Claas Lexion 5500 TT: Trommel-Feuer
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Gut zu wissen
- Im Weizen erreichten wir Korndurchsätze von bis zu 35 t/h bei Verlusten von weniger als 1 %.
- Die Strohqualität ist besser als bei der Rotorabscheidung, solange es nicht zu mürbe wird. Und wenn es feucht wird, geht die Leistung deutlich zurück.
Entsprechend gespannt waren wir auf den Test mit dem Lexion 5500 Terra Trac, der in fast kompletter Ausstattung samt Cemos Automatic daher kam. Dazu finden Sie in der Elektronik-Rubrik einen eigenen Beitrag. Außerdem hatten wir mit dem Vario 770 sowie dem Convio 770 Flex zwei Schneidwerke im Einsatz. Drüber berichten wir in der nächsten Ausgabe.
Claas Lexion: Mit 40 km/h zum Acker
Der zweistufige Fahrantrieb verdient Lob: Er ist durchzugsstark und mit bis zu 12 km/h in der ersten Stufe auf dem Acker auch schnell genug. Und bei 40 km/h macht die automatisch auf 1 600 Touren reduzierte Motordrehzahl echt Spaß. An unserer Vorserienmaschine war der Fahrhebel noch nicht so gut dosierbar, das hat Claas mit dem Serienstart aber bereits verbessert.
Sehr gut gefallen hat uns die automatische Feststellbremse. Ist der Fahrhebel in Mittelstellung, wird sie aktiviert. Fährt man wieder an, löst sie selbsttätig — klasse. Wirklich schade, dass die Vorschriften trotzdem eine mechanische Feststellbremse fordern — und damit das altbekannte Pedal links wieder da ist.
Bleibt noch die Kritik am manchmal etwas verzögerten Wechsel der Fahrbereiche. Obwohl man aufgrund der automatischen Parkbremse nicht einmal das Bremspedal (das für unseren Geschmack viel zu steil steht) treten muss, dauert es schon mal, bis der Gang wirklich gewechselt wird.
Einfacher Schneidwerkanbau
Neu ist beim Lexion die Vorsatz-Erkennung. Neben Typ, Breite usw. werden im Vorsatzmodul auch die Betriebsstunden und Wartungsintervalle überwacht. Und bewährte Dinge wie Vorsatzbremse und durchzugsstarke Reversierung, bei der auch die Haspel rückwärts dreht, hat man übernommen.
Kanal mit Staubabsaugung
Installiert war aber die wirkungsvolle Staubabsaugung auf dem Schrägförderer. Ein Zusatzgebläse hält sogar den Kanal von oben halbwegs sauber. Zum Serienstart gab es laut Claas hier noch eine Änderung, damit Fremdkörper nichts beschädigen und die Ansaugflächen frei bleiben. Die geschlossene Dreschtrommel scheint weniger Staub in die Maschine zu ziehen. So musste man den FieldScanner im Dach mehrmals täglich reinigen, als die Absaugung einmal defekt war.
Lenken per Laser oder GPS?
Eine andere Alternative ist die GPS-Lenkung, für die bei Claas leider ein separates Terminal notwendig ist. Damit ist das System schon beim kleinen S7-Terminal (samt RTK Net und Lizenzen) mit 13 000 Euro mehr als doppelt so teuer. Zum Anlegen von Beeten, Fahren in vorgegebenen Spuren oder Erstellen von Ertragskarten ist GPS aber nötig.
Neues Dreschwerk…
Im Vergleich zu einem Lexion 750 TT mit Rotorabscheidung wurde bei grünem Stroh und aufziehendem Tau aber auch deutlich, dass die neue Schüttlermaschine nach wie vor deutlich eher an ihre Grenzen kommt. Ein Nachteil, den der Lexion 5500 unter normalen Bedingungen mit einer besseren Strohqualität belohnt.
Aber spätestens bei totreifem Stroh geht auch das Viertrommel-Dreschwerk nicht gerade zimperlich mit dem Erntegut um. Das gilt auch für das Korn: Man muss Drehzahlen, Korbabstände sowie die Stellung von Korbabdeckungen und Korbleiste beachten, um nicht zu viel Bruchkorn zu produzieren. Umso besser, dass sich die Dreschleiste und die Korbabdeckungen optional jetzt aus der Kabine verschwenken lassen.
…mit automatischer Einstellung
Es gibt aber Punkte, die den engagierten Drescherfahrer stören. So werden manchmal unlogische Einstellungen relativ lange gehalten, wie z. B. ein zu enges Untersieb bei ohnehin schon zu viel Korn in der Überkehr. Vor allem bei stark wechselnden Beständen tut sich das System noch schwer. Bei größeren, homogeneren Flächen sind die Anpassungen im Tagesverlauf dagegen schon sehr gut. Da aber für die Funktion eine richtige Kalibrierung der Verlustsensoren entscheidend ist, erwarten wir von Claas hier endlich den Mut, ab Werk eine entsprechendes Verlustschalensystem anzubieten. Genauso, wie es den Feuchtemesser für das Stroh nicht nur bei Auto Chopping geben sollte.
Häcksler bequem aktivieren
Was die Häckselqualität und Verteilung auf 7,70 m Breite angeht, hatten wir nichts zu meckern. Die automatische Wurfrichtungsanpassung am Hang und/oder bei Seitenwind mit den Sensorblechen an den Beleuchtungsträgern tat ein Übriges. Außerdem hat der — über eine Klauenkupplung geschaltete — Special Cut-Häcksler mit 88 Messern ein schwenkbares Bodenelement sowie eine in drei Stufen, auf Wunsch sogar hydraulisch verstellbare Gegenschneide.
Der Spreuverteiler arbeitete gut. Nur einmal scherte die Antriebswelle ab — ohne ersichtlichen Grund. Die beiden Wurfteller lassen sich mit wenigen Handgriffen wegklappen und geben dann den Weg zu den Sieben frei.
Jet Stream-Siebkasten
Genauso bekannt wie bewährt ist der 3D- Siebkasten. Er ist mit der automatischen Gebläsedrehzahlregelung AutoSlope bei leichten Hanglagen eine günstige Alternative zum Fahrwerkausgleich. Als Montana-Ausführung gibt es derzeit nur die Vorgängermodelle (und nur Radmaschinen).
8,6 t Getreide im Korntank
Wenig zu meckern gibt es bei der Ertrags- und Feuchtemessung. Das neue Quantimeter arbeitet mit einem Prallblech oben im Kornelevator. Schon mit den vom Werk eingestellten Kalibrierwerten haben wir in Raps eine sensationelle Genauigkeit von 99,5 % erreicht. In Gerste war die Abweichung mit bis zu 9,5 % bei der Standard-Kalibrierung allerdings auch mal deutlich größer.
Mercedes-Motor mit 408 PS
Im größten Fünfschüttler-Drescher arbeitet der Motor OM 470LA von Mercedes-Benz mit sechs Zylindern und 10,7 l Hubraum. Er leistet laut Claas maximal 300 kW/408 PS und erfüllt die Abgasstufe V dank Abgasrückführung und SCR-Kat.
Dafür gibt es neben stolzen 950 l Diesel auch noch 110 l AdBlue an Bord — das reicht auch für längste Erntetage. Zumal wir im Weizen Dieselverbräuche von nur knapp 12 l/ha (ohne Häcksler) bis gut 15 l/ha (mit Häcksler) gemessen haben. Im Raps waren es maximal 18,3 l/ha.
Fast 23 t Kampfgewicht
Dazu muss man wissen, dass der Lexion 5500 Terra Trac immerhin 20 260 kg ohne Schneidwerk auf die Waage brachte. Rechnet man noch rund 2,7 t für das Vario 770-Schneidwerk sowie fast 9 t Bunkerladung dazu, sind alleine 25 t Vorderachslast nicht mehr weit.
In der Gewichtsklasse kommt natürlich das Terra Trac-Laufwerk gerade recht. Damit hat man ordentlich Aufstandsfläche, bleibt aber trotzdem unter 3,30 m. Das passt allerdings nur, wenn hinten maximal Räder der Größe 500/85 R 24 montiert sind, und nicht wie bei uns 600/65 R 28. Damit lag die Breite bei 3,49 m und auch der Wendekreis bei immerhin 18,50 m.
Kabine mit Cebis Touch
Sehr wichtig wäre es auch, dass man in gleicher Weise geänderte Mähdreschereinstellungen mit eigenen Namen oder Stichworten abspeichern könnte, wie wechselnde Fahrer ihre eigenen Profile speichern können sollten. Der Ansatz, je nach Vorwahl „Anfänger“, „Normal“ und „Experte“ immer mehr Menü-Ebenen freizugeben, ist gut. Es sollte aber die Möglichkeit geben, Einstellungen auch per Code sperren zu können.
Zu viele Terminals
Reichlich Lob gibt es für die leistungsfähige Klimaautomatik sowie die Kühlbox, den Beifahrersitz und die Ablagen. Auch die Spiegel und die Beleuchtung mit dem großen LED-Lichtpaket suchen ihresgleichen. Umso enttäuschter ist man allerdings, wenn man auf der Straße mit dem herkömmlichen Fahrlicht zurechtkommen muss. Schön sind die optionalen Scheibenwischer an den Seiten, allerdings bräuchten die Spiegel dann konsequenterweise auch Wischer, um sie vom Staub befreien zu können.
Alles Weitere in Kürze
- Die Steinfangmulde lässt sich seitlich gut öffnen. Es fehlt nur ein Warnton, falls man sie versehentlich nicht geschlossen hat.
- Beim Abtanken friert der CruisePilot die Fahrgeschwindigkeit ein.
- Die Zahl der Hektarzähler ist begrenzt, und sie sind nicht individuell zu benennen. Außerdem fehlen einige Angaben wie Datum, Uhrzeiten sowie der AdBlue-Verbrauch, Häckselfläche usw.
- Es gibt jetzt einen Menüpunkt, bei dem alle Sensoren kalibriert werden.
- Der Handgashebel mit drei Stufen sitzt zu präsent auf der Armlehne.
- Seitliche Sonnenrollos gibt es optional.
- Die Unterleuchtung des Multifunktionshebels ist unzureichend.
- Es gibt keine täglichen Schmierstellen, nur 14 Nippel für die 50-Stunden-Wartung.
Die Preise
Praktikerurteil Claas Lexion 5500 TT
Der Agrarservice Vögeding im westfälischen Gescher hat in der vergangenen Saison einen Lexion 5500 TT eingesetzt. „Am meisten überraschte uns der ruhige Lauf des Dreschwerkes sowie der niedrige Dieselverbrauch“, sagt Matthias Vögeding. Und auch das Terra Trac-Laufwerk überzeugte den Lohnunternehmer mit seiner Wendigkeit.
Allerdings hat die Maschine in der totreifen Gerste das Stroh so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass es sogar Probleme mit der Kornabscheidung gab. In den anderen Früchten war die Leistung ebenbürtig mit einem John Deere T560i im Betrieb. Lob gibt es außerdem für den oben liegenden Kühler. Anders war das bei der Staubabsaugung am Schrägförderer, die öfter verstopfte. Dann funktionierte der FieldScanner schon nach kurzer Zeit nicht mehr.
Fazit
Lediglich bei grünem/nassem Stroh geraten die Schüttler eher an ihre Grenzen als ein Rotor. Dafür ist die Strohqualität besser. Allerdings darf man die Beanspruchung des Strohs durch die vierte Trommel nicht unterschätzen. Was Schneidwerk, Kornbergung und Häcksler angeht, gibt es beim neuen Lexion nur Details zu kritisieren. Das gilt auch für die Kabine und die Bedienung. Bleibt noch der Preis: Der Lexion 5500 Terra Trac kostet in der kompletten Testausstattung samt 7,70 m breitem Vario-Schneidwerk gewaltige 610 200 Euro.