Gebrauchte Tiefbettstreuer: Hoch im Kurs, die tiefen Miststreuer
Alles andere als Mistdinger: Tiefbettstreuer sind aufgrund ihrer robusten Bauart beliebt. Wir haben für Sie zusammengetragen, worauf Sie beim Gebrauchtkauf achten sollten.
Mist, Kompost, oder Kalk: Für diese Dünger braucht es einen Streuer mit Volumen. In den vergangenen Jahren haben Tiefbettstreuer an Bedeutung gewonnen. Der Name resultiert daher, dass die Wanne zwischen den beiden großen Rädern auf der Achse aufgebaut ist. Damit sind im Vergleich zu herkömmlichen Bauarten große, bzw. sehr hohe Bereifungen möglich. Ein weiterer Vorteil kann die Überladehöhe sein, wenngleich größere Modelle ab 12 m³ Ladevolumen diesen Vorteil wieder verspielen: Mit einem Hoflader ist hier nichts mehr zu machen.
Die stabile Straßenlage und die Hangtauglichkeit bei jederzeit ausreichend Stützlast bleiben als Vorteile. Was sind die Nachteile? Klar: Mit breiter außenliegender Bereifung ist die Wanne für die Ladung in der Breite begrenzt. Außerdem ist die Nutzlast der Einachser gering, und mit weit hinten angeordneter Achse sind die Maschinen nicht wendig, obwohl alle Hersteller schmale und meist gefederte Deichseln verbauen.
Der Check für den Gebrauchtkauf beginnt beim Anbau: Wie sieht die Gelenkwelle aus? Meist sind die Gelenkwellen relativ lang und mit einem Weitwinkelgelenk ausgestattet. Weil die Streuer unten gekoppelt werden, können nicht ganz ausgehobene Unterlenker schon mal die Welle krumm gedrückt haben. Das erkennt man schnell am eingedrückten Plastikschutz. Lassen Sie den Streuer bei Arbeitsdrehzahl laufen und kontrollieren Sie die Gelenkwelle auf Unwuchten.
Wie sehen die Kabel und Schläuche aus? Große Schlauchgalgen verhindern hier Schlimmeres. Und die Anhängung? Eine Kugelkopfkupplung ist weit verbreitet. Bei vollem Streuer lasten auch weit mehr als 4 t Stützlast auf der Kugelpfanne, prüfen Sie also das Verschleißbild.
Welle und Lager der Tiefbettstreuer
Dem Antriebsstrang folgend kontrollieren Sie die Lager der Antriebswelle, die nach hinten zum Streuwerk führt. Sie verfügen nicht immer über eine Schmierleitung nach außen zum Streuer, daher checken Sie den Sitz. Die Antriebswelle treibt je nach Streuermodell das einfache Streuwerk mit zwei stehenden Reißwalzen oder ein Breitstreuwerk an. Beide Streuwerkbauarten sind mit Überlastkupplungen versehen, die funktionieren müssen. Einige Hersteller wie z. B. Samson bieten Gummitorsionsdämpfer im Antrieb an. Das schont den Antriebsstrang. Der Wechsel dieser Gummis ist schnell gemacht, trotzdem kontrollieren Sie deren Zustand. Achten Sie auch auf den Ölstand im Verteilergetriebe.
Planen Sie mit dem Streuer nur Stallmist auszubringen und das in einer möglichst kurzen Zeit, dann ist das einfache Streuwerk mit zwei massiven, stehenden Walzen das Mittel der Wahl. Auch hier müssen Sie die Walzen bei Arbeitsdrehzahl prüfen, damit Unwuchten sicher ausgeschlossen werden können. Fremdkörper im Mist können hier für krumme Wendelungen auf den Walzen verantwortlich sein.
Die Reißfinger an den Walzen sind in der Regel geschraubt und damit leicht wechselbar. Sind sie zu stark abgerundet, ist der Durchsatz des Streuers merklich geringer, vor allem bei festem Tiefstallmist.
Wer Mist, Kompost, Kalk oder Hühnertrockenkot fein dosiert und breit ausbringen möchte, sollte sich für ein Breitstreuwerk entscheiden, das die Hersteller auch bei Tiefbettmodellen mittlerweile anbieten. Zwei horizontale Walzen fräsen das Streugut auf zwei große Streuscheiben, die den Dünger nach außen schleudern. Die Gefahr, dass Fremdkörper wie Steine hier Schaden anrichten, ist höher. Auch der Durchsatz ist geringer, dafür ist bei jedem Dünger das Streubild optimal. Die Wurfschaufeln sollten noch reichlich Material vorhalten, und die Streuteller nicht verbogen sein.
Ein Dosierschieber ist beim Breitstreuwerk in jedem Fall sinnvoll, damit bei fast leerem Streuer kein Material nach vorne in Richtung Schlepper geschleudert werden kann. Achten Sie auch auf eine hydraulische Öffnung der Heckklappe. Diese erleichtert die Reinigung enorm, wenn Bänder und Netze von den Walzen befreit werden müssen.
Lager und Überlastsicherung des Streuwerks sind ebenfalls wichtige Kriterien auf der Checkliste.
(Bildquelle: Bensing)
(Bildquelle: Bensing)
Doppelt hält besser
Bis auf wenige Hersteller wie Fliegl arbeiten alle Hersteller mit hydraulisch angetriebenen Kratzböden. Tebbe z. B. verbaut bei den großen Modellen einen doppelten Kratzboden mit Flachgliederketten. Mit vier Ketten ist die Gefahr verbogener Kratzbodenleisten deutlich geringer als mit nur zwei Ketten. Wie beim Kratzboden üblich, checken Sie die Nussräder und die Kettenglieder auf ihren Verschleiß sowie die Kettenspannung.
Nicht alle Modelle sind bereits mit federbelasteten Kettenspannern ausgestattet, wie man sie von Häckseltransportwagen kennt. Bei Samson gibt es sogar hydraulische Spanner — eine komfortable Variante, gerade auch bei Maschinen, die in der Vermietung laufen.
Tiefbettstreuer gelten als robust, und das sind sie auch. Unterschiede gibt es aber dennoch bei der Bauart. Tebbe z. B. setzt auf eine komplett gekantete Wanne, während Strautmann die Seitenteile mit dem Boden verschraubt. Einen Rempler des nervösen Laderfahrers haben alle Streuer sicher schon erfahren, kontrollieren Sie aber die Folgen: Verbogene Frontgitter sind weniger schlimm als defekte Zylinder des Dosierschiebers. Konische Laderäume wie bei Samson werden sicherer leer, ohne das der Kratzboden unter dem Material durchdreht.
Tiefbettstreuer sind häufig mit einer hohen AS-Bereifung ausgestattet. Kontrollieren Sie die Flanken der Räder genau, denn die Radlasten sind in der Praxis hoch. Reifendruckregelanlagen sind selten, zumal viele dieser Modelle ausschließlich auf dem Acker arbeiten und wegen des begrenzten Transportvolumens nur wenig auf der Straße laufen.
Nur wenige Gebrauchte sind bisher mit einer Waage ausgerüstet. Checken Sie die Funktion. Wiegestäbe an der Achse und Kugelkopfkalotte mit integrierten Sensoren ermitteln hier das Gewicht. Damit einhergehend haben Streuer mit Wiegeeinrichtung eine weitaus kompliziertere Steuerung, die häufig per ISO-Bus vom Schlepper bedient wird. Einfache Modelle kommen mit einem kleinen Terminal aus, das die Vorschubgeschwindigkeit des Kratzbodens steuert und die Heckklappe, sowie den Dosierschieber ansteuert.
Hoch im Kurs stehen die tiefen Streuer. Robust gebaut, einfach zu bedienen und hangtauglich — so schwärmen die Besitzer von dieser Bauart. Der Gebrauchtcheck ist einfach: Achten Sie vornehmlich auf den Antriebsstrang, sowie auf den ruhigen Lauf von Gelenkwelle und Streuwalzen.
Ein Breitstreuwerk ist flexibler einsetzbar, allerdings auch mit mehr Verschleißteilen versehen. Der Kratzboden wie auch der Rahmen samt Fahrwerk sind ebenfalls zu kontrollieren, bevor Sie tiefliegend Mist fahren können. Der einfache Bauernstreuer in einem guten Zustand von Samson kostet 21 000 Euro, während ein umfangreich ausgestattetes Modell von Tebbe mit Tandemachse und Wiegetechnik mit bis zu 85 000 Euro gehandelt wird.