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Auf dem Acker wären aber nur 0,8 bis 1 bar optimal, um möglichst wenig Spuren zu verursachen. Mit einem so geringen Reifendruck können Sie sich aber anschließend nicht mehr auf die Straße wagen.
Lösen lässt sich das Problem mit einer Reifendruck-Regelanlage. Landwirt Theo Jürgens aus dem westfälischen Neuenkirchen hat sich eine solche Anlage selbst gebaut. Dazu montierte er fünf Druckbehälter mit einem Volumen von je 90 Litern auf dem Dach seines Schleppers.
Diese Behälter bevorraten die Luft zum raschen Befüllen der Reifen. Sie werden von dem gleichen Kompressor „aufgetankt“, der auch den Kessel für die Luftdruckbremse befüllt.
Sobald dieser Kessel einen Druck von rund 7,5 bar erreicht hat, werden die fünf Druckbehälter der Reifendruck-Regelanlage über eine Luftleitung gefüllt. Ein anderer Schlauch führt in die Schlepperkabine zur Schaltstelle der Druckregelanlage. Die Schaltstelle besteht aus einem Hebel zum Befüllen der Reifen und einem zweiten Hebel zum Entleeren. Außerdem ist die Luftleitung zum Reifen mit einem Manometer ausgestattet, an dem abzulesen ist, wie hoch der Druck in den Reifen ist.
Und schließlich hat Bastler Jürgens auch noch ein Überdruckventil eingebaut, um zu verhindern, dass die Reifen zu stark aufgepumpt werden. Die Be- und Entlüftungsleitungen führen dann über die Kotflügel zur rechten und linken hinteren Radnabe. Hier münden sie in ein Drehventil für Druckluft, das pro Stück im Fachhandel für rund 150 Mark (3/8 Zoll-Durchlass) erhältlich ist (Bezug: Fa. Deublin Vertriebs-GmbH, 6238 Hofheim-Wallau). An dieser Stelle wird die Luft auf das sich drehende Rad übertragen.
Vom Drehventil geht dann ein Schlauch direkt zum Reifen, wobei das Ventil des Reifens ausgebaut wurde. Zwischen Drehventil und Reifen ist außerdem noch ein Hebel zum Öffnen und Schließen der Leitung geschaltet, um die Leitung gegebenenfalls abzusperren.
Etwa eine Minute dauert es bei der Anlage von Theo Jürgens, bis der Reifendruck von 1,4 auf 0,6 bar gesunken ist (Reifengröße von 20.8-38). Das Befüllen dauert dagegen nur etwa 20 Sekunden - eine Zeit, die derzeit von keiner anderen Reifendruck-Regelanlage erreicht wird.
Der TÜV hatte gegen Theo Jürgens' Anlage keine Einwände. In die Fahrzeugpapiere wurde lediglich die neue Höhe eingetragen, denn durch die Zusatzbehälter sind rund 30 Zentimeter dazugekommen.
Etwas anders funktioniert die Anlage von Josef Pritscher, Landwirt im niederbayerischen Neufahrn. Statt den Luftdruck quasi auf Reserve in einem Vorratsbehälter bereitzuhalten, hat er vorne im Schlepper einen zusätzlichen Kompressor eingebaut, der den nötigen Druck zum Aufpumpen der Reifen direkt erzeugt. Der Kompressor hat eine Ansaugleistung von 600 l/min und wird über einen Keilriemen von der Frontzapfwelle des Schleppers angetrieben.
Zwischen Kompressor und Schaltanlage wurde außerdem ein kleiner Druckausgleichsbehälter angebracht, um eine konstante Luftzuführung zu gewährleisten. Der weitere Aufbau ähnelt der Anlage von Theo Jürgens, allerdings ist die Anlage des Bayern noch konsequenter in der Ausführung. Denn Josef Pritscher hat nicht nur die Schlepperhinterreifen angeschlossen, sondern auch die Vorderreifen. Und der Clou: Sogar die Reifen seines Güllefasswagens können mit der Reifendruck-Regelanlage verbunden werden.
Landwirt Pritscher verwendete als Druckleitungen für seine Anlage handelsübliche Gummischläuche mit Gewebeeinlage, wie sie für den Garten verwendet werden. Einjährige Erfahrungen zeigen, dass sie sich für die Reifendruck-Regelanlage durchaus eignen, denn Pannen sind bislang nicht aufgetreten. Auch für die Verteiler an der Schaltanlage wurde Wasserleitungszubehör verwendet. Über den Verteiler seiner Schaltung kann Josef Pritscher den linken und rechten Hinterreifen sowie die beiden Vorderreifen getrennt oder gemeinsam entlüften und befüllen.
Auch beim Güllefasswagen kann er links und rechts getrennt be- und entlüften. Die Regel aber ist, dass beide Seiten gleich belüftet werden. Durch die Trennung der Kreisläufe ist es möglich, jeweils den passenden Reifendruck für Güllefasswagen und Schlepper zu erreichen. Wie bei Jürgens werden die Schläuche von außen über die Kotflügel an die Radnabe geführt. Über ein Drehventil führt die Druckleitung weiter zu den Reifen.
Auch das Drehventil fertigte Josef Pritscher gemeinsam mit einem Bekannten selbst an. Kosten: nur rund 50 Mark pro Stück. Josef Pritscher weiß selbst, dass die Verlegung der Leitung von außen über die Reifen nicht ganz unproblematisch ist. Bei Arbeiten im Wald könnten die Schläuche leicht abgerissen werden. Darum installierte er über dem Drehventil eine Druckkupplung, so dass er den Schlauch einfach je nach Einsatz abziehen kann. Außerdem kann er so jederzeit Zwillings- oder Gitterräder an die Schlepperräder montieren.
Fährt Josef Pritscher mit dem Güllefass (6000 l) auf den Acker, lässt er den Reifendruck des Fasswagens zunächst von 2 auf 1 bar sinken. Dann ist die Tragfähigkeit oder der Druck noch hoch genug, dass keine Reifenschäden entstehen können. Ist das Fass etwa halb leer, lässt er nochmal Luft ab bis 0,5 bar erreicht sind. Der Effekt ist erstaunlich: Durch die größere Aufstandsfläche und die stärkere Walkung der Reifen sind die Fahrspuren deutlich flacher als früher.
Weil der Druck zum Aufpumpen der Reifen erst durch den Kompressor erzeugt werden muss, dauert das Befüllen der Reifen bei Josef Pritschers Anlage länger als bei Theo Jürgens. Er braucht etwa drei Minuten, um die Reifen (hinten: 18.4-38) von 0,8 auf 1,2 bar aufzupumpen. Wenn die Zeit während der Rückfahrt zum Hof nicht ausreicht, um alle Reifen wieder zu füllen, schließt Pritscher die Reifen des Güllefasswagens auf dem Hof an einen stationären Kompressor an. Dann kann er beim Befüllen des Güllefasses gleichzeitig die Reifen aufpumpen.
Ein anderes Prinzip als die beiden Landwirte wendet das Kasseler Unternehmen Müller und Tigges (MTT) an. Während Teo Jürgens und Josef Pritscher der Einfachheit halber eine Einleitungsanlage austüftelten, arbeitet die Reifendruck-Regelanlage "Agropneu" mit zwei Leitungen. Mit der einen Leitung werden die Reifenventile geöffnet und geschlossen, und mit der zweiten Leitung, die einen größeren Querschnitt hat, werden die Reifen entlüftet und befüllt. Ein wesentlicher Effekt der Zweileitungsanlage ist, dass sie nur dann unter Druck steht, wenn der Reifeninnendruck tatsächlich verändert wird. Dadurch werden Leitungen und Dichtungen weniger stark belastet.
Dreh- und Angelpunkt der ganzen Anlage ist auch hier die Stelle, an der die Luft vom Schlepper auf das drehende Rad übertragen wird. Diese ist jedoch nicht außen an der Radnabe, sondern innen auf der Achse zu finden. So ist einem Schlepper praktisch nicht anzusehen, ob er mit einer Reifendruck-Regelanlage ausgestattet ist.
Die MTT-Anlage ist natürlich komplizierter aufgebaut als die einfachen Drehventile der Eigenbaulösungen. Grundsätzlich besteht sie aus zwei konzentrischen Rohren. Das innere Rohr ist dabei mit dem Achstrichter und das äußere mit dem Radteller verbunden. Nachdem an der Schaltkonsole in der Schlepperkabine ein bestimmter Druck vorgewählt wurde, wird zunächst über die kleinere Druckleitung eine Vorkammer in der Übertragungseinheit angesteuert. Dabei wird das Radventil geöffnet, wodurch wiederum die Arbeitskammer freigegeben wird. Praktisch im selben Moment beginnt damit die Druckveränderung im Reifen.
Den nötigen Druck zum Befüllen der Reifen erzeugt der Kompressor, der auch die Luftdruckbremsanlage versorgt. Ventile sorgen dafür, dass dieser Behälter jedoch immer einen Mindestdruck von rund 7 bar behält. Die Leistung solcher Kompressoren liegt bei etwa 250 l/min bei Motor-Nenndrehzahl. Damit können zwei Schlepperhinterreifen (18.4-36) in rund vier Minuten von 0,8 auf 1,4 bar gepumpt werden.
Wem das zu langsam ist, der kann in die Anlage einen zusätzlichen Kessel einbauen, so dass sich die Befüllzeiten durchaus verkürzen lassen.
Die Praxis hat allerdings gezeigt, dass das nicht unbedingt erforderlich ist. Denn mit dem Befüllen kann ja schon auf dem Acker gegen Ende der Arbeit begonnen werden. Und während der Fahrt auf der Straße werden die Reifen dann bis zum vorgewählten Druck vollends aufgepumpt.
Mit der MTT-Anlage können auch Anhänger und Güllefasswagen ausgerüstet werden. Um die Befüllzeit zu verkürzen, sind an dem Güllewagen zwei Zusatzdruckbehälter angebracht, die auch zum Befüllen der Traktorreifen genutzt werden können, so dass sich die Befüllzeiten insgesamt verkürzen.
Vorteile von der Reifendruck-Regelanlage können sich auch jene erhoffen, die ihren Schlepper oder Anhängegeräte mit Terra-Reifen ausgerüstet haben. Denn mit der Anlage kann der Reifendruck für die Straßenfahrt erhöht werden, so dass höhere Geschwindigkeiten möglich sind und der Verschleiß geringer wird.
Derzeit rüstet noch kein führender Traktorenhersteller seine Schlepper mit einer solchen Anlage ab Werk aus, obwohl viele Interesse bekundet haben. Auch Testläufe verliefen recht vielversprechend. Der Haken sind jedoch die zu geringen Stückzahlen, die zumindest anfangs zu erwarten sind.
Wer dennoch eine solche Reifendruck-Regelanlage für seinen Traktor oder für ein Anhängegerät haben will, der muss sie sich im Nachrüstsatz beschaffen. Der Preis der MTT-Anlage für Ackerschlepper liegt derzeit bei rund 4300 Mark + MwSt für alle vier Räder.
Mit den Eigenbaulösungen kommt man etwas billiger weg. Die Materialkosten für die Anlage von Theo Jürgens lagen bei rund 2000 Mark, allerdings nur für die Hinterräder. Für den Einbau in der Werkstatt wäre nochmal der gleiche Betrag fällig. Rund 1200 Mark für das Material bezahlt man für die vierrädrige Variante von Josef Pritscher, und auch da kommen die Montagekosten noch hinzu.
Sicher kann man die Kosten für eine Reifendruck-Regelanlage nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Bezieht man alle positiven Auswirkungen ein, kann sich eine solche Anlage jedoch auch finanziell rechnen.
Einmal werden durch den angepassten Druck die Reifen geschont. Sie haben dadurch eine höhere Lebenserwartung. Außerdem ist es möglich, einen Acker auch dann mit weniger Schäden zu befahren, wenn die Bodenverhältnisse bei normalem Reifendruck dies nicht zulassen würden.
So können theoretisch Arbeitsspitzen abgebaut oder Spritz- und Düngezeitpunkte optimiert werden. Und natürlich wird auch der Boden geschont, von dem man schließlich Höchstleistungen erwartet.