Kerbl ist ein international agierendes Unternehmen mit 750 Mitarbeitern. profi sprach mit Albert und Ulli Kerbl über die Anfänge, Meilensteine und Zukunftspläne des Unternehmens.
Mit dem Namen Kerbl weiß nicht jeder etwas anzufangen — was etwas verwundert, wenn man erkennt, wer sich hinter dem Namen verbirgt. Denn: Wohl jeder Tierhalter, angefangen vom Rinder- und Schweinespezialisten bis hin zum Hobbyhalter mit Hühnern, Pferd, Hund oder Katze, besitzt ein Produkt von Kerbl.
Für Landwirte bietet Kerbl unter anderem Klauenmesser…
(Bildquelle: Zäh)
…und Schermaschinen an.
(Bildquelle: Zäh)
Das Angebot fängt bei der Mistgabel an und erstreckt sich über Tränkebecken, Nuckeleimer, Klauenmesser, Infrarotlampen, Stallleuchten, Schermaschinen, Kälberhütten bis hin zu Kuhbürsten und elektrischen Viehtreibern. In der Summe kommt der Großhändler auf ein Sortiment von mehr als 12000 Artikel. Weltweit betrachtet ist damit der Spezialist für Tierzuchtbedarf mit einem Jahresumsatz von 346 Mio. Euro ganz vorne mit dabei. Doch der Erfolg des Familienunternehmens kommt nicht von ungefähr: Rund 750 Mitarbeiter sind aktuell für das Unternehmen tätig, um Kunden in rund 100 Ländern zu bedienen.
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Mit dem Namen Kerbl weiß nicht jeder etwas anzufangen — was etwas verwundert, wenn man erkennt, wer sich hinter dem Namen verbirgt. Denn: Wohl jeder Tierhalter, angefangen vom Rinder- und Schweinespezialisten bis hin zum Hobbyhalter mit Hühnern, Pferd, Hund oder Katze, besitzt ein Produkt von Kerbl.
Für Landwirte bietet Kerbl unter anderem Klauenmesser…
(Bildquelle: Zäh)
…und Schermaschinen an.
(Bildquelle: Zäh)
Das Angebot fängt bei der Mistgabel an und erstreckt sich über Tränkebecken, Nuckeleimer, Klauenmesser, Infrarotlampen, Stallleuchten, Schermaschinen, Kälberhütten bis hin zu Kuhbürsten und elektrischen Viehtreibern. In der Summe kommt der Großhändler auf ein Sortiment von mehr als 12000 Artikel. Weltweit betrachtet ist damit der Spezialist für Tierzuchtbedarf mit einem Jahresumsatz von 346 Mio. Euro ganz vorne mit dabei. Doch der Erfolg des Familienunternehmens kommt nicht von ungefähr: Rund 750 Mitarbeiter sind aktuell für das Unternehmen tätig, um Kunden in rund 100 Ländern zu bedienen.
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Isidor, der Vater von Albert Kerbl, war Gast- und Landwirt — und obendrein ein über seinen Heimatort Felizenzell hinaus bekannter Spezialist für schwierige Abkalbungen. Als er in den 1960er Jahren auf dem Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) in München einen Geburtshelfer von Rheintechnik entdeckt, kauft er kurzerhand 20 Stück davon. Innerhalb kürzester Zeit hatte er diese an Landwirte verkauft, doch wollten immer mehr Landwirte auch einen solchen Geburtshelfer haben. Und so begann Isidor Kerbl einst mit dem Handel von Tierzuchtbedarf.
Neben dem Vater begeisterte sich auch Albert Kerbl, Jahrgang 1947, für den Handel mit Geburtshelfern. So erzählt man sich heute noch, dass der damalige Schüler der Landwirtschaftsschule Vilsbiburg die ein oder andere Schulstunde gegen ein Verkaufsgespräch mit einem Bauern „eintauschte“.
„Das Geschäft mit den Geburtshelfern lief so gut, dass die Bauern immer öfter von mir wissen wollten, was ich sonst noch anzubieten habe“, erinnert sich Albert Kerbl an die Anfänge. Mit Schlagfesseln, einer Beatmungspumpe für neugeborene Kälber und einem Kuhschwanzhalter nahm er deshalb weitere Produkte des Herstellers Rheintechnik in sein Sortiment auf. „Damals entwickelte sich alles so schnell, dass ich es nicht mehr schaffte, von Hof zu Hof zu fahren“, so Albert Kerbl.
Die erste Million
„Um der Nachfrage Herr zu werden, suchte ich Landhändler auf und fragte diese, ob sie meine Produkte in ihr Sortiment aufnehmen würden“, beschreibt der sportbegeisterte Firmenchef seinen nächsten Schritt. Parallel nahm der Unternehmer weitere Produkte wie Infrarotlampen für Kälber und Sauen von Philips und Osram in das Programm auf. Ständig auf der Suche nach neuen Angeboten zog es damals den jungen Unternehmer sogar in die damalige DDR und bis nach Pakistan.
1984, also vor 40 Jahren, fiel die Entscheidung zur Gründung einer GmbH. Zu dieser Zeit erzielte das Unternehmen mit vier Mitarbeitern und 200 Artikeln im Sortiment erstmals 1 Mio. DM Umsatz (umgerechnet etwa 500.000 Euro). Der alte Kuhstall wurde im Zuge dessen zusehends zum Materiallager umfunktioniert. Weil immer mehr Lagerfläche benötigt wurde, gingen kurze Zeit später dann auch die letzten der einst 100 Mastbullen vom Hof.
Auf die Frage, wie er sich seinen Erfolg zu erklären vermag, antwortet Albert Kerbl ohne Umschweife: „Ich war nie am schnellen Geld interessiert, sondern immer nur an nachhaltigen Geschäften — denn nur ein zufriedener Kunde kommt auch wieder!“ Über die Jahre treu geblieben ist der Unternehmer dabei seinem Prinzip, das Wachstum immer aus eigenen Mitteln zu finanzieren.
Steigender Lagerbedarf
Mit dem Sortiment wuchs auch der Vertrieb — national aber auch international. Als Folge dessen wurde es trotz regelmäßiger Gebäudeerweiterungen am Standort Felizenzell-Buchbach zusehends eng. 2009 verlagerte Kerbl deshalb mit einem neu gebauten Logistikzentrum seine Lagerhaltung nach Ampfing. Nach nur vier Monaten Bauzeit war damals das 150 mal 85 m große Gebäude bezugsfertig.
Nach Umzug aller Waren ins Logistikzentrum Ampfing beherbergen die Gebäude in Felizenzell-Buchbach in Zukunft nur noch die Büros für die Mitarbeiter.
(Bildquelle: Zäh)
Eine Innenraumhöhe von sage und schreibe 20 m erreicht der rund 70 Mio. Euro teure Neubau am Logistikzentrum Ampfing.
(Bildquelle: Zäh)
2015 wurde das Gebäude auf 300 m verlängert. Aktuell erweitert Kerbl das Logistikzentrum für rund 70 Mio. Euro noch einmal. „Mit dem Neubau in Ampfing schaffen wir die nötige Kapazität und erzielen mehr Durchsatz, um die hohe Lieferfähigkeit bei steigendem Wachstum weiterhin gewährleisten zu können“, erklärt Ulli Kerbl.
Gleichzeitig spare man künftig Kosten für die Lagerhaltung ein. „Wir hatten teilweise 14.000 Paletten extern eingelagert. Das kostet enorm viel Geld.“ Die direkte Autobahnanbindung des Logistikzentrums in Ampfing sieht er als einen weiteren Standortvorteil. „Es wird oft unterschätzt, wie wichtig ein funktionierendes Verkehrsnetz mit guter Anbindung ist“, so Ulli Kerbl.
Vom Händler zum Hersteller
Kerbl selbst sieht sich als Spezialist für die kleinen Dinge des täglichen Bedarfs rund um die Tierhaltung und nicht als Stallbauer oder Stalleinrichter. Ulli Kerbl nennt hier einen gewissen Wandel in der Strategie des Unternehmens. „Früher haben wir als reiner Großhändler agiert, heute vor allem als Hersteller“, so der 2010 in die Geschäftsführung eingetretene Sohn.
Ein wichtiger Schritt in Richtung Eigenproduktion war für ihn die Übernahme des Weidezaun-Geräteherstellers Ako-Agrartechnik im Jahr 2000. „Im Weidezaunsegment sind wir absoluter Marktführer“, betont Ulli Kerbl.
Damit nicht genug: Durch ein seit 1993 bestehendes Joint-Venture mit einem polnischen Hersteller stellt Kerbl sogar 98 % aller Weidezaunartikel selbst her. „Der Standort ist mit Kerbl gewachsen und mit rund 300 Mitarbeitern heute eine der größten und modernsten Produktionsstätten für Weideprodukte weltweit“, sagt Albert Kerbl. Auch Zukäufe, wie bei der Schermaschinensparte von Aesculap in Suhl, stärkten die Marktposition erhöhten die Eigenfertigungsquote.
Auf gute Beziehungen zu ihren Lieferanten legen Albert und Ulli Kerbl großen Wert. „Wir arbeiten eng mit Auftragsfertigern und Zulieferern zusammen. Aktuell bauen wir nach dem Vorbild von Polen in Indien und China die Produktion für Weidezaunlitzen und Seile auf“, erläutert Albert Kerbl. „Die Maschinen gehören uns, doch produziert wird von den Partnern vor Ort.“ Auf diese Weise behält Kerbl die Kontrolle über Qualität und Know-how.
Die stark schwankenden Frachtkosten für Importe aus Asien stellen das Unternehmen aber auch vor Herausforderungen. „Aktuell kostet ein 40-Fuß-Container bis zu 8.000 Euro — Wohl dem, der hier vorgesorgt hat“, erklärt Albert Kerbl.
Am Ohr der Zeit
Angst, dass die Ideen ausgehen könnte, hat man bei Kerbl derweil nicht. Im Gegenteil: „Alle zwei Wochen treffen wir uns in einer bereichsübergreifenden Runde aus Führungskräften, Vertrieb, Produktmanagement sowie Entwicklung und tauschen uns über Trends am Markt usw. aus. Befindet sich darunter eine zukunftsträchtige Idee, nehmen wir das Projekt in Angriff“, verrät Ulli Kerbl. Erst jüngst konnte so das Unternehmen eine eigene Kerbl-App für das Smartphone präsentieren, mit der z. B. smarte Weidezaungeräte bedient werden. „Alles, was smart ist und einen echten Zusatznutzen bringt, hat für uns großes Potenzial — angefangen vom Öffnen und Schließen von Hühnerställen bis hin zur Wasserstandkontrolle der Weidetränke.“
Trotz des Erfolgs sieht sich Kerbl ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert. So bereitet der Strukturwandel in der Landwirtschaft dem Unternehmen Sorgen. „Viele kleine Betriebe müssen aufgeben; und wo früher 50 Kühe standen, stehen jetzt 200. Für uns ergeben sich daraus Veränderungen im Kaufverhalten, auf die wir reagieren müssen“, so Albert Kerbl.
In der Bilanz des Unternehmens hat sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft bislang in den Absatzzahlen weniger deutlich abgezeichnet. „Wir sind uns aber des Strukturwandels bewusst und lassen uns deshalb immer wieder etwas Neues einfallen, zum Beispiel neue LED-Leuchten oder modulare Kälberboxen“, fügt Ulli Kerbl an. Kompensierend wirkt sich auch das verstärkte Engagement für neue Sortimente aus, so z. B. für den Reitsport. Für die Zukunft setzen die Unternehmer weiterhin auf ein organisches Wachstum und gezielte Zukäufe. Zudem legt man den Fokus weiterhin auf eine höhere Fertigungstiefe und den Ausbau des Produktportfolios. Viel Potenzial sieht Kerbl bei digitalen Produkten für die Tierhaltung. „Ob smarter Hühnerstall oder intelligente Mausefalle — da gibt es noch viele Möglichkeiten“, ist Ulli Kerbl überzeugt.
Weil der Einzelhandel es zusehends einfordert, spielt auch das Thema Nachhaltigkeit für das Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. „Wir arbeiten intensiv daran, unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, etwa durch die Entwicklung nachhaltigerer Produkte“, so der Geschäftsführer.
International will Kerbl nicht nur in Europa, sondern auch in Nord- und Südamerika expandieren. „Wir sind mit unseren Innovationen wie beispielsweise in Kanada lokalen Anbietern oftmals überlegen. Da sehen wir noch Potenzial für uns“, erklärt Ulli Kerbl. Aber auch Europa biete viele Möglichkeiten, etwa durch den Direktvertrieb an Fachhändler.
„Wenn wir uns so gesund weiterentwickeln wie in den letzten zehn Jahren, sind wir sehr zufrieden“, fasst Ulli Kerbl seine Pläne für die Zukunft zusammen. Und Albert Kerbl ergänzt: „Und wenn wir unser Netzwerk weiter ausbauen können, bin ich für die nächsten 40 Jahre sehr optimistisch.“
Kerbl-Logistikzentrum Ampfing
Feuerschutz durch Sauerstoffmangel
Nachdem das Warenlager am Stammsitz der Firma Kerbl in Felizenzell endgültig zu klein wurde, fiel 2009 der Beschluss zum Bau eines Warenlagers an der A 94. Genauer gesagt am Rande des 14 km entfernten Ortes Ampfing, der auf halber Strecke zwischen München und Salzburg liegt.
Ungefähr 90 Mio. Euro an Baukosten flossen seit 2009 bzw. fließen derzeit immer noch in die Erweiterung der Logistik. Die ersten beiden Bauten von 2009 und 2015 bieten bei einer Innenraumhöhe von rund 12 m eine von der Logistik nutzbare Fläche von 37.500 m2. Das bietet Platz für 30.000 Palettenstellplätze auf bis zu sieben Regalebenen. Aktuell lagern hier Waren im Wert von rund 40 Mio. Euro.
Täglich kommen rund 1.000 neue Paletten mit Ware an. Parallel verlassen jeden Tag 1.200 Pakete und 1.000 Paletten das Logistikzentrum Ampfing. Auf diese Weise dreht sich der Warenbestand rund fünf Mal im Jahr.
Gearbeitet wird an fünf Tagen die Woche von 6 bis 16 Uhr. „Wir arbeiten während dieser Zeit effektiv und können so alle Aufträge eines Tages abwickeln. Mit Blick auf die Verfügbarkeit von Mitarbeitern sind somit für uns andere Zeitmodelle als die Tagschicht bis auf Weiteres kein Thema“, erklärt uns der 53-jährige Lagerleiter Herbert Neumeier, der bereits seit 35 Jahren bei Kerbl tätig ist.
Im September 2023 erfolgte neben den bestehenden Hallen auf 4 ha Boden die letzte Grundsteinlegung für den dritten Bau. Kerbl erweitert damit die Gesamtfläche seines Logistikzentrums auf 9 ha.
Aufgrund einer Auflage der Baubehörde ist am Standort die Gebäudehöhe auf 13,80 m begrenzt. Deshalb wurde für den dritten Neubau auf 11.000 m2 Fläche der Boden bis auf 7 m Tiefe komplett ausgebaggert. Mit diesem Trick erreicht der Neubau eine nutzbare Innenraumhöhe von satten 20 m.
Um Parkfläche zu schaffen, entsteht nebenan ein zusätzliches Parkdeck. Die Fläche unter dem Parkdeck wird als Lager für sperrige Produkte wie z. B. Kälberhütten genutzt.
Ende 2024 soll der dritte Neubau fertig sein. Im Innern des Gebäudes arbeitet dann ein vollautomatisches Hochregallager mit Shuttle-System, das 25.000 Palettenstellplätze und 100.000 Behälterstellplätze vollautomatisiert bedient. Laut Plan ist sowohl die Anzahl an Palettenstellplätzen als auch die Zahl an Stellplätzen für Behälter jederzeit um weitere 33 % erweiterbar.
Was den Brandschutz anbelangt, kommt im neuen Logistikzentrum eine nicht alltägliche Technik zum Einsatz: Im ganzen Lager wird der Sauerstoffgehalt der Raumluft dauerhaft von normalerweise 21 % auf 13,5 % abgesenkt. Die Reduzierung bewirkt laut Kerbl, dass kein Feuer entstehen kann. Möglich ist das Absenken des Sauerstoffgehalts durch die Vollautomatisierung des Lagers.