Elektro-Traktorumrüstung: Diesel raus, Strom rein
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Gut zu wissen
- Die Steuerung lieferte ein Elektro-Auto-Umrüster.
- Stefan Bender rüstet im Auftrag weitere Traktoren um. Kontakt unter e-traktor.net,
- Weitere Videos gibt es auf YouTube.
Stefan Bender, eigentlich Musiklehrer, hat den Traktor selbst umgerüstet. Im Nebenerwerb bewirtschaftet er zusammen mit seinem Vater im baden-württembergischen Hohenlohekreis einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 28 ha Grünland und einer Mutterkuhherde mit 25 Kühen.
„Schon immer beschäftigten mich die Themen Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien, Umweltschutz und Elektromobilität“, sagt der Landwirtssohn. „Deswegen installierten wir vor acht Jahren auf unserem Scheunendach eine Photovoltaikanlage mit insgesamt 35 kWp Nennleistung. Außerdem kaufte ich mir ein Elektroauto. Damit fahre ich von März bis Oktober rund 25 000 km mit dem eigenen PV-Strom.“
Eigenen PV-Strom nutzen
Also überlegte er, selbst einen Traktor umzurüsten. Zugute kam ihm hierbei seine Ausbildung zum Elektroniker, die er vor seinem Musikstudium absolviert hat. Außerdem holte er sich fachlichen Rat bei einem Oldtimerauto-Umrüster.
Linde-Motor für Traktor mit Rahmen
Die Wahl fiel schließlich auf einen John Deere Lanz 500, Baujahr 1964, mit Motorschaden. Das kam Stefan Bender nicht ungelegen, weil er den 4-Zylinder-Dieselmotor mit 38 PS ja eh nicht brauchte. Er baute ihn sowie weitere Teile aus. Motor, Tank, Auspuff, Kühler, Ölbadfilter, Motorhaube — alles Teile, die nach der Umrüstung zum E-Traktor überflüssig sein würden, konnte Stefan Bender auf dem Ersatzteilmarkt zu guten Preisen verkaufen.
Für den elektrischen Antrieb des Lanz 500 besorgte sich Stefan Bender einen robusten Drehstromasynchronmotor von Linde. Die Firma Linde verwendet den gleichen Elektromotor in ihren E-Staplern. Der Motor ist luftgekühlt und leistet 25 kW.
Die Verbindung zwischen E-Motor und dem Originalgetriebe im Lanz 500 von Stefan Bender stellt ein speziell dafür angefertigter Adapter her. Dieser nimmt die Zahnwelle des E-Motors auf und ist am Schwungrad angeflanscht. Erhalten blieb auch die Kupplung, obwohl sich der Elektro-Lanz wie ein stufenloser Traktor fahren lässt.
Stufenloses Fahren
Das Umschalten von der Vorwärts- auf die Rückwärtsfahrt hätte Stefan Bender mit einem Schalter elektronisch lösen können. Doch aus Sicherheitsgründen hat er darauf verzichtet.
Batterie-Dimensionierung
Acht in Reihe geschaltete Lithiumeisenphosphat-(LiFePO4-)Akkus fanden anstelle des Dieselmotors ihren Platz unter der Haube. Die Batteriezellen bestückte Stefan Bender mit kleinen Platinen für das Batteriemanagement. Sie regeln das Be- und Entladen der Zellen, indem sie die Spannung in den Zellen sowie die Be- und Entladeströme überwachen. Außerdem schützt das Batteriemanagementsystem die Akkus vor tiefer Entladung.
In einem Extrakasten ist die Steuerung mit Frequenzumrichter, diversen Schützen und Relais untergebracht. Der Controller ist wassergekühlt. Er erzeugt aus der Gleichstromspannung der Batterie die für den Elektromotor nötige Wechselspannung in der passenden Frequenz. Von der Batterie kommen je nach Ladezustand 96 bis 116 V Gleichspannung. Der Elektromotor braucht 48 V Wechselspannung. Unter Volllast kann der Controller die Batterie mit bis zu 600 A entladen.
Leistungsüberwachung
Wie viel Leistung der E-Motor abruft, zeigt ein kleines LCD-Display am Armaturenbrett an. Im Display sieht der Fahrer auch den Ladezustand der Batterie, die verbleibende Restreichweite in Stunden, den aktuellen Stromverbrauch und die Batteriespannung.
Ein sogenannter Shunt-Widerstand misst für die Ermittlung der Verbrauchswerte die Spannung am Stromkabel zum E-Motor.
Vorgaben vom TÜV
Am Armaturenbrett hat Stefan Bender eine kleine Sirene und eine Warnleuchte montiert. Beide gehen los, wenn der Akku zu weit entladen ist oder aus anderen Gründen keinen Strom liefert. Außerdem gibt es einen Notaus-Schalter, über den der Fahrer den Motor im Notfall stoppen kann.
Ebenfalls Vorschrift vom TÜV sind die orangen Ummantelungen der Stromleitungen und die orangefarbenen Wellrohre, durch die die Leitungen geführt sind. Außerdem ist aus Sicherheitsgründen ein Trennschalter erforderlich, der die Verbindung zur Batterie für Wartungsarbeiten an der Elektronik unterbricht.
Bilanz des Pioniers
Die erfolgreiche Umrüstung zum E-Traktor hat sich inzwischen herumgesprochen, so dass Stefan Bender derzeit nun im Auftrag eines Kunden einen MF 25 umrüstet. Bei diesem will er diesmal anders als bei seinem Lanz 500 die Original-Motorhaube erhalten. Die Kosten für die Umrüstung kann er noch nicht genau beziffern. „Schätzungsweise sind für die Umrüstung eines alten, dieselbetriebenen Traktors in der 25- bis 40-PS-Klasse momentan rund 15 000 bis 20 000 Euro zu veranschlagen.“
Somit ist eine solche Umrüstung derzeit eher was für Idealisten — „Obwohl, wenn der Batteriespeicher 3 000 Ladezyklen durchhält, und der Elektro-Traktor pro Batterieladung vier Stunden mit selbstproduziertem Strom arbeitet, dann sind das ganze 12 000 Betriebsstunden“, gibt Stefan Bender zu bedenken.
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