Unkrautbekämpfung in Bio-Zuckerrüben: Herausforderung in der Praxis
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Gut zu wissen
- Mithilfe von Kverneland GeoSeed wurde versucht, die Rüben längs und quer zu hacken.
- In den ersten beiden Anbaujahren kamen zahlreiche Herausforderungen ans Licht.
- Saatbett, Legeabstände, Vegetationsdauer und die Handjäte sind optimierungsbedürftig.
Die Agrardienste Lützen GmbH bewirtschaftet südwestlich von Leipzig rund 7 500 ha Ackerland und Grünland. Rund eine Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird biologisch bewirtschaftet, die andere konventionell. Zuckerrüben werden in beiden Betriebsausrichtungen angebaut — jeweils mit eigener Mechanisierung. Gesät werden alle Rüben mit einer 24-reihigen Monopill von Kverneland. Die Reihenweite der Maschine beträgt 45 cm.
Der Status quo
Als eine Hürde nennt René Hoffmann die Vegetationsdauer: „Da die Auslastung der Zuckerfabriken aktuell mit Biorüben noch gering ist, werden hierfür in der Regel einzelne Werke vor der Hauptsaison genutzt. Das heißt für uns: Obwohl wir im Frühjahr erst später als im konventionellen Anbau säen können, müssen wir schon vor dem Hauptertragszuwachs im Herbst — Mitte September — roden. Um die hohen Kosten auf Dauer darzustellen, müsste hier in Zukunft von der Industrie ein Angebot zur Spätrodung folgen.“
Kostentreiber ist vor allem die Unkrautregulierung. Die ADG Lützen kalkuliert etwa 200 bis 300 Akh pro Hektar, um die Rüben sauber zu halten. Bei einem Mindestlohn von 9,35 Euro plus Kost und Logis summieren sich die Lohnkosten für die Handhacke auf 3 000 bis 4 000 Euro pro Hektar. Bei einem Erlös von etwa 100 €/t und einem Ertrag von 35 bis 50 t/ha schmälert die Handarbeit den Markterlös schon um die Hälfte. Weitere Kosten für die maschinelle Unkrautbekämpfung und für die variablen Kosten sind ebenfalls nicht unerheblich. „Für einen langfristigen Erfolg müssen wir die Kosten der Unkrautregulierung senken und den Ertrag steigern“, fasst Krötzsch zusammen.
Grundstein für den Erfolg
Im Frühjahr verfolgen die Pflanzenbauleiter für den Bioanbau folgende Strategie: „Anfang April erstellen wir mit einem Flachgrubber ein falsches Saatbett. Fünf bis zehn Tage später striegeln wir flach mit einem 24-m-Striegel hinter einem Raupentraktor, um die keimenden Beikräuter im Stadium der Fadenwurzel zu eliminieren. Vor der Aussaat folgt eine Walzenüberfahrt, um für einen gleichmäßigen Bodenschluss zu sorgen. Auch wenn der Acker optisch eben wirkt, ist er das noch lange nicht — das haben zumindest die vergangenen Jahre aufgedeckt. Spätestens beim Querhacken zeigte sich Verbesserungspotenzial.“
Gesät wird je nach Witterung Mitte bis Ende April. Für eine spätere maschinelle Kulturpflege ist beim Säen höchste Präzision gefragt, weiß Hoffmann zu berichten: „Zum Querhacken dürfen die Pillen nicht verrollen. Die Schare müssen verschleißfrei, die Fahrgeschwindigkeit reduziert und der Drillschlepper mit RTK ausgerüstet sein. Weder an den Unterlenkern noch am Rahmen oder den Parallelogrammen darf seitliches Spiel entstehen. Bei einer Ablagetiefe von etwa 3 cm streben wir einen Feldaufgang von 90 bis 95 Prozent an einem Tag an.“ Im ersten Bio-Anbaujahr haben die Pflanzenbauleiter mit Legeabständen von 17 cm eine Sicherheitsstrategie gewählt. Die Unkrautregulierung erfolgte ausschließlich per Hand.
„Im Bioanbau ist schon die Wahl der Andruckrolle von Bedeutung“, reißt Hoffmann kurz an. „Mittlerweile haben bei uns Monoflexrollen die vorherigen Fingerdruckrollen abgelöst. Nach unseren Erfahrungen regt die Fingerdruckrolle feinsämerige Unkräuter in der Reihe stärker an als die seitlich packende Andruckrolle.“
Erste Tests mit GeoSeed
„Mit diesem Versuch wollten wir uns ans Querhacken und die Ertragseffekte bei unterschiedlichen Legeweiten herantasten“, so Krötzsch. „Die ersten Erfahrungen mit GeoSeed haben uns optimistisch gestimmt. Zur Kalibrierung des Systems haben wir uns etwa ein bis zwei Stunden pro Feld Zeit genommen, dann passte die Abstimmung auf die Anschlussfahrten gut. Bis zu +/- 3 cm Toleranz muss man durch das RTK und die Mechanik aber trotzdem in Kauf nehmen“, gibt Hoffmann offen zu.
Bei unserem Besuch am 19. Mai waren die Rüben bereits im Sechsblattstadium. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Bestand schon drei Mal mechanisch zwischen den Reihen gehackt und einmal händisch in der Reihe. „Der erste Hackdurchgang erfolgt momentan mit einer Fronthacke. Ab dem Vierblattstadium hacken wir im Heck mit einer Kamerasteuerung. Erst nutzen wir breite Winkelmesser, später drei Gänsefußschare pro Aggregat. Bei späteren Fahrten häufeln wir leicht in die Rübenreihe.“ Anfang Mai sollte ein erster Hackgang quer zur Särichtung folgen. Hierzu wollte der Betrieb eine Getreidehacke mit je einem Schmalschar zwischen den Rüben verwenden.
Die Erfahrungen waren ernüchternd, blickt Hoffmann zurück: „Die Parzelle mit 22,5 cm hat sich als zu eng herausgestellt. Die 25er Variante ließ sich hacken, allerdings auch nicht problemlos: Zum Beispiel war für unsere Kameratechnik zur Steuerung des Verschieberahmens der Rübenabstand von 45 cm zu groß.“
„Ebenso haben wir hierbei jegliche Unebenheit im Feld gefunden, schon die Reifen- und Scharprofile vom Längshacken machten Probleme: Die (zu) weit vorne platzierten Tiefenführungsräder ließen die nachlaufenden Schare bei jeder Spur zu stark absinken, die Bodenbewegung wurde zu groß. Obwohl wir nur mit leichten Geräteträgern von Fendt und maximal 320 mm breiten Rädern fahren, sind technisch Grenzen gesetzt.“
In der Spur bleiben
Bei 25 cm Legeweite müsste der Schlepper zum Querhacken auf 2 m Spurbreite umgerüstet werden, um die Rübenverluste zu minimieren.
„Nicht nur für die Standraumverteilung, sondern auch für das Querhacken wäre eine wirkliche Gleichstandsaat von 33 x 33 cm empfehlenswert“, blickt Krötzsch in die Zukunft und fügt hinzu: „Hier sehen wir vor allem die Roderhersteller in der Pflicht für andere Systeme.“
Blick in die Zukunft
Als dritten Punkt werden wir zukünftig einen Legeabstand von über 20 cm wählen: Nach dem Testen von zahlreichen Handhacken sind wir bei einem optimalen Modell im Schnittwinkel und mit einer Schnittbreite von 18 cm gelandet“, so Hoffmann.
Einerseits sind die Landwirte optimistisch, auf der anderen Seite relaistisch-pessimistisch: „Wir waren überrascht, wie gut GeoSeed funktioniert. Dennoch stehen wir noch vor zahlreichen Herausforderungen. Zum Beispiel haben wir den GPS-Fehler trotz RTK-Korrektursignal unterschätzt. Wenn sich dieser beim Rübenlegen potenziert, ist ein Querhacken bei zu engen Legeabständen nicht möglich.“
Großen Erfolg haben die Unternehmer mit einer 3 m breiten Robcrop-Hackmaschine von Garford erzielt. Hierbei wird mithilfe von zwei Kameras und schwenkende Messern auch in der Reihe gehackt. Ohne Handjäte gehe es aber trotzdem nicht, berichten die Landwirte, da die Kameratechnik bei zu großen Disteln an ihre Grenzen kommt.
„Auch für diese Hacktechnik haben wir einen großen Nutzen durch GeoSeed festgestellt, da die Rüben gleichmäßiger verteilt sind. Theoretisch reicht hierfür schon eine Synchronisation der Ablage innerhalb einer Maschinenbreite im Dreiecksverband mit GeoSeed Level 1“, beschreibt Hoffmann und fügt hinzu: „Die gleichmäßige Ablage erlaubt beim Roden zudem einen synchronisierten Einzug in das Rodeaggregat und eine besser Abreinigung.“
Weitere Erkenntnisse in Kürze
- Im ersten Jahr haben die Bio-Rüben bei der ADG rund 5 bis 10 t Mehrertrag zur konventionellen Frührodung gebracht (kein Herbizidstress!).
- Gegen Bodenschädlinge setzt der Betrieb vor allem auf eine präzise Bodenbearbeitung.
- Pilzkrankheiten führten in den beiden trockenen Jahren — auch durch die Frührodung — zu Schäden unterhalb der Schadschwelle.
- Gegen Insekten stehen kaum Maßnahmen zur Verfügung. Natürliche „Gegenspieler“ müssen erforscht werden.
- Analog zum Getreideanbau denkt der Betrieb über eine Standardisierung der Arbeitsbreiten auf ein 12 m Rhythmus nach
- (außer Robocrop).
Fazit
Fazit
Ein Ansatz war das Längs- und Querhacken mithilfe einer Aussaat mit Kverneland GeoSeed. Aufgegangen ist die Idee noch nicht, allerdings haben sich neue Ansätze entwickelt, worauf der Betrieb in den kommenden Jahren aufbaut.