Kommentar von profi-Redakteur Hubert Wilmer: Große PS-Blasen

Natürlich ist die Motorleistung beim Schlepperkauf ein entscheidendes Kriterium. Deshalb ist es ja auch nicht schlecht, wenn man bereits in der Typenbezeichnung auf der Haube einen Hinweis auf die Pferdestärken unter dem Blechkleid findet. Zu welchen Kuriositäten das aber in Zeiten von Boost- und Überleistung führen kann, wurde bei den Präsentationen der neuen Schlepper von New Holland und Case IH jetzt deutlich (siehe nächste Seite und Seite 24). Im Prospekt hatte man sich bei beiden Marken ja bereits vor längerer Zeit von der „ehrlichsten“ Leistungsangabe nach der „ECE R 24“-Norm verabschiedet. Es wird lieber die „leistungssteigernde“ (und auch noch schön gleich klingende) ECE R 120 genannt. Ein Übel, das wohl nicht mehr zu verhindern ist und (leider) auch immer mehr Nachahmer findet. Doch zurück zu den Typenbezeichnungen: Wer also beim neuen Puma CVX 215 von Case IH 215 PS vermutet, liegt richtig. Laut Hersteller hat der Schlepper exakt 215 PS bei Nenndrehzahl (natürlich nach ECE R 120!). Stellt man jetzt den gleichen Schlepper in blau daneben, steht auf der Haube... — T7.260! Aber machen Sie sich keine Hoffnungen, der Blaue hat zwar auf der Haube mehr „draufstehen“, aber unter der Haube tun sich die beiden nichts. Und woher kommen dann die 45 PS? Ganz einfach: Statt „nur“ die Nennleistung aufs Blech zu kleben, war man bei New Holland kreativer: Hier steht die Maximal-Leistung einschließlich Power-Boost auf der Haube. Also eine Leistung, die es tatsächlich gibt, aber eben nur bei Transport- oder Zapfwellenarbeiten. Hängt der Grubber oder Pflug hinten dran, fehlt der Boost. Lassen Sie sich im Verkaufsgespräch von Sprüchen wie etwa: „Sie zahlen ja nur 215 PS, bekommen aber 260 PS!“ genauso wenig beeindrucken, wie von der Typenbezeichnung auf der Haube. Um die „PS-Blasen“ zu entlarven, hilft nämlich nur eines: Bei den Leistungsangaben ganz genau hinschauen!