Schweinehalter werden immer häufiger mit der nachträglichenAbdeckung des Güllebehälters konfrontiert. Wie das Nachrüsteneines geruchsdichten Dachs an einem Stahlbehälter funktioniert,hat profi-Redakteur Martin Zäh am Beispiel einer Abdeckung vonHuesker Synthetic unter Praxisbedingungen in Erfahrung gebracht. IDie Lagerung von Schweinegüllein offenen Behältern ist Geschichte!Festmachen kann mandies ganz gut am Erlass vonNordrhein-Westfalen vom Februar 2013. Indem von der Landesregierung herausgegebenenPapier, mit dem Emissionen von Gerüchenund Ammoniak aus Tierhaltungsanlangengemindert werden sollen, wird dergeschlossene Behälter oder der Behälter mitZeltdach als „Stand der Technik“ angesehen.Der beschriebene Erlass stellt dabei keineAusnahme dar, inzwischen liebäugeln auchandere Bundesländer mit entsprechendenAuflagen.Für Schweinehalter bedeutet der Begriff„Stand der Technik“, dass in Abhängigkeitvon der Betriebsgröße, spätestens aber imRahmen einer Neu- oder Änderungsgenehmigung,das Güllelager nachträglich abzudeckenist. Das ist aber leichter gesagt als getan.Denn während man mit Behältern ausBeton unter Berücksichtigung der Bewehrungspläneauf den ersten Blick relativ einfachHalterungen befestigen kann, gestaltetsich das Nachrüsten bei Edelstahlbehälternetwas schwieriger. Doch ist eine Installationnicht unmöglich, wie unser Beispiel einesZeltdachs von Huesker Synthetic auf einemEdelstahlbehälter von Börger zeigt.Welche Voraussetzungen der Behälter erfüllenmuss, wie das Abdecken funktioniertund was die Nachrüstung kostet, haben wirfür Sie erfragt und wichtige Montageschrittemit der Kamera vor Ort festgehalten. Wie kommt dasZeltdach auf denGüllebehälter? —profi war für Siebeim Abdeckeneines Güllelagersmit vor Ort.Fotos:Tovornik, Zäh Reichlich Vorarbeiten notwendig IFür die Befestigung der Spannbänder müssen am Edelstahlbehälter als erstes Haltelaschenangebracht werden. Börger verwendet hier für seine Behälter Laschen, die lediglich auf dasbereits vorhandene U-Profil geschraubt werden.Die Löcher zum Anschrauben der Laschen im 3 mm dicken U-Profil liefert Börger heuteoptional ab Werk. Ältere Metallbehälter, die im U-Profil noch keine Löcher für die Laschenbesitzen, müssen vor Ort mitEdelstahlbohrern bearbeitetwerden — was entsprechendzeitaufwändig ist.Bei Behältern aus Betonmüssen für die Befestigungder SpannbänderLöcher gebohrtwerden. Allerdingssollte man hier niemalseinfach so drauflosbohren,sondern zuvor beim Behälterherstellereine Freigabe einholensowie Pläne anfordern,aus denen die genaue Lageder Spannbänder und Bewehrungsmattenhervorgeht. Für die Krone, für ein langes Leben IWenn später das Zeltdachmit einem Gefälle von 17°ordentlich vorgespanntwird, belastet das Dachdie Krone des Behältersrelativ stark mit seitlichemDruck.Zur Aufnahme der Dachlastwird deshalb zumoberen, serienmäßigenSchlussprofil noch eineRohrreling montiert.Die Stützedes Unternehmens IWie jedes Zelt benötigt auch das Dachvon Huesker eine Art zentrale Zeltstange.Diese Funktion übernimmt hier ein25 x 25 cm dicker Holzpfahl aus Bongossi(Azobe). Das sehr harte, aus Afrika stammendeHolz ist beständig gegenüberSchädlingen und Wasser, so dass auch einjahrelanges Tauchen in Gülle dem Holznichts antut. Der Durchmesser des Stammshat keine festgelegte Größe, sondernbestimmt sich vielmehr durch die Statik.Reichlich Vorarbeiten notwendig IFür die Befestigung der Spannbänder müssen am Edelstahlbehälter als erstes Haltelaschenangebracht werden. Börger verwendet hier für seine Behälter Laschen, die lediglich auf dasbereits vorhandene U-Profil geschraubt werden.Die Löcher zum Anschrauben der Laschen im 3 mm dicken U-Profil liefert Börger heuteoptional ab Werk. Ältere Metallbehälter, die im U-Profil noch keine Löcher für die Laschenbesitzen, müssen vor Ort mitEdelstahlbohrern bearbeitetwerden — was entsprechendzeitaufwändig ist.Bei Behältern aus Betonmüssen für die Befestigungder SpannbänderLöcher gebohrtwerden. Allerdingssollte man hier niemalseinfach so drauflosbohren,sondern zuvor beim Behälterherstellereine Freigabe einholensowie Pläne anfordern,aus denen die genaue Lageder Spannbänder und Bewehrungsmattenhervorgeht.Der Rohrreling kommtaber noch eine zweiteFunktion zu: Es bewahrtdas hier grüne Polyestergewebeim Bereichder Krone vor scharfenKanten.Und damit das Rohrnicht an der Foliescheuert, wird es amVortag noch mit einemweichen Vlies umwickelt.Ein vorzeitigerVerschleiß oder teureBeschädigungen werdenso vermieden. Die Größe des Betonsockels, auf dem derStamm steht, gibt ebenfalls die Statik vor.Sofern die Nachrüstung des Dachs vor demBau des Lagers vorgesehen war und dasFundament des Behälters entsprechend immittleren Bereich stärker ausgelegt wurde,entfällt der zusätzliche Betonsockel. Das Zelt „fliegt“ ein ISowohl der Betonsockel als auch die Stützewerden von einem Autokran von oben inden Behälter gehoben. Damit die Zeltstützenicht umfällt, sind daran mehrere DutzendSpannbänder befestigt. Doch halten dieSpannbänder nicht nur den Pfahl, sondernwährend der Montage auch die Zeltplane —damit diese bis zu ihrer endgültigen Fixierungnicht in die Gülle fällt.Vor dem Einfliegen des Dachs wird das Gewebeauf zwei Eisenrohren zu einem praktischenPaket aufgerollt. Der Mann, derspäter die Plane auf dem Pott wieder ausrollt,wird unmittelbar mit dem Paket angehoben— natürlich angeschnallt und entsprechendder Arbeitsvorschriftengesichert. Rollout der besonderen Art IAuf der Stütze fürs Zelt angekommen, fädelt der Mann von der Montagefirma zuerst diemittig vom Dach platzierte Edelstahl-Halteplatte auf dem Stahlpinn des Stützpfostens ein.Die Metallplatte nimmt die Last des Dachs auf, gleichzeitig zentriert die Platte die nächstenJahre die Konstruktion.Das Ausrollen der Plane erfolgtvon Hand. Dazu ziehenvom Rand des Güllebehälterszwei Monteure mit einemSpanngurt die Rolle, parallelpackt der dritte Mann auf demDach mit an. Der Monteurläuft dabei auf der Zeltplane —was problemlos geht, weil dieroten Montagebänder ausreichendvorgespannt sind. Undfür den Fall der Fälle ist derMann ja gesichert. Damit derKran dazu an passender Stellesteht, gibt am Behälterrandeiner der Männer dem Kranführerper Funk passendeBefehle. Die Entfaltungsphase kann beginnenNachdem das doppelseitige UV-stabile Polyestergewebemit einem spezifischen Gewicht von900 g/m2 beidseitig ausgerollt ist, kann das Entfaltender restlichen Plane beginnen. Dazu ziehendie Männer an den eingearbeiteten Spannbänderndas Dach zum Rand des Behälters.Stichwort Spannbänder. Die weißen Bänder sindmit dem Dach fest verklebt. Gegenüber einemSeil kann das Band so auch Zugkräfte aufnehmen,wie sie zum Beispiel bei einem Sog auftreten.Was Lasten durch Wind und Schnee betrifft, besitztlaut Huesker jedes Band eine Reißfestigkeitvon 2,5 t.Die Anzahl der Bänder und damit die zulässigeGesamtlast der Konstruktion ergibt sich wiederumaus der Statik. Das Einfädeln des Halterings IAm Rand des runden Dachs ist ab Werk bereits ein Saumeingearbeitet. In diesen Saum schieben die Monteure meterlange,gebogene Rohre aus verzinktem Stahl. Nach demEinführen werden die Rohre mit Muffen verschraubt, sodass ein stabiler, kreisrunder Ring entsteht.Am Haltering werden später die Spanngurte befestigt, sodass die Last des Dachs nicht punktuell auf dem Behälterrand,sondern gleichmäßig auf der kompletten Abdeckungverteilt wird. Vorsicht, Erstickungsgefahr! IWenngleich das Dach schon fertig aussieht, kommt für die Monteure jetzt der unangenehmsteTeil ihres Jobs: Sie müssen in den Behälter steigen und die roten Spannbänder einholen, dadiese nur zum Aufziehen des Dachs benötigt werden.Da bei Nachrüstungen der Güllebehälter selten bis auf den Grund geleert werden kann, istdiese Arbeit für die Monteure extrem gefährlich. Daher dürfen sie nur mit einem Gasanalysegerätin den Bottich absteigen. Sollte z. B. der Sauerstoffgehalt unter einen kritischen Wertabfallen, schlägt das Gerät — hoffentlich immer rechtzeitig — Alarm.Dass den Männern trotz aller Vorkehrungen mulmig zumute ist, merkt man ihnen beim Herunterkletternder Leiter an. Kein Wunder, denn immer wieder kommt es bei dieser Arbeit zuUnfällen. So verunglückten erst im Mai dieses Jahres drei Monteure tödlich, weil noch zu vielGülle im Behälter war. Die Männer haben deshalb die ausdrückliche Bitte an alle Bauherren,dass vor den Arbeiten die Behälter doch immer so weit wie möglich geleert werden. Zu 95 % geruchsdicht INach dem Einführen des Halterings undseiner Fixierung mit Spanngurten sieht dasDach schon sehr fertig aus. In der Tat liegenjetzt nur noch Restarbeiten wie daswiederholte Spannen der Gurte an.Zu den Abschlussarbeiten zählt auch dasFreilegen der werkseitig vorbereiteten Öffnungenz. B. für den Güllemixer. Bei Behälternaus Beton wird nochmals kontrolliert,ob die zusätzlich eingebaute Kondensat-Ablauffolie die Mauerkrone bedeckt, da ablaufendeSäure sonst den Beton zerstört.Nach zwei Tagen ist das Lager zu 95 %geruchsdicht. Auf Wunsch bietet Hueskerwie für Biogas auch gasdichte Behälterabdeckungenan. Diese Dachvariante istallerdings ein wenig teurer, da z. B. fürsBefüllen oder Entleeren unter anderem einDruckausgleichsventil erforderlich ist. Bezahlen Sie bar oder per Überweisung? IWie teuer das Zeltdach fürs Güllelager am Endewird, hängt natürlich von den örtlichen Gegebenheitenab. Zum Beispiel, ob es sich umeinen Beton- oder einen Edelstahlbehälter handelt.Überschlägig kalkulieren kann man eineNachrüstung mit rund 1 000 bis 1 300 Euro proMeter Behälterdurchmesser. Im Falle des beschriebenenBottichs mit 1 600 m3 und einemDurchmesser von 18,53 m kostet so das nachträglichaufgebaute Zeltdach inklusive seinerMontage rund 22 000 Euro(ohne Mehrwertsteuer).