Mit dem Agrotron 260 startet Deutz-Fahr 1997 einen neuen Angriff auf den Großtraktorenmarkt. Insbesondere die großen Vorderräder prägen die Erscheinung des damaligen Topmodells aus Lauingen. Wir haben ein besonders schönes Exemplar der MK3-Generation aufgetrieben.
Auch acht Jahre nach der Wiedervereinigung tat sich Deutz noch schwer — die Konkurrenz aus Übersee, aber mit kurzer Verzögerung auch aus Deutschland, beherrschte den Markt über 200 PS. Dabei hatte man bis kurz vor der Grenzöffnung durchaus einen klangvollen Namen in der PS-Oberliga: Mit den Modellen DX 230 bzw. DX 8.30 erledigte auf so manchem Gutsbetrieb ein Deutz die schwere Bodenbearbeitung mit Pflug und Scheibenegge.
Schwere Geburt
So richtig anknüpfen konnte Deutz-Fahr an diese Baureihen nicht: Mit den Nachfolgern Agrostar 6.71 bzw. 6.81 und auch mit dem USA-Intermezzo des Deutz-Fahr Agrostar 8.31 (profi 11/2022) wollte der große Wurf nicht so recht gelingen. Das sollte sich mit dem Agrotron 260 seinerzeit ändern!
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Auch acht Jahre nach der Wiedervereinigung tat sich Deutz noch schwer — die Konkurrenz aus Übersee, aber mit kurzer Verzögerung auch aus Deutschland, beherrschte den Markt über 200 PS. Dabei hatte man bis kurz vor der Grenzöffnung durchaus einen klangvollen Namen in der PS-Oberliga: Mit den Modellen DX 230 bzw. DX 8.30 erledigte auf so manchem Gutsbetrieb ein Deutz die schwere Bodenbearbeitung mit Pflug und Scheibenegge.
Schwere Geburt
So richtig anknüpfen konnte Deutz-Fahr an diese Baureihen nicht: Mit den Nachfolgern Agrostar 6.71 bzw. 6.81 und auch mit dem USA-Intermezzo des Deutz-Fahr Agrostar 8.31 (profi 11/2022) wollte der große Wurf nicht so recht gelingen. Das sollte sich mit dem Agrotron 260 seinerzeit ändern!
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Der komplett neu entwickelte Bolide setzte selbstverständlich auf einen Deutz-Motor als Kraftquelle: Ein wassergekühlter Sechszylinder mit 7,1 l Hubraum treibt das neue Topmodell mit 192 kW/260 PS voran. Anders als bei den kleinen Agrotron-Brüdern findet dieser allerdings nicht unter einer steil abfallenden Haube Platz, sondern hat ein etwas wuchtigeres Zuhause mit großen Luftansaugflächen. Das Aggregat war eine gute Wahl — die Motoren haben ordentlich Dampf und laufen zuverlässig. Um die Kraft passend an die Räder zu bekommen, entschied sich Deutz für ein ZF-Getriebe: Sechs Gänge mit je vier Lastschaltstufen. Auf Wunsch gab es ein Kriechganggetriebe mit 16 zusätzlichen Abstufungen.
Typisch Agrotron: Zu ihrer Zeit war die helle Kabine mit den großen Glasflächen und guter Übersicht hochmodern.
(Bildquelle: Colsman)
Die Bedienung bei Deutz folgt einer klaren Farbstruktur — rot für Getriebe, grün für Hubwerk und blau für die Steuergeräte.
(Bildquelle: Colsman)
Die 1995 vorgestellte Agrotron-Kabine war zu ihrer Zeit hochmodern. Noch heute sind einige der aktuellen Deutz-Fahr-Modelle mit dem fast identischen Grundrahmen ausgestattet. Die Kabine bietet viel Glas und eine gute Rundumsicht. Und durch die große Bereifung „thront“ der Fahrer des Agrotron-Topmodells über den Dingen — da fällt die wuchtige Haube nicht mehr so ins Gewicht.
Stefan Martens hat die Affinität zu Deutz in die Wiege gelegt bekommen: Sein Vater war 28 Jahre bei Deutz-Fahr im Produktmanagement, Stefan bekam es also schon früh mit den grünen Schleppern zu tun. Auf dem Betrieb seines Cousins in Schleswig Holstein wurde ebenfalls mit Deutz-Schleppern geackert — klar, dass ein eigener her musste. Den Anfang machte ein Deutz-Fahr Agrostar 6.81. Allerdings schlug sein Herz schon immer insbesondere für den großen Agrotron. Denn diese Baureihe zählte zu den letzten Traktoren, die sein Vater noch im aktiven Berufsleben begleitete. „Also habe ich meinen Agrostar wieder verkauft und diesen 260er von einem privaten Ackerbaubetrieb gekauft“, erzählt er.
Der Agrotron wurde auf Achse aus Thüringen nach Schleswig Holstein überführt. Der Schlepper, Baujahr 2002 und damit schon ein Modell der weiterentwickelten MK3-Generation, hatte zum Zeitpunkt des Kaufs 2011 erst 4 800 Stunden gearbeitet. Heute steht Stefans 260er da wie aus dem Ei gepellt. „Aber es gab auch schon Reparaturen“, gibt Stefan Martens zu. „Und die gehen bei einem Schlepper dieser Größe schon mal ins Geld.“ Neben einer Überholung des Lastschaltgetriebes mussten auch beide Planetengetriebe der Vorderachse im Laufe der Jahre erneuert werden.
Urlaub auf dem Bauernhof: Stefan Martens und sein Agrotron kommen regelmäßig auf dem Großbetrieb Hof Hörnsee in der Nähe von Kiel zum Einsatz.
(Bildquelle: Colsman)
Meinungsverstärker: Mit den Radgewichten eines TTV 7250 bringt der 260er seine Kraft erst richtig auf den Boden.
(Bildquelle: Colsman)
Keine Angst: Das Heckhubwerk kann es auch mit heutigen Gerätschaften aufnehmen, die K80-Kugel wurde nachgerüstet.
(Bildquelle: Colsman)
Die zweigeteilte Haube erlaubt einen guten Zugang zum Kühler, beim Motor ist es etwas beengt.
(Bildquelle: Colsman)
Die große Bereifung fordert natürlich ihren Tribut beim Wendekreis. Zu klein sollte das Vorgewende für den dicken Deutz nicht angelegt werden.
(Bildquelle: Colsman)
Auch wenn Stefan seinen Deutz hegt und pflegt, arbeiten muss der Büffel trotzdem noch. Gemeinsam mit seinem Cousin investierte er in einen Häckseltransportwagen von Strautmann. Damit sein Schlepper auf der Höhe der Zeit bleibt, hat er eine K80-Kugelkopfanhängung, LED-Beleuchtung, Radgewichte und ein Kamerasystem nachgerüstet. „Dabei ist mir Originalität sehr wichtig“, betont Stefan Martens. „Ich habe nur Deutz-Fahr-Originalteile verwendet, die bei den jüngeren Deutz-Schleppern verbaut werden.“
Der dicke Deutz hat durch seine großen Vorderräder eine ganz eigene Optik, aber auch ordentlich Traktion. Trotzdem sind die frühen großen Agrotron selten geblieben — die drei Folgemodelle Agrotron 215, 235 und 265 fanden deutlich mehr Freunde. Übrigens — auf traktorpool finden sich kurz vor Veröffentlichung des Beitrags nur zwei 260er Agrotrons — mit hohen Stundenzahlen bzw. in mäßigem Zustand. Zwischen 25.000 und 35.000 Euro sind für ein in Zukunft sicherlich immer seltener anzutreffendes Stück Landtechnikgeschichte noch aus der Hand zu geben. Stefan Martens hat aus dem Verkauf seines Agrostars, den er bis heute bereut, gelernt: Seinen Agrotron 260 MK3 im top Zustand gibt er so schnell nicht mehr her. Umso schöner, dass der Schlepper noch arbeiten darf!