Caterpillar 910M: Betriebshelfer vom Bau
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Gut zu wissen
- Die Schwinge sackt mit der Zeit ab — hier muss und will Caterpillar nachbessern.
- Bei Hub- und Zug-/Schubkraft erreicht der 910M nur mittlere Ergebnisse.
- Gefallen hat uns der niedrige Kraftstoffverbrauch.
Im Heck des Laders dieselt ein Caterpillar C 4.4 Acert Vierzylinder mit 4,4 l Hubraum, der von der Caterpillar-Tochter Perkins stammt. Unsere Maschine erfüllte noch die Abgasstufe IV, dafür setzt Caterpillar auf die Kombination aus SCR und DOC. Die Stufe-V-Modelle sind aber bereits verfügbar.
Caterpillar Radlader: Genügsam beim Kraftstoff
Wir haben festgestellt: Die volle Motordrehzahl braucht man im täglichen Einsatz eigentlich so gut wie nie, 90 % der Arbeiten lassen sich gut im Eco-Modus erledigen. Dank des intelligenten Fahrantriebs erreicht die Maschine dabei trotzdem auch die Höchstgeschwindigkeit bei reduzierter Drehzahl, was bei unseren Testfahrten auf der Straße den Kraftstoffverbrauch um 1 l/h reduzierte.
Mit Kriechgang
Die Zug- bzw. Schubkraft unterscheidet sich dabei nur geringfügig. Maximal zerrt der Radlader laut unserer Waage mit 5 903 daN am Haken — hier dürfte es gerne eine Schippe mehr sein. In der zweiten Fahrstufe fällt der Wert geringfügig auf 5 688 daN ab. Wichtig zu wissen: In der rechten Bedienkonsole kann die Aggressivität des Fahrantriebs in drei Abstufungen eingestellt werden. Zwischen der „sanften“ und der „harten“ Einstellung konnten wir einen Unterschied von rund 1 100 daN feststellen.
In der zweiten Stufe erreicht der 910M die serienmäßig versprochenen 20 km/h Höchstgeschwindigkeit (40 km/h optional). Dabei ist der Lader spritzig, bergauf bei gut 10 % Steigung fiel die Tachonadel nicht unter gute 12 km/h.
In der ersten Fahrstufe kann die Maximalgeschwindigkeit zusätzlich mit einem Drehrad in der rechten Seitenkonsole begrenzt werden — gut für Einsätze etwa mit einer Kehrmaschine. Außerdem kann dafür über zwei Taster die Motordrehzahl gespeichert und abgerufen werden. Etwas gewundert hat uns dabei, dass kein Sitzkontakt nötig ist: Mit angehobener Drehzahl und eingestellter Fahrgeschwindigkeit in Stufe 1 fährt die Maschine bei einer Bewegung des Fahrpedals los — auch, wenn das Pedal durch die rechte Tür per Hand von außen gedrückt wird.
Gut gefallen hat uns die Abstimmung der Bremsen: Die Maschine hält am Hang, ein Anfahren ohne ein Zurückrollen ist problemlos möglich. Und wenn es richtig schwer geht, sind die Achsen bis zu einer Geschwindigkeit von 6 km/h über einen Knopf am Joystick zu 100 % sperrbar. Für eine gute Bodenanpassung sorgt außerdem die hintere Pendelachse mit 22° Pendelweg.
Gestreckte Schwinge
Dabei sinkt die Hubkraft bei zunehmender Hubhöhe ab: Während wir knapp über dem Boden noch rund 4 000 daN messen konnten, waren es nur noch 2 900 daN in 4 m Höhe — ein magerer Wert. Die angegebene Kipplast geknickt von 3 493 kg wird damit deutlich unterschritten.
Ein echter Nachteil und nicht ungefährlich dagegen ist das Absinken der Schwinge „über Nacht“. Nach 20 Stunden hatte sich die Schwinge fast komplett abgesenkt und die Schaufel gänzlich ausgekippt. Der Radlader sollte also nicht mit angehobener Schwinge abgestellt werden. Hier muss und will Caterpillar unbedingt nachbessern. Zeppelin empfiehlt, die Maschine mit einer optionalen Rohrbruchsicherung auszurüsten, die zukünftig serienmäßig eingebaut werden soll.
Sehr gut gefallen hat uns die automatische Schwingungstilgung, die sich unterhalb von 8 km/h selbst deaktiviert. Das funktioniert prima, wir haben die Automatik so gut wie nie deaktiviert. Der Lader ist mit einem stabilen ISO(Volvo)-Schnellwechselrahmen ausgestattet, mit dem sich die Werkzeuge gut koppeln ließen.
Die Bedienung der hydraulischen Werkzeugverrieglung über einen Taster in der Seitenkonsole funktioniert gut. Es gibt zwar eine elektronische Anzeige der Werkzeugverriegelung, diese ist leider nur bedingt praxistauglich: Sie leuchtet nur, wenn die Verriegelung komplett geöffnet ist — bei einem nur teilweise verriegelten Werkzeug gibt es daher keinen Warnhinweis. Die Verriegelungsbolzen sind aber von der Kabine aus sichtbar, so dass eine optische Überprüfung möglich ist.
Wirklich ungünstig ist die Verlegung der Leitungen für den dritten Steuerkreis nach vorne. Während wir mit den Schraubkupplungen noch leben können, ist deren Anordnung gar nicht gelungen: Sie liegen links und rechts innen am Schwingenrahmen, so dass zum An- und Abbau um das Werkzeug herumgelaufen werden muss.
Schlimmer ist aber, dass die Kupplungen so dicht am Rahmen montiert sind, dass ein Verschrauben kaum möglich ist, ohne sich die Finger zu klemmen — hier muss Caterpillar unbedingt nachbessern, insbesondere da die entsprechenden Bohrungen bereits vorhanden sind.
Einfache Hydraulik
Aber auch im Eco-Modus passen die Arbeitsgeschwindigkeiten mit einer Hubzeit der Schwinge von 0.61 m/s noch gut in die Welt. Über einen Taster kann das Ansprechverhalten der Hydraulik in drei Stufen angepasst werden. Und auch die Geometrie der Z-Kinematik gefällt: Wir haben eine Losbrechkraft von 4 335 daN gemessen, das passt zum Gewicht des Laders.
37,1° Ankippwinkel der von Caterpillar mitgelieferten, 1,8 m³ großen Standardschaufel sind allerdings nur durchschnittlich, der Auskippwinkel von 46,9° bei maximaler Hubhöhe dafür gut! Dabei bleiben dann noch gut 3 m Überladehöhe bei knapp 1 m Ausschüttweite (wer mehr will: Kasten „Werkzeugkasten“).
Die Parallelführung kippt die Schaufel beim Anheben um 7,8° ein, bei dem Einsatz mit der Palettengabel wird um 8,4° nachgezogen — damit kann man leben. Vermisst haben wir eine Geräte-Neigungsanzeige.
Alltagstauglicher Arbeitsplatz
Leider hat auch die serienmäßige Rückfahrkamera — eigentlich mit gutem Display — nicht wirklich Abhilfe schaffen können: Der Blickwinkel der Kamera lässt sich nicht einstellen, und bei der aktuellen Einbauposition ist weder das Zugmaul noch die Kontur des Heckgewichts zu sehen. Eine verstellbare Variante würde dem 910M gut zu Gesicht stehen.
Gut gefallen hat uns der Aufstieg: Die Trittstufen sind rutschsicher und in vernünftigen Abständen angeordnet, die Handgriffe passend platziert. Der Cat 910M hat auf beiden Seiten vollwertige Türen, die sich um 180° aufstellen und arretieren lassen. Der Fahrer kann auf einem bequemen Sitz mit hoher Rücken- und linker Armlehne Platz nehmen. Mit 78 dB(A) ist die Kabine zwar nicht die leiseste, subjektiv ist die Geräuschbelastung durch die tiefen Frequenzen aber angenehm. Etwas spartanisch ist die optionale Klimaanlage mit nur dreistufigem Gebläse. Dafür gibt es eine beheizte Heckscheibe, ausreichend Ablagen und eine abschließbare Box in der Kabine.
Richtig Spaß gemacht hat die Bedienung des Laders: Nicht nur der Fahrantrieb und die Bremse mit griffigen, hängenden Pedalen, sondern auch der Joystick ließen sich sehr feinfühlig bedienen. Der Schalter für den Fahrtrichtungswechsel ist passend angeordnet, die Bedienung weitestgehend selbsterklärend, und die dritte Funktion lässt sich proportional ansteuern.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die Lenkung des 910M: Bei sehr schnellen Lenkbewegungen bzw. abruptem Richtungswechsel kann es zu Stößen in der Maschine kommen — im täglichen Einsatz hat uns das aber kaum gestört. Der Lader ist bei einem Radstand von 2,61 m mit rund 10 m Wendekreis dabei schön wendig.
Mächtiges Heck
Die Zugänglichkeit zum Motor ist gut: Die seitlichen Haubenteile öffnen weit, und die Kotflügel schwenken mit nach oben — prima!
Für den Service stehen mehrere kleine Klappen zur Verfügung, so dass der Tankstutzen oder der Ölpeilstab erreichbar sind, ohne die Haube zu öffnen. Dafür ist allerdings immer der Zündschlüssel nötig — der allerdings nur in eine Richtung passt. Zur Orientierung findet sich sowohl am Schlüssel als auch an den Schlössern eine Einkerbung — damit passt der Schlüssel auf Anhieb.
Wo wir gerade beim Service sind: Anders als im Baumaschinenbereich übernimmt für Radlader in der Landwirtschaft nicht Zeppelin den Service, sondern zertifizierte Landmaschinenhändler stehen als Partner bereit. Bei jeder Wartung werden Ölproben analysiert, um etwaige Schäden frühzeitig erkennen zu können.
Weitere Details
- Eine elektrische Notlenkungspumpe kann per Schalter aktiviert werden, um die Lenkhydraulik auch bei einem Motorausfall zu versorgen.
- Eine Druckluftbremse ist nicht erhältlich, ein Ölanschluss im Heck dagegen schon.
- Das optionale Rockinger-Automatikzugmaul mit Verriegelungsanzeige in der Kabine wird am Gewichtsträger angeflanscht und macht die Maschine knapp 30 cm länger.
- Es gibt ordentlich zusammengefasste und gekennzeichnete Schmierpunkte, eine Zentralschmieranlage ist auf Wunsch lieferbar.
- Insgesamt machte die Maschine einen gut verarbeiteten Eindruck.
- In getesteter Ausstattung setzt Caterpillar für den 910M rund 147 740 Euro Listenpreis an.
Werkzeugkasten
Mit 1,95 m³ Volumen ebenfalls passend zum 910 M ist die 2,40 m breite Greifschaufel. Gestört hat uns, dass die Zinken auch bei voller Öffnungsweite über die Schneidkante der Schaufel ragen. Die hydraulische Siloballenzange machte auf uns einen guten Eindruck, die Öffnungsweite von 2,05 m passt für Ballen von 0,90 bis 1,60 m Durchmesser. Mit zwei Abstellstützen kann die Zange auch sicher geparkt werden.
Die Preise: Saphir ruft 6 010 Euro für die Hochkippschaufel, 5 025 Euro für die Greifschaufel und 1 210 Euro für die Ballenzange auf (Listenpreise ohne MwSt.).
Praktikerurteil Caterpillar 910M
„Der Radlader übernimmt bei uns hauptsächlich das Befüllen des 3,30 m hohen Mischwagens“, beschreibt Martin Janssen das Haupteinsatzfeld seines Caterpillar 910M. Gemeinsam mit seinem Vater bewirtschaftet er als GbR im niederrheinischen Kalkar einen Milchviehbetrieb mit 450 Kühen und entsprechendem Futterbau.
Ausschlaggebend für den Kauf war vor allem die verlängerte Schwinge. „Wir suchten einen Radlader, der zwischen den kompakten Hofladern und Lohnunternehmer-Maschinen angesiedelt ist“, erklärt der Milchviehhalter. „Beim Einsatz mit der 2,5 m³ großen Greifschaufel würden wir uns hier und da etwas mehr Hubkraft wünschen.“
In anderthalb Jahren hat die Maschine gut 1 660 Stunden geleistet, neben dem täglichen Füttern auch mit Zwillingsreifen als Unterstützung beim Silowalzen. Dafür läuft die Maschine auf 540er-AS-Reifen von Michelin. „Bisher hatten wir an der Maschine noch keine Ausfälle“, freut sich Martin Janssen. Etwas tiefer gesetzt hat er den Bildschirm der Rückfahrkamera, damit dieser beim Beladen des Mischwagens nicht im Blickfeld sitzt.