Die 6020er Reihe löste 2001 die beliebten 6010er Modelle ab. Die Vier- und Sechszylinder-Traktoren wurden optisch moderner und erhielten die neue SG068-Kabine.
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den Modellen 6820 und 6920. Die beiden großen Sechszylinder-Traktoren sind im Vergleich zu den schwächeren Sechszylinder-Modellen 6620 und 6520 mit verstärktem Getriebe und Differenzial sowie mit einer schwereren Vorderachse ausgerüstet. Unterstützt hat uns Firma Greving aus dem westfälischen Ahaus, bei der wir uns vier Kundenschlepper angesehen haben. Außerdem waren wir bei Familie Wigger in Coesfeld-Lette zu Besuch, die einen 6820 seit rund 10 Jahren ihr Eigen nennt.
Schauen wir zunächst auf die Anfangsjahre: Neben der moderneren Optik kam der Modellwechsel mit der nun auf Wunsch lieferbaren Kabinenfederung vor allem dem Komfort zugute. Erfahrungsgemäß wurde bei der Bestellung der großen 6020er die hydraulische Kabinenfederung häufig angekreuzt. Die Vorderachsfederung war bereits bei den 6010ern möglich.
Eine weitreichendere Neuerung kam dann Ende 2003. Der bislang eingebaute John Deere PowrTech Motor 6.068T HLA mit 6,8 l Hubraum und Direkteinspritzung wurde durch den gleichgroßen Sechszylinder 6.068T 4VCR mit CommonRail-Hochdruckeinspritzung und Vierventiltechnik ersetzt. Zwar änderte sich die Nennleistung nicht, doch war das subjektive Empfinden der Landwirte besser. „Die Maschinen haben einen agileren Anzug und halten bei schweren Arbeiten deutlich besser fest“, berichtet Markus Hoffstädte, Landmaschinenverkäufer bei Greving.
Auch für die Wiggers war der Kauf einer CommonRail-Maschine gesetzt. Die Wahl fiel somit auf einen 6820 von 2005: „Wir kauften den Schlepper 2012 mit 2 700 Betriebsstunden aus erster Hand. Mittlerweile hat der Johnny rund 9 200 Betriebsstunden auf der Uhr“, berichtet Raphael Wigger, selbst gelernter Land- und Baumaschinen-Mechatroniker. Motortechnisch gelten die Sechszylinder als robust, solange sie nicht überhitzen. Bei dem Modell von Wigger wurde die Kopfdichtung bereits durch eine verstärkte Variante getauscht, die mehr Standfestigkeit bringen soll.
„Bei etwa 5 000 Betriebsstunden haben wir die Wasserpumpe und vor kurzem die Lichtmaschine erneuert. Für die Betriebsstundenzahl ist dies aber völlig in Ordnung“, so Raphael Wigger zum Motor. Schauen Sie zudem auf das Hitzeleitblech vor dem Auspuffkrümmer, das mit der Zeit reißt. Auch die Batteriehalterung vor dem Kühlerpaket sollten Sie begutachten. Ist Säure ausgelaufen, kommt es hier vermehrt zu Korrosion.
Auf dem Gebrauchtmarkt finden Sie vor allem Modelle mit PowerQuad Plus- oder AutoQuad Plus-Lastschaltgetriebe. Alle Varianten haben den Wendeschalthebel am Lenkrad, die Gänge werden über eine Schaltkulisse mit den Gassen A bis E geschaltet.
Die vier elektrohydraulischen Lastschaltstufen sorgen für 20 Vor- und 20 Rückwärtsgänge. Auf Wunsch gab es ein Kriechganggetriebe mit 32 Vor- und 32 Rückwärtsgängen. An der Schaltkulisse erkennen Sie, um welches Baujahr es sich handelt: Ältere Schlepper besitzen noch die offene Schaltkulisse der 6010er Baureihe. Bei neueren Modellen mit CommonRail-Motor ist diese geschlossen.
Das PowerQuad Plus-Getriebe schaltet die LS-Stufen bei einem Gangwechsel automatisch zurück. Das AutoQuad Plus-Getriebe hat hingegen eine weitreichendere Schaltautomatik für die LS-Stufen, die anfangs über einen Wipptaster (Eco und Power) und ab den CommonRail-Modellen über einen dritten Knopf auf dem Schalthebel aktiviert wird. Der Schaltzeitpunkt sowie die Schaltstufen können fortan über Drehpotis auf der Seitenkonsole eingestellt bzw. begrenzt werden. Außerdem war dieses Getriebe auch mit 50 km/h Höchstgeschwindigkeit erhältlich. In dieser Version ist eine Mehrscheibenbremse in der Vorderachse eingebaut. Bei AutoQuad-Modellen ab 2004 gab es die Möglichkeit, die „Eco-Shift“-Variante zu bestellen. Bei 40-km/h-Traktoren liegt die Motordrehzahl bei Höchstgeschwindigkeit dann bei 1 590 U/min. Diese Ausstattung ist begehrt, da sich der Dieselverbrauch bei Transportarbeiten so deutlich reduzieren lässt.
Noch komfortabler ist das stufenlose AutoPowr-Getriebe, bei dem die Fahrgeschwindigkeit über einen kleinen Hebel bis 40 oder 50 km/h geregelt wird. In der Premium-Plus-Ausführung gab es zusammen mit dem AutoPowr-Getriebe einen Tempomaten und die damals neue Command-Armlehne am Fahrersitz.
Ist dieses Getriebe Ihr Favorit, dann schauen Sie genau auf die Schlepperhistorie. Wurde der Triebsatz nach dem Modellwechsel Ende 2006 getauscht, dann können Sie davon ausgehen, dass die überarbeiteten Komponenten der neuen 6030er Generation eingebaut sind. Diese bewiesen sich im Arbeitsalltag und mit ordentlicher Wartungshistorie als widerstandsfähiger.
Nicht so schön waren seinerzeit häufig auftretende Getriebeschäden durch defekte innere Lager der Steckachsen. Diese quittierten teilweise schon bei rund 3 000 Betriebsstunden ihren Dienst.
Verteilten sich dann Späne durch den gemeinsamen Ölhaushalt im Getriebe und in den Ölpumpen, nahm das Drama seinen Lauf. Diejenigen, die das Problem früh durch zu großes Spiel der Steckachsen bemerkten, konnten ihre Schlepper z. B. bei Greving in einer Kulanzaktion umrüsten lassen. „Wir bauten eine Druckschmierung ein, die die Lager über kleine Schläuche zusätzlich mit Öl versorgen. Diese Umbauten erkennt man leicht an den Zusatz-Leitungen auf den Achstrichtern“, berichtet Hoffstädte.
Ein weiteres Problem trat beim 6820 der Familie Wigger auf: „Ein Zahnrad ist auf der Hauptantriebswelle des Schaltgetriebes festgelaufen, da diese zu viel Spiel hatte. Ich habe die Reparatur dann zusammen mit einem Bekannten durchgeführt“, so Raphael Wigger.
Auf den Achstrichtern liegende Schmierleitungen sind ein Indiz dafür, dass eine Druckschmierung für die inneren Steckachsenlager nachgerüstet wurde.
(Bildquelle: Bertling)
Nehmen Sie die Haube des Steuerungskastens ab und prüfen Sie, ob Feuchtigkeit eingedrungen ist.
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Loadsensing-Anschlüsse sind entweder vorhanden oder lassen sich nachrüsten. Überprüfen Sie im Heck das Spiel der Hubarme.
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Bei elektrohydraulischen Steuergeräten ist die Nachrüstung einer externen Bedienung möglich.
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Das Kombiinstrument erinnert noch stark an die 6010er Baureihe.
(Bildquelle: Bertling)
Hydraulik und Elektronik
Serienmäßig ist eine kleine Axialkolben-Verstellpumpe mit 60 l/min maximaler Fördermenge eingebaut. „In unserer Kundschaft haben nahezu alle 6020er die größere Pumpe mit bis zu 96 l/min Förderleistung. Vor allem, wenn Loadsensing-Geräte betrieben werden sollen, ist zu dieser zu raten“, so Hoffstädte. Bei vielen Traktoren sind die LS-Anschlüsse bereits nachgerüstet worden. Ansonsten ist dies mit passender Platte kein Problem. Grundausstattung bei den meisten 6020ern sind drei dw-Steuergeräte.
Sind vier verbaut, werden bei den Schaltmaschinen zwei über einen mechanischen oder elektrohydraulischen Kreuzhebel angesteuert. Bei Maschinen mit AutoPowr-Getriebe und Command-Armlehne finden Sie die bekannten Wippschalter neben dem Fahrhebel. Die elektrohydraulischen Ventile können Sie über das Display im Kombiinstrument in der Menge regulieren und sogar zeitabhängig bedienen.
Probleme kann es geben, wenn Feuchtigkeit in den hinter der Kabine liegenden Steuerungskasten eintritt. Nehmen Sie die Verkleidung ab und schauen Sie nach, ob die Gehäuse stark angelaufen oder korrodiert sind. Das elektrohydraulisch gesteuerte Hubwerk (EHR) hat mit bis zu 8 400 daN ordentlich Kraft. Nicht schön sind ausgeschlagene Hubwellen, was Sie am Spiel der Hubarme überprüfen können. Eine Instandsetzung schlägt ins Geld.
Einen weiteren Blick sollten Sie der Vorderachse widmen. Schaukeln Sie den Traktor auf und hören Sie, ob die Lager des Panhard-Stabs intakt sind, der für die seitliche Stabilisierung sorgt. Prüfen Sie ebenfalls die Spurstangenköpfe. Sind die Manschetten noch in Ordnung? Für eine längere Lebensdauer findet man gelegentlich nachgerüstete Schmiernippel.
Für einen gebrauchten 6820 oder 6920 mit unter 10 000 Betriebsstunden fallen schnell rund 40 000 Euro (ohne MwSt.) an. Günstiger sind Maschinen aus den ersten Baujahren. Leider wurden bereits etliche gebrauchte 6020er nach Osteuropa verkauft. Dennoch bieten vor allem die großen 6020er Youngtimer-Potenzial, da viele Probleme bei den noch in Deutschland laufenden Maschinen behoben wurden.