Zürn Unkrautsammler Top Cut collect: Pflanzenschutz der Zukunft?
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Gut zu wissen
- Das Gerät schneidet überstehende Blütenstände ab und sammelt sie.
- Für Regionen mit Resistenzproblemen ist das Gerät sehr interessant.
Rund um das Gebiet Seine et Marne zählen Resistenzen zu den Herausforderungen der Zukunft. Schon heute erfolgt in dieser Region auf einigen konventionell bewirtschafteten Feldern kein Getreideanbau mehr, da resistente Gräser teilweise das Getreide unterdrücken.
Romain hat diesen Umbruch vor rund sechs Jahren erkannt und einen neuen Kurs eingeschlagen. Sein Ziel: das Samenpotenzial nachhaltig zu reduzieren. Für ihn gab es nur eine wirksame Lösung: das Aussamen der Unkräuter auf dem Acker verhindern.
Folglich entwickelte er mehrere Funktionsmuster, um überständige Samenstände aus dem Bestand zu schneiden. Hierbei kam er zu der Erkenntnis, dass die Samenstände abtransportiert werden müssen. Ansonsten sei die Wirkung zu gering — zumindest bei zuvor abgereiften Trieben. Der Praktiker hat viel mit verschiedenen Partnern geforscht und ist sich heute sicher: „Wenn wir 90 % des Samenpotenzials abschneiden und von den Flächen abfahren, können wir die restlichen 10 % sicherer mit chemisch-synthetischen Mitteln bekämpfen, ohne einen rasanten Anstieg neuer Resistenzen zu befürchten.“
Zürn Unkrautsammler Top Cut collect: Aus der Praxis zu Zürn
Folglich ergab sich zwischen Romain Bouillé und Zürn eine enge Zusammenarbeit. Zürn unterstützt seit 2019 bei der Konstruktion und hat mittlerweile die Serienproduktion übernommen. Parallel hält Bouillé einzelne Patente an dem Gerät und betreut die Entwicklungen weiter.
Die Technik
Aktuell sind Spurweiten von 1,85 bis 2,25 m möglich. Ein Verstellen der Spur ist bisher allerdings nur aufgebockt nach dem Lösen von Klemmschrauben möglich. Später soll das Teleskopieren hydraulisch gelöst werden. Bereift ist der Top Cut collect mit Rädern der Größe 210/95 R 44. Gelenkt ist die Achse nicht, was in Hanglagen und auch am Vorgewende sicherlich von Vorteil wäre.
Ohne Spuren geht es nicht
Nach anfänglichen Versuchen mit 18 m Arbeitsbreite gibt es das Konzept serienreif mit 9 und 12 m. Nur so hält der Hersteller auch eingeklappt die gesetzlich geforderten Maße für den Straßentransport ein. Eine Folgesteuerung zum Ein- und Ausklappen folgt.
Aufnahmeband mit Haspel
Die Schnitthöhe des Messerbalkens passt man an drei Stellen an. Zum einen durch Zylinder am Mittelrahmen. Hiermit kann man die Position der Schneide in Relation zum Hauptrahmen verändern. Zum anderen gibt es zwei äußere Tiefenführungsräder.
Die helixförmige Haspel misst 750 mm im Durchmesser. Drei darauf montierte Bürstenreihen fördern die Unkräuter zu den Messern und reinigen diese. Tatsächlich machte dieses Konzept bei unserem Einsatz mit überständigem Weidelgras einen guten und sehr wirksamen Eindruck. Alternativ zu den Bürstenschienen sind Gummilippen erhältlich — beispielsweise für kräftige Beikräuter wie Ehrenpreis oder Gänsefuß.
Unser Erfolgseindruck
Sobald die Samenstände abgeschnitten sind, fördern Querförderbänder diese zur Maschinenmitte. Dort wiederum transportiert ein Mittelband die Pflanzenteile in den Bunker. Um den Bunker zu entleeren, muss man das Mittelband hydraulisch nach vorne fahren. Als Überladehöhe für den Bunker gibt Zürn 1,90 m an, um zum Beispiel auf eine Mulde überzuladen. Für den Entwickler kommt auch eine Entleerung am Feldrand infrage. Laut seinen Erfahrungen erwärmt sich das Schnittgut zügig und verliert dann im Rotteprozess seine Keimfähigkeit.
Öl vom Schlepper
Je nach Flächenstruktur sind mit dem von uns eingesetzten 12-m-Gerät Fahrgeschwindigkeiten von 6 bis 12 km/h möglich. Bei guter Flächenstruktur mit 800 bis 1 200 m Länge sind laut Entwickler 6 bis 8 ha Einsatzfläche pro Stunde möglich.
Womit wir bei den Kosten wären: In der Preisliste steht der Unkrautschneider mit 9 m Arbeitsbreite ab gut 86 000 Euro ohne Mehrwertsteuer. Für 12 m Arbeitsbreite kommen 4 500 Euro dazu. Ein sehr stolzer Preis, wenn man ihn in Relation zu einer Mittelklasse-Pflanzenschutzspritze oder zu ausschließlich schneidenden Systemen betrachtet.
Dennoch gibt es ganz sicher Ackerbauregionen, in denen die Kosten bei einer entsprechenden Auslastung kompensiert werden können. Ob das leicht konstruierte Gerät lange Abschreibungszeiträume übersteht, muss der mehrjährige Praxiseinsatz zeigen. Details wie Stickstoffblasen zur Dämpfung der Seitenflügel sollen die Haltbarkeit auch langfristig gewährleisten.