durch Schutzrohre an den Kotflügeln entlanglaufen.
Beim 312er von van Hals bereiteten die elektrohydraulischen Splitstufen Probleme. Auch hier musste ein Kabel vom Schalthebel hin zur Steuerbox ersetzt werden. Scheuerstellen und abplatzende Ummantelungen führen bei manchen Exemplaren zu Kabinenbränden. Sind die Kabelbäume bereits gestaucht, ist dies ein großer Pluspunkt bei einem Kauf.
Prüfen Sie auch alle elektrohydraulischen Funktionen, da die elektronischen Steuerboxen gelegentlich Probleme machen. Beim 312 von van Hal ist die Schaltung der Frontzapfwelle defekt. Neu kostet die Box, die z. B. auch für die Steuerung von Allrad und Heckzapfwelle zuständig ist, rund 2 000 Euro.
Achten Sie auf Durchrostungen im Bereich der Seitenverkleidungen der Kabine und der Falze unter den Kotflügeln. Hier sammelt sich Dreck, der die Korrosion fördert. Auch die Klappe hinter den Rückleuchten sollte sauber abgedichtet sein. Ansonsten dringt Feuchtigkeit von hinten ein.
In den Rückleuchtenhaltern sind zudem die Bedienung für das Heckhubwerk sowie ab 1991 die Aktivierung der Zapfwelle integriert. Die Dachhaube und- luke aus GFK sowie die Innenverkleidung der Kabine gilt es ebenfalls zu untersuchen. Diese sind teuer, wenn sie überhaupt noch zu beschaffen sind.
Ein gepflegter 312er ist nicht billig, dennoch etwas preiswerter als vergleichbare 500er. Ältere Modelle mit mehr als 12 000 Betriebsstunden beginnen ab etwa 20 000 Euro, für spätere Modelle sollte man mit mindestens 30 000 Euro rechnen — Tendenz steigend.