Gut zu wissen
- Claas, John Deere und 365FarmNet tauschen Daten aus.
- Die an DataConnect beteiligten Systeme sind direkt verbunden.
- Die Marken von CNH wollen im ersten Quartal 2021 zu DataConnect dazustoßen.
- Noch fließen keine agronomischen Daten.
Am 9. November 2019, exakt 30 Jahre nach dem Mauerfall zwischen Ost und West, veröffentlichte profi den Beitrag
„DataConnect — der digitale Mauerfall“|_blank. Der Hintergrund war ähnlich spektakulär wie das weltpolitische Vorbild: Die Landtechnikhersteller Claas und John Deere sowie die 2014 von Claas initiierte Internetplattform 365FarmNet stellten einen durchgängigen Datenaustausch zwischen ihren Telemetrie- und Managementsystemen vor. Die Firmen Case IH, Steyr und New Holland waren ebenfalls involviert.
Ein Jahr später, Anfang November 2020, fiel der offizielle Startschuss für DataConnect. Seitdem können Traktoren, Mähdrescher und Häcksler der Marken Claas und John Deere in allen drei Portalen gemeinsam angezeigt werden. Das setzt voraus, dass die Maschinen mit der jeweils werksseitigen Telemetrietechnik ausgerüstet und in den Portalen Claas Telematics oder John Deere Operation Center angelegt und freigeschaltet sind.
Der Praktiker
Einer, der beide Fabrikate in seinem Betrieb nutzt, ist Lohnunternehmer Thilo Jäger aus Bommelsen, etwa 40 km nördlich von Hannover. Sein John Deere 6155R ist mit JD-Link ausgerüstet, und sein Händler hat diese Maschine auf dem Portal Operation Center angelegt. Weiterhin setzt Jäger zwei Claas Axion 850 und einen Axion 870 ein, die über eine vergleichbare Technik mit dem Claas Telematics verbunden sind.
Ein Schwerpunkt im Lohnunternehmen Jäger ist das Kompoststreuen. Dazu laufen die vier Traktoren in einem Umkreis von bis zu 100 km um den Betrieb. Die Fahrer haben Tablets in der Kabine, auf denen sie das
365Active-System von 365FarmNet|_blank nutzen (profi 6/2019). Diese Technik zeichnet Betriebsstätten und Fahrspuren zur Dokumentation auf, eine Verbindung zum CAN-Bus des Traktors hat sie nicht.
Um zusätzlich maschinenbezogene Daten zu nutzen, setzt Thilo Jäger auch die Systeme Claas Telematics und Operation Center von John Deere ein. Seine Hauptplattform ist aber 365FarmNet.
DataConnect kommt ins Spiel
Um den John Deere-Traktor zusammen mit den Claas-Maschinen in 365FarmNet anzuzeigen, haben Claas und John Deere jeweils in ihren Portalen die DataConnect-Schnittstelle freigeschaltet. Jetzt laufen folgende Maschinendaten ins 365FarmNet-System:
- die aktuelle und die alten Positionen,
- der Füllstand des Kraftstofftanks,
- die aktuelle Fahrgeschwindigkeit,
- die zurückgelegten Strecken sowie
- die Meldungen „Motor an/aus“ und „Aktivität der Maschine am jeweiligen Tag“.
Die zusätzlichen Informationen ergänzen die Daten des 365Active-Systems. Sie helfen so die Anzahl der Telefonate mit den Fahrern weiter zu reduzieren. Jäger nutzt die Kartenansicht vor allem, um Aufträge in der Abfolge zu planen und die Fahrstrecken für die Fahrer zu optimieren.
Keine Auftragsverwaltung
In der jetzigen Version von DataConnect fließen die Daten von den Maschinen ins System, aber nicht zurück. Zudem sind noch keine agronomischen oder auftragsbezogenen Daten integriert. Das wäre die Voraussetzung, damit Thilo Jäger das System auch zur Abrechnung einsetzen kann. Zurzeit nutzen er und seine Mitarbeiter dafür noch Stift und Zettel. Die elektronischen Systeme dienen ihnen einerseits zur Navigation und andererseits als Back-up für Rückfragen.
Im Büro von Thilo Jäger haben wir uns davon überzeugt, dass der Datenfluss zwischen den Systemen einwandfrei funktioniert. Dabei ist es nicht von Belang, welches der drei Portale er nutzt. Denn als Besitzer von Claas- und John Deere-Maschinen mit Telemetrie hat er einen Zugang zu den beiden Portalen Telematics und Operation Center. Für ihn war 365FarmNet der Einstieg in diese Technologie, und in diesem System hat er einen Großteil seiner Kundenschläge angelegt. Wenn er alle drei Portale gleichzeitig im Browser geöffnet hat, kann er wechseln und sieht jeweils etwa dasselbe.
Die Daten aus seinem 365Active-System fließen jedoch nicht über DataConnect. Dies würde ermöglichen, die Positionen beliebiger Maschinenfabrikate in einem Partner-Portal anzuzeigen, indem man sie mit einer Active-Box ausrüstet und bei 365FarmNet anmeldet.
Spannend bleibt die Frage, wie die Besitzer weiterer Maschinenfabrikate mit Telemetrie DataConnect nutzen können. Die drei Marken des CNH-Konzerns, Case IH, Steyr und New Holland haben angekündigt, sich im ersten Quartal 2021 einzuklinken. Weitere konkrete Kandidaten gibt es nicht. Claas und John Deere weisen jedoch darauf hin, dass DataConnect offen ist und dass sie über das Projekt ATLAS und die AEF (profi 12/2019) mit vielen anderen Herstellern im Gespräch sind.
Großer Marktanteil
Traktoren und Selbstfahrer aus dem CNH-Konzern, die mit Telemetrie ausgerüstet werden können, decken zusammen mit den Produkten von Claas und John Deere einen großen Teil des aktuellen Marktes ab. Doch außen vor bei DataConnect sind zur Zeit weitere Marken und Hersteller ohne Traktoren und Selbstfahrer. Das betrifft auch die Anbieter von ISO-Bus-Terminals und die Betreiber anderer, internetbasierter Managementportale.
Viele Unternehmen aus dieser Gruppe haben sich deshalb dem agrirouter angeschlossen, der einen herstellerunabhängigen Datenaustausch ermöglicht (
my-agrirouter.com). Der wesentliche Unterschied zu DataConnect ist dabei, dass mehr Daten fließen, und das in beide Richtungen.
Ganz sicher wäre es im Interesse der Praxis, wenn sich DataConnect und agrirouter gegeneinander öffnen. Hoffnung macht, dass CNH sich bei beiden Projekten engagiert. Thilo Jäger und seine Mitarbeiter sind einerseits froh über die Initiative ihrer Traktorhersteller. Aber zufrieden sind sie erst, wenn Stift und Papier Geschichte sind.