Jetzt in rot
Aus profi 3/1994
Kleine war Vorreiter in Sachen Direktsaat. Auch wenn es Kleine seit 2012 nicht mehr gibt: Die Grundzüge der Technik gibt es noch heute — von Kverneland und Grimme.
Gegenüber der konventionellen Unicorn-3 (profi 2/94, Seite 26) sind bei der Direktsaatausführung von Kleine einige Baugruppen verändert, um den besonderen Anforderungen bei der Aussaat ohne Bodenbearbeitung gerecht zu werden.
- Anstelle der vorlaufenden Druckrolle befinden sich am Direktsäaggregat zwei Schneidscheiben und zwei Walkgummiräder. Die beiden V-förmig zueinander angestellten Schneidscheiben durchschneiden den Pflanzenmulch und öffnen die Säfurche. Rechts und links neben den Schneidscheiben sind die Walkgummiräder zur Tiefenführung des Säaggregates angeordnet.
- Das Parallelogramm wird über eine Feder zusätzlich belastet, um auch bei verhärteten Bodenoberflächen das Saatgut in gewünschter Tiefe ablegen zu können. Die Verstellung der Federvorspannung ist allerdings mit viel Schraubarbeit verbunden (besonders bei 18 Reihen). Für häufig wechselnde Bodenbedingungen wäre eine Schnellverstellmöglichkeit sehr hilfreich.
- Das Säschar ist keilförmig nach vorne bis zwischen die Schneidscheiben verlängert, damit hier kein Freiraum verbleibt, der sich mit Pflanzenteilen zusetzen und dadurch verstopfen kann.
- Als Zustreicher werden bei allen Druckrollenvarianten rotierende Scheiben verwendet. Unser Testkandidat war mit Zwischenandruck- und Fingerdruckrolle ausgestattet. Die Nachlaufwerkzeuge sind mit Zusatzgewichten beschwert, die sich leider nur durch Schraubarbeit entfernen lassen.
- Um Abweichungen in der Kornablage durch die bei der Direktsaat größeren Auf- und Niederbewegungen des Säaggregates zu vermeiden, sind die Antriebsketten der Zellenräder geteilt. Das Vorgelege dafür sitzt auf dem oberen hinteren Parallelogramm-Drehgelenk.
Wir haben uns die 18reihige Unicorn-3 von Frank Jeromin bei der Direktsaat in der Nähe von Magdeburg angesehen. Auf der Fläche (Boden aus Löß mit hohem Schluffgehalt) wurde erst Mitte September zuvor Gelbsenf als Zwischenfrucht eingesät. Wegen des späten Aussaattermins hatte sich nur ein relativ dünner, dafür aber gleichmäßiger Senfbestand nahezu ohne Unkrautbesatz entwickelt. Zum Zeitpunkt der Rübenaussaat war der Boden in einem guten und garen Zustand, der über Winter abgefrorene Senf war sehr brüchig. Alles zusammen also ideale Bedingungen für eine Direktsaat.
Und hier leistete die Unicorn auch gute Arbeit. Die Senfstengel wurden sauber durchschnitten, so dass die Rübenpillen störungsfrei 5 cm tief im Boden abgelegt werden konnten. Verstopfungen traten unter den günstigen Bedingungen nicht auf. Aber auch bei hohen Mengen an Pflanzen- bzw. Mulchmaterial hat Lohnunternehmer Jeromin normalerweise keinen Ärger mit verstopften Säaggregaten. Nur wenn hoher Aufwuchs direkt entgegen der Fahrtrichtung liegt, kommt es hier zu Schwierigkeiten.
Die Bedeckung des Saatgutes war nicht zuletzt wegen des garen Bodenzustandes kein Problem. Um die gewünschte Bedeckungshöhe von 1,5 cm einhalten zu können, hat Frank Jeromin die Zustreichscheiben nicht arbeiten lassen. Nicht so gut gefiel uns allerdings, dass man die Arbeitstiefe für beide Scheiben nur gleichzeitig einstellen konnte. Der Angriffswinkel war überhaupt nicht veränderbar. Ab Baujahr 1993 hat Kleine dies aber geändert. Für unterschiedliche Einsatzbedingungen lassen sich damit sowohl die Arbeitstiefe als auch der Angriffswinkel jeder Scheibe einzeln und getrennt voneinander verstellen.
Auch der überwiegende Anteil der von uns zusätzlich befragten Praktiker hält die Unicorn-3 mit der entsprechenden Ausrüstung für gut bis hervorragend zur Mulch- und Direktsaat geeignet. Auch unter schwierigeren Bedingungen kam es bei 10 von 11 Besitzern während der Direktsaat nur ganz selten zu Störungen.
Der Verschleiß hielt sich in Grenzen, er hängt natürlich von den Einsatzbedingungen ab. Frank Jeromin, der seine 18reihige Unicorn auf jährlich etwa 400 ha einsetzt (vorwiegend steinige Böden), wechselt die HTU-beschichteten Säschare alle 300 ha aus. Pro Aggregat sind das gut 16 ha. Die Haltbarkeit der Zellenräder schätzt er auf 1 500 ha (ca. 80ha/Zellenrad). Außer den Lagern der Zwischenandruckrollen hat Jeromin sonst keine Verschleißteile bei seinem jetzt auf ca. 1 200 ha eingesetzten Sägerät ersetzen müssen.
Die 18reihigen Geräte liefert Kleine entweder mit Langfahrvorrichtung oder mit vertikal klappbarem Rahmen aus. Anders als bei dem Parallelklapprahmen bleiben hier die Geräte in Transportstellung nicht in der Waagerechten, sondern werden um 90° seitlich gekippt. Vorher müssen allerdings die jeweils äußeren zwei Reihen manuell eingeklappt werden, damit die Transporthöhe von 4 m nicht überschritten wird.
Als die Unicorn 1991 angeschafft wurde, wollte Kleine aus Stabilitätsgründen zunächst für die 18reihige Variante keinen Klapprahmen liefern. In gegenseitiger Absprache und nach Anbringen einiger Verstärkungen bzw. Verstrebungen hat Frank Jeromin dann „auf eigene Gefahr“ gehandelt, da er als Lohnunternehmer auf den klappbaren Rahmen nicht verzichten wollte. Stabilitätsprobleme traten dann auch tatsächlich auf: Mehrmals rissen Schweißnähte am Dreipunktturm. Sie waren den Kräften beim Transport des eingeklappten Gerätes nicht gewachsen. Mittlerweile hat Kleine das ehemalige U-Profil allerdings durch ein stabileres Kastenprofil ersetzt.
Pro Aggregat ist die Unicorn-3 mit Direktsaatausrüstung etwa 750 DM teurer als die konventionelle Variante, die mit Fingerdruckrolle und Zustreicher ausgestattet ist. Für das 18reihige Direktsägerät mit Klapprahmen und Schaltgetriebe sind laut Liste etwa 55300 DM ohne MwSt. zu bezahlen, 13 800 DM mehr als für die vergleichbare konventionelle Ausstattung. Dann hat man aber auch ein universelles Zuckerrübensägerät, das zur Direkt- und zur Mulchsaat, aber auch zur Aussaat nach konventioneller Bodenbearbeitung eingesetzt werden kann.