Gut zu wissen

Nach der UF 1801 in Kombination mit dem Fronttank FT 1001 (profi 5/2017) hat Amazone zur Agritechnica 2019 noch mal nach­gelegt: Neben den drei Modellen UF 1002, UF 1302 und UF 1602 gibt es jetzt die UF 2002 mit etlichen Neuheiten.

Vereinfachter Anbau

Das fängt schon beim Anbau an: So hat Amazone für die UF 02 neue, sehr einfach schwenkbare Transporträder (samt Bremse) entwickelt. Und statt des bekannten Schnellkuppelrahmens gibt es jetzt die von einem Wettbewerber bekannte Möglichkeit, den oberen Koppelpunkt zu entriegeln, um ihn zum Anbau des Oberlenkers nach vorne zu schwenken.
So bleibt genug Freiraum, um alle Kabel, Schläuche und die (Teleskop-)Gelenkwelle anzuschließen, bevor man zurückrangiert, um die Unterlenker zu kuppeln. Dazu gibt es neu gestaltete Einfahrtaschen mit zwei Bohrungen hintereinander (rund 8 cm Abstand) für Bolzen der Kategorie III. Je nach Unterlenkerlänge bzw. Radgröße kann man damit die Spritze für einen optimalen Schwerpunkt so nah wie möglich an den Schlepper kuppeln. Dabei rastet dann auch der Koppelpunkt des Oberlenkers ein.
Stichwort Schwerpunkt: Für die UF 2002 mit dem 30 m breiten Super S2-Gestänge gibt Amazone ein Leergewicht von 1 550 kg an. Mit 225 kg Eigengewicht des Fronttanks reden wir also über mindestens 1 775 kg Leergewicht der Kombination.
Zusammen mit den insgesamt 3 500 l Brühe sowie 350 l Spülwasser kommen wir folglich auf ein Gesamtgewicht von mindestens 5 625 kg für die ganze Kombination. Dafür gibt es nur wenig Traktoren wie zum Beispiel den Massey Ferguson 7700 oder die Fendt-Serien 700/800, die ausreichend Nutzlast haben, um damit legal auf der Straße unterwegs zu sein. Prüfen Sie also vorher, ob Ihr Schlepper entsprechend aufgelastet werden kann!

Neue Pumpen, neue Bedienung

Doch zunächst ein Blick auf das neue Bedien­zentrum. Es ist jetzt vor Verschmutzungen geschützt und die Schwenktür dafür hat es — mit Haltern für Handschuhe und Messbecher — im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Zudem gibt es hinter der Tür den neuen, eigens entwickelten Sieben-Wege-Druckhahn, der alle Funktionen druck­seitig über verschleißarme Sitzventile schaltet. Und das bei minimalen Schlauchlängen und ohne „tote“ Stellen im Brühekreislauf.
Ebenfalls neu ist die 60 l große Einspülschleuse mit vielen praktischen Details. Dazu gehört z. B. neben einem Sieb eine spezielle Druckfläche an der Spüldüse für den Kanisterhals oder die Abtropfmöglichkeit für gespülte Kanister bzw. die Halterung für einen Messbecher. Zudem kann die Schleuse bei Druckbefüllung mit Klarwasser betrieben werden und hat dank neuem Injektor laut Amazone eine Saugleistung von stolzen 150 l/min. Wir waren beeindruckt von der neuen Mischdüse unten am Krümmer, die 25 kg Bittersalz innerhalb kürzester Zeit in die Spritze spülte.
Genauso beeindruckt die Befüll-Leistung der Spritze: Bis zu 450 l/min können Pumpe und Injektor zusammen in den Behälter fördern. Dafür setzt Amazone auf eine neue Generation Kolbenmembranpumpen von Comet mit einer Pumpenleistung von bis zu 300 l/min. Zudem sollen die Pumpen dank größerem Kolbendurchmesser, aber kleinerem Hub, die Haltbarkeit der Membranen verbessern.

Front und Heck als eine Einheit

„FlowControl+“ heißt das Zauberwort, wenn es um den Fronttank FT 1502 geht. Damit ist der vordere Behälter dank einer an die Hauptpumpe angeflanschten Zusatzpumpe mit einer Förderleistung von 150 l/min voll in das System integriert — egal, ob beim Befüllen, beim Spritzen oder schließlich beim Reinigen.
Ist, wie bei „unserer“ UF 2002, dann auch noch das „Comfort“-Paket montiert, kann man an dem „TwinTerminal 3.0“ am seit­lichen Bedienzentrum z. B. einen auto­matischen Befüllstopp (optional auch für die Druckbefüllung!) programmieren oder fernbedient aus der Kabine eine automa­tische Reinigung starten. Außerdem gibt es eine „autodynamische“ Rührwerkregelung. Damit wird die Rührintensität nicht nur abhängig vom Behälterfüllstand, sondern auch von der aktuell benötigten Ausbringmenge geregelt.
Bei der Reinigung setzt Amazone auf ein absetziges Verfahren mit automatisierten Schaltfolgen, z. B. für das „Gestänge spülen“ oder eben auch die „Intensivreinigung“ der kompletten Spritze samt Fronttank. Großer Vorteil gegenüber der kontinuierlichen Innenreinigung: Rührwerkventil, Druckregelventil, Rücklauf... — alle Ventile werden während der Reinigung einzeln geschaltet. Und je nach Düsenkonfiguration ist selbst das in weniger als zehn Minuten möglich.

Bewährter Behälter, bekanntes Gestänge

Was den Brühebehälter selber angeht, bleibt Amazone bei den bewährten Polyethylentanks mit glatten Innenflächen. Von den Anhängespritzen übernommen hat man aber den eigens entwickelten Deckel mit achtfacher Verriegelung. Ebenfalls optimiert wurde der Hubmast für das Gestänge mit Kunststoffgleitern.
Bei dem Gestänge selber hat sich dagegen im Vergleich zum Vorgängermodell nur wenig geändert. Sie haben nach wie vor die Wahl zwischen dem einfachen, horizontal geklappten „Qplus“ mit 12 bis 15 m Arbeitsbreite bzw. den vertikal geklappten Vari­anten „Super S1“ mit 15 bis 21 m oder „Super S2“ mit 15 bis 30 m Spritzbreite. Diese Version haben wir Ihnen bereits mit der UF 01 (profi 5/2017) vorgestellt.
Auch für die UF 02 mit Super S2-Gestänge verfügbar ist jetzt die Einzeldüsenschaltung „AmaSwitch“ mit einem manuell verstell­baren Vierfach-Düsenkörper sowie dem Verlagerungssatz für 25 cm Düsenabstand. Die Einzeldüsenschaltung ermöglicht dann auch einen echten Druckumlauf, den Amazone „DUS pro“ nennt.
Die von den Anhänge-Feldspritzen UX 01 bekannte Ausstattung „HighFlow+“ mit zweitem Durchflussmengenmesser sowie zusätzlichen Einspeisestellen in den Aus­legern des Gestänges gibt es für die UF 02 allerdings nicht. Hier liegt die maximale Ausbringmenge immer bei 200 l/min.

Neue Schleppschläuche und Amatron4

Etwas Neues haben sich die Ingenieure auch für die Ausrüstung des Super S-Gestänges mit Schleppschläuchen einfallen lassen. Und zwar haben die Schläuche alle direkt oben unter dem Bajonettverschluss ein Knick­gelenk. Damit können sie bei der vertikalen Klappung einfach nach unten wegpendeln und stehen nicht mehr seitlich über — gute Idee!
Bleibt noch die Bedienung auf dem Schlepper: Neben dem bereits bekannten Multifunktionsgriff „AmaPilot+“ sowie dem ISO-Bus-fähigen AmaPad gibt es die UF 02 auch mit dem neuen Amatron 4 (profi 3/2020) mit all´ seinen Funktionalitäten von der „DistanceControl“-Gestängesteuerung bis hin zur GPS-Teilbreitenschaltung für bis zu 60 einzelne Düsen.

Zum „Selbstfahrer“ für 100 000 Euro

In der Ausstattung mit dem neuen 1 500-l-Fronttank sowie dem „FlowControl+“ kann man aus seinem Traktor mit der neuen Amazone Anbauspritze UF 2002 einen ausgewachsenen „Selbstfahrer“ machen. Dafür sind dann allerdings auch über 5,5 t Nutzlast notwendig — die haben nur recht wenig Schlepper. Außerdem steht die komplette Spritzen-Kombination, die wir gefahren haben, mit einem Preis von gewaltigen 94 600 Euro in der Liste — ohne Mehrwertsteuer versteht sich!
Nichtsdestotrotz wird die Kombination ihre Käufer gerade bei größeren Betrieben oder Lohnunternehmern in kleinstrukturierten Regionen oder in stärkeren Hanglagen finden. Und natürlich können Sie auch von den Neuheiten wie dem Bedienzentrum samt Einspülschleuse oder den einfach klapp­baren Abstellrollen profitieren, wenn Sie sich für eines der kleineren Modelle wie die UF 1002 interessieren. Die ist in der günstigsten Konfiguration mit dem kleinsten 12-m-­Gestänge laut Liste ab 20 000 Euro zu haben.

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