Schönheit vergeht, Hektar besteht

Zugegeben: Der Spruch ist geklaut. Aber er fiel mir spontan ein, als ich einen Freund aus früheren Tagen wieder traf. Ich hätte ihn kaum wiedererkannt, weil er — gelinde gesagt — etwas verlebt aussah. Damals war Vollgas sein Motto. Gemeinsam mit seinem Vater hielt er an die 70 Kühe in Anbindung, bis das Geld für den Laufstall zusammengespart war. Der natürlich in Eigenarbeit gebaut wurde. Wenn es Flächen zu pachten oder zu kaufen gab, war er vorne dran. Als der Milchpreis schwächelte, stieg er in die Geflügelmast ein. Dann waren Stärkekartoffeln angesagt, nicht fünf oder zehn Hektar, sondern gleich 25. Klar, dass er die Kartoffeln selber fuhr, meistens nachts. Lange bevor irgendjemand über Biogas nachdachte, baute er eine Anlage. Das habe richtig in der Kasse geklingelt. Als viele Landwirte mit drei Scharen pflügten, war er bereits fünffurchig unterwegs. Es folgten weitere Ställe, eine große Halle, ein neues Wohnhaus, ein Altenteilerhaus, 200 kW Photovoltaik — mein Freund hat offensichtlich alles richtig gemacht. „Was macht deine Schwester, die hat uns damals doch immer gefahren?“, erkundige ich mich nach den privaten Dingen. Plötzlich entglitten meinem Freund die Gesichtszüge. Die Schwester hat nämlich einen ganz üblen Zeitgenossen aus dem Nachbarort geheiratet, mit dem er schon mehrfach vor Gericht war. Ich erkundige mich nach den Eltern, deren jugendliche Power mich damals immer beeindruckt hatte. Die Mutter habe was Psychisches gehabt und sei schon vor Jahren gestorben. Dem Vater ginge es soweit ganz gut, um den kümmert sich der Pflegedienst. Nach seiner Frau mochte ich gar nicht mehr fragen. Doch erzählte mein Freund von sich aus, dass er in Frieden geschieden sei und dass der Betrieb mit einem blauen Auge davon gekommen sei. Drei Kinder hätten sie. Eventuell würde der Jüngste mal zu Hause einsteigen. Er würde aber nicht drängen, die jungen Leute seien halt nicht mehr so begeisterungsfähig für die Landwirtschaft — wie das wohl kommt?
vor 12 Jahren

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