Drillkombination Pöttinger Lion 3030 & Vitasem M 3000 DD: Abdreh-freudig
Zur Saison 2024 hat Pöttinger die Aufbaudrille Vitasem M und die Kreiselegge Lion umfangreich überarbeitet. Wir konnten bereits mit der neuen Kombination arbeiten.
Neben vielen sichtbaren Veränderungen folgen zur neuen Saison auch neue Modellbezeichnungen. Aus der aufgebauten Vitasem A wird die Vitasem M (mounted = aufgebaut). Die Kreiseleggen Lion erhalten nun vierstellige Nummern. Die ersten beide Ziffern lassen auf die Arbeitsbreite schließen, die dritte bezeichnet die Anzahl der Kreisel pro Meter Arbeitsbreite.
Schmaler Bock, schmales Schild
Beim Anbau an den Schlepper fallen direkt einige Veränderungen auf. Der Kat. III-Anbaubock ist schmaler geworden, was die Übersicht über die Maschine verbessert. Am Turm findet sich ein Ratschenschlüssel für Einstellungen an Kreiselegge und Drillmaschine. Die Schlauchgarderobe bietet nun ausreichend Platz für alle Hydraulikstecker.
Der untere Anbaupunkt kann jetzt in vier statt bisher drei Positionen längs zur Anbauachse verstellt werden. So lässt sich auf unterschiedliche Hubwerksgeometrien reagieren, um einen ausreichenden, nicht zu steilen Aushub sicherzustellen und die Gelenkwelle zu schonen. Keine Änderungen gibt es beim Getriebe. Die mittelschwere Ausführung der Lion mit 50 mm Zinkenträgerwellen sind bis 200 PS freigegeben. In der Master-Version erlauben 60 mm starke Wellen bis zu 270 PS.
Eine weitere auffällige Änderung betrifft dagegen die Seitenschilder. Sie liegen nun enger an der Wanne an, 3 m Transportbreite werden eingehalten, ohne dass ein Hochklappen nötig wird. Zur Anpassung an die Arbeitsbedingungen, zum Beispiel bei Abdrift am Seitenhang, können die Schilde werkzeuglos um 5 cm ausgestellt werden.
Komfortabler wird es auch bei der Planierschiene. Der Ratschenschlüssel unterstützt nun das Einstellen. Nach wie vor ist die Schiene an den Trägern der Walze aufgehängt. Eine Änderung der Arbeitstiefe über die Walze macht also nicht automatisch eine Anpassung der Schiene notwendig. Neu ist in diesem Zusammenhang die optionale hydraulische Tiefeneinstellung (2 170 €). Die Zylinder ersetzen das Abstecken der Walze. Bei den Walzentypen stehen sieben verschiedene Varianten zur Verfügung. Die Durchmesser reichen von 42 über 54 bis 60 cm.
Die Walze ist auch die zentrale Schnittstelle zur Aufnahme der Drillmaschine. Die Vitasem M wird vom Nachläufer der Kreiselegge getragen. Die Aufnahmen befinden sich rechts und links über dem Walzenträger. Dieser hat wiederum mittig über der Walze einen Drehpunkt. So lässt sich die Neigung der Drille im Verhältnis zur Kreiselegge mit dem Oberlenker zwischen Lion und Vitasem einstellen. In unserem Fall war statt des Oberlenkers der optionale Hydraulikzylinder (755 €) montiert. Voll ausgefahren steht die Drille passend, eingezogen heben sich die Schare aus dem Boden und der Schwerpunkt wandert in Richtung Traktor — eine schöne Lösung, sowohl auf dem Acker als auch beim Transport. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurde die Geometrie deutlich vereinfacht. Das An- und Abbauen der Drille ist mit etwas Übung schnell erledigt. Eine Parkposition für die Haltelaschen könnte Pöttinger an der Drille noch ergänzen.
Der optionale hydraulische Oberlenker hebt die Schare aus und verlagert den Schwerpunkt der Maschine nach vorne. Der Drehpunkt liegt oberhalb des Nachläufers.
(Bildquelle: Berning)
(Bildquelle: Berning)
Schlauer Einsatz
Je nach Variante fasst der Saattank nun bis zu 25 % mehr Saatgut. Der Landwirt hat die Wahl zwischen 770 oder 1200 Liter (1 233 Euro), Aufsätze gibt es nicht, einen praktischen Einsatz dagegen optional schon (390 Euro). Ein klappbares Gitter aus gelochtem Blech dient zum einen als Sieb für grobe Verunreinigungen wie Verpackungsteile. Zum anderen ist es so geformt und belastbar, dass es Saatgutsäcke aufnehmen kann. Der Einsatz ist für beide Tankgrößen verfügbar. Über einen griffigen Steg ist der Tank auf ganzer Breite erreichbar, der klappbare Aufstieg befindet sich links.
Eine Rühr- oder Pendelrührwelle gibt es optional (ab 271 €). Die Dosierung mit dreireihigem Nocken- und einreihigem Feinsärad wurde nicht verändert, das Abdrehen hat Pöttinger sich allerdings intensiv vorgenommen und auf der linken Maschinenseite zusammengefasst. Lediglich die Ausrüstung parkt rechts gut geschützt.
Zum Abdrehen wird die Abdrehwanne heruntergeklappt und von der Seite aus über eine Mechanik unter die Dosierung geschoben. Die Saatgutrohre weichen nach vorne aus. Je nach Ausstattung der Maschine findet das Abdrehen per Hand, mit einer elektrischen Abdrehhilfe (550 Euro) oder mit dem elektrischen Dosierantrieb (3199 Euro) statt.
Auch in der manuellen Variante zählt das Terminal die Umdrehungen mit und unterstützt bei der Getriebeeinstellung.
Eine der eingesetzten Maschinen war mit der elektrischen Abdrehhilfe ausgerüstet. Sie nimmt dem Landwirt das Kurbeln ab, was laut Pöttinger dank der konstanten Drehzahl Abdrehfehler reduzieren soll. Das Terminal zählt die Umdrehungen und rechnet die Mengen um, der Benutzer stoppt nach eigenem Ermessen. Dank der offenen Bauweise ist die Sicht auf die Dosierung stets sehr gut.
Die zweigeteilte Abdrehwanne kann dank einer Schienen-Unterkonstruktion zur linken Seite entnommen werden. Dazu wird diese wieder zurückgeschoben, was die Saatgutrohre in Ausgangsposition bringt — das Vergessen ist so ausgeschlossen. Der Abdrehsack parkt zum Befüllen an der Maschine, auch für die mitgelieferte Waage ist ein Bügel zum Aufhängen vorgesehen — sehr gut.
Die optional aufbaubare Tegosem (9 239 Euro) ermöglicht zudem das Säen von Untersaaten. Das Modul aus Tank und Dosierung wird rechts aufgebaut. Der Zugang zum Haupttank ist kaum beeinträchtigt. Acht Auslässe sind an einem drehbaren Vierkantprofil oberhalb der Schare angebracht. Durch Verdrehen des Profils lässt sich der Aufgabepunkt und damit der Zeitpunkt des Auflaufens der Untersaat steuern. Die Tegosem benötigt eine eigene Stromversorgung und ein Geschwindigkeitssignal per Radarsensor (642 Euro). Das Schalten übernimmt ein Sensor am Oberlenker.
Mit der Tegosem-Säeinheit kann eine zweite Saatgutkomponente ausgebracht werden.
(Bildquelle: Berning)
Mit elektrischer Dosierung gibt es eine ISO-Bus-Bedienung und die Möglichkeit zur teilflächenspezifischen Aussaat.
(Bildquelle: Berning)
Weitere Details
Zinkenschnellwechselsystem und Hartmetallzinken sind für die Lion optional erhältlich.
Vom Schlepp- über das Einscheiben- bis zum Zweischeibenschar bietet Pöttinger für die Vitasem weiterhin drei Scharsysteme an, jeweils auch mit Druckrollen.
Ablagetiefe und Schardruck werden ebenfalls mit dem Ratschenschlüssel verstellt, eine hydraulische Schardruckverstellung gibt es optional (971 Euro).
Auf Wunsch gibt es einreihige Saat- oder Perfektstriegel.
Bis zu fünf Reihen je Fahrgassenspur können angesteuert werden. Eine mechanische Halbseitenschaltung ist möglich.
Auch die mechanisch angetriebene Maschine kann mit einer Saatmengenverstellung ausgerüstet werden (865 Euro).
Spuranzeiger kann man für die Kreiselegge oder die Drillmaschine ordern.
Das Beleuchtungspaket mit LED im Tank und Arbeitsscheinwerfern kostet 423 Euro.
Die serienmäßige Transportbeleuchtung lässt sich zwischen Kreiselegge und Drillmaschine umbauen.
Die Kombination aus Lion und Vitasem M macht besonders bei der Bedienung einen Schritt nach vorn. Ein universelles Verstellwerkzeug, ein durchdachter Abdrehprozess und der Anbau der Drille an die Kreiselegge freuen den Praktiker auch in der einfachsten Variante. Dazu kommen clevere optionale Lösungen wie der Gittereinsatz im Saatguttank und die elektrische Abdrehunterstützung. Mit der Tegosem gibt es eine Lösung für Untersaaten, die mechanisch gut in die Maschine integriert ist. Bei der Integration der Tegosem Bedienung über ISO-Bus gibt es noch Potenzial.