Unfallstatistik der Berufsgenossenschaft: Unfälle bleiben ein Thema
Kürzlich hat die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) ihren Präventionsbericht für das Jahr 2022 vorgelegt. Wir fassen die Ergebnisse zusammen.
Wenn schwere Unfälle passieren — wie vor Kurzem der Fall, als ein Fahrer bei einem Unfall im Korntank eines Mähdreschers beide Beine verlor — macht der Blick auf das Unfallgeschehen erschrocken-betroffen. Jeder von uns arbeitet mit diesen Maschinen und denkt sich im Stillen vermutlich: „Wie oft habe ich schon Glück gehabt!“. Die SVLFG oder landläufig die „Berufsgenossenschaft“ hat täglich mit Unfällen zu tun.
Glücklicherweise sind sie nicht immer so drastisch und haben so viel Tragweite wie im oben genannten Fall. Aber trotzdem ist jeder Unfall einer zu viel. Wir haben zusammen mit der Berufsgenossenschaft einen Blick in den Präventionsbericht 2022 geworfen, der Anfang August 2023 veröffentlicht wurde.
Wie viele Unfälle passieren
Im Jahr 2022 wurden der SVLFG 125 716 Arbeits- und Wegeunfälle gemeldet, davon waren 59 024 meldepflichtige Unfälle (Unfälle, die zu einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen oder zum Tod geführt haben). 117 Personen verunglückten davon tödlich. 3 778 Personen verunglückten in 2022 auf den Wegen von und zur Arbeitsstätte (Wegeunfälle).
Die Zahl der Unfälle in der SVLFG ist seit 2018 rückläufig. Neben dem demografischen Wandel in der grünen Branche trägt die Präventionsarbeit wesentlich dazu bei. Die verstärkte Aufklärung und Sensibilisierung der Versicherten führt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Organisation des Arbeitsschutzes im Betrieb. Die Weiterentwicklung der Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz unterstützt diese erfreuliche Entwicklung ebenfalls. Außerdem unterstützt die Mitwirkung der SVLFG bei der Erstellung und Überarbeitung von Normen die zunehmende Technisierung in der Branche. Folge ist die Verbesserung der Sicherheitsmerkmale der Maschinen, Geräte und persönlichen Schutzausrüstungen.
Eine Betrachtung der Unfälle in 2022, die in Zusammenhang mit spezifischen Tätigkeiten in einem Produktionszweig (Arbeitsgebiet) stehen, ergibt, dass der Anteil der Unfälle in landwirtschaftlichen Unternehmen mit ca. 23 % im Arbeitsgebiet Tierhaltung und mit 9 % im Arbeitsgebiet Pflanzenbau am höchsten ist. Der Anteil der Forstunfälle ist mit rund 7 % niedriger, hier enden aber rund 28 % tödlich. Fast jeder fünfte Unfall ereignet sich im Gartenbau- und Landschaftspflegebereich.
Wer ist betroffen?
Am häufigsten sind Arbeitnehmer (65 %), Unternehmer (27 %), Azubi/Praktikanten (4 %) sowie Saisonarbeitskräfte und Lohnunternehmer mit jeweils 1 % am Unfallgeschehen beteiligt. Betrachtet man die Altersverteilung, verunfallt am häufigsten die Altersgruppe von 19 bis 25 Jahre mit 13,7 % aller Unfälle. Es folgt die Altersgruppe 56 bis 60 Jahre mit 13,1 % und nur geringfügig kleiner ist der Anteil der Gruppe der 51- bis 55-Jährigen mit 12,1 %.
Anteil der Arbeitsgebiete
In 2022 wurden im Arbeitsgebiet Tierhaltung über 13 600 meldepflichtige Unfälle registriert. Die Unfälle im Bereich der Tierhaltung haben einen stark abnehmenden Trend von 17 410 Fällen in 2018 auf 13 645 in 2022. Die Zahl der dabei tödlichen Unfälle ist aber mit jährlich durchschnittlich 18 leider stabil.
Besonders unfallträchtig sind Stallkontrollgänge/Bewegen der Tiere (37 %), die Gewinnung tierischer Produkte, z. B. beim Melken oder Schlachten (16 %) und die Tierpflege/-betreuung (15 %). Davon wurden die meisten Unfälle durch direkten Kontakt mit Rindern (32 %) und Pferden (14 %) sowie auf den Betriebswegen (20 %) verursacht.
In 2022 wurden im Arbeitsgebiet Pflanzenbau über 5 460 meldepflichtige Unfälle registriert. Die meisten Unfälle passierten bei Erntearbeiten (20 %), Transportarbeiten (20 %), sowie bei der Ein- und Auslagerung des Erntegutes (14 %). Davon wurden die meisten Unfälle durch Schlepper (10 %), Leitern und Aufstiege (7 %) sowie Betriebswege (23 %) verursacht.
Die Schlepper waren mit fast 2 000 (3,4 %) meldepflichtigen und 17 (15 %) tödlichen Unfällen merklich am Unfallgeschehen beteiligt. Etwa 30 % der Schlepperunfälle wurden dabei im Arbeitsgebiet Wartungs-/Reparaturarbeiten an Fahrzeugen erfasst, gefolgt von den Arbeitsgebieten Pflanzenbau (26 %), allgemeine Arbeiten (24 %) und Tierhaltung (8 %). Schwerpunkte der Schlepperunfälle sind das Auf-/Absteigen, Umstürzen und vom Schlepper überrollt bzw. überfahren werden.
Umstürze waren auch in der Vergangenheit schon immer ein Thema, aber die Verletzungen durch Schleudervorgänge haben aufgrund von schnellen Gespannen und sehr guten Bremsverzögerungen zugenommen. Beides hat die Berufsgenossenschaft veranlasst, ein spezielles Programm zum Thema Anschnallen zu starten.
In 2022 zählt die SVLFG im Arbeitsgebiet Garten- und Landschaftspflegearbeiten über 12 600 meldepflichtige Unfälle. Bei Forst- und Waldarbeiten wurden in 2022 über 4 300 meldepflichtige Unfälle registriert. Die meisten Unfälle passierten bei der Holzaufarbeitung (26 %), bei Fällarbeiten (17 %) sowie beim Rücken und Heranbringen des Holzes (10 %). Davon wurden die meisten Unfälle durch Baumstamm/-krone/-ast (34 %), Wege im Freien (25 %) und Maschinen und Geräte für Waldarbeit (16 %) verursacht.
Die Zahl aller Unfälle ist seit 2018 rückläufig, dazu trägt einerseits die umfangreiche Präventionsarbeit der Berufsgenossenschaft bei. Aber auch der demografische Wandel sowie die zunehmende Technisierung der Arbeit spielen eine Rolle.
Der Bereich der Tierhaltung ist am unfallträchtigsten. Aber auch die Arbeit mit Maschinen ist gefährlich, der prozentuale Anteil tödlicher Unfälle ist hier deutlich höher als bei der Arbeit mit Tieren.
Zuschuss für Fahrsicherheitstrainings
Die Berufsgenossenschaft ist vom Nutzen von Fahrsicherheitstrainings überzeugt, und unterstützt solche Trainings daher mit einem finanziellen Zuschuss zwischen 50 Euro (Pkw, Motorräder) und 150 Euro (Schlepper, Lkw, Baumaschinen). Förderfähig sind Trainings für Pkw, Transporter, Lkw, Baumaschinen und natürlich auch Traktoren, sofern diese Trainings nach den Richtlinien des Deutschen Verkehrssicherheitsrates durchgeführt werden (Infos unter: dvr.de). Gemeinsam mit Anbietern, die im Bereich Fahrsicherheitstraining über langjährige Erfahrungen verfügen, hat die Berufsgenossenschaft außerdem Kursangebote speziell für Fahrer von Traktoren mit Anhängern oder anderen Anbaugeräten entwickelt. Eigene Trainings gibt es darüber hinaus für die Fahrer von Schmalspurtraktoren.