Hintergrund für den radikalen Schritt der Eigenbauten von Zugmaschinen sind für den Farmer aus Stinnet, Texas (USA) die Betriebskosten neuer Traktoren. „Wir haben alle Fabrikate durchprobiert und dabei jeweils brandneue Traktoren gekauft“, hält TJ fest. „Außerdem haben wir beide Varianten versucht: die Schlepper regelmäßig zu tauschen oder sie möglichst lange zu fahren. Nichts davon war wirklich profitabel.“ Mit jeder neuen Traktorengeneration nahmen die technischen Probleme zu: „Die Systeme zur Emissionsminderung verursachten Störungen und Fehlercodes jeder Art und gehörten zur Tagesordnung.“
Das Fass zum Überlaufen brachten schließlich die Kosten von rund 230 000 Dollar pro Jahr, um die letzte Flotte mit acht Traktoren von John Deere (alle Maschinen außerhalb der Garantie, aber unterhalb von 5000 Stunden) am Laufen zu halten. Der Landwirt und Lohnunternehmer betreibt mit seiner Frau Rebekah das Unternehmen Favor 5 Ag Innovations und ist auf die Produktion von Raufutter spezialisiert — über 100 000 Ballen pro Jahr. Neben mehreren Selbstfahrmähern kommt dabei auch eine Flotte von Rund- und Quaderballenpressen zum Einsatz. Als reiner Heuerzeuger benötigt Steele Maschinen, die wenige Stunden pro Jahr, aber über viele Jahre hinweg zuverlässig arbeiten.„Speziell für meinen Betrieb haben sich die neuen Traktoren deshalb nicht als wirtschaftlich herausgestellt.“ Dabei führt der Betriebsleiter genau Buch: „Wir haben für unseren Fuhrpark in den letzten sieben Jahren allein 3,5 Mio. Dollar Wertverlust zu verzeichnen“, erklärt der 40-Jährige. „Das brachte mich auf den Gedanken: Für dieses Geld können wir unsere eigenen, langlebigeren Maschinen bauen.“
Eine bessere und günstigere Lösung musste her! Steele erinnerte sich an einen früheren Job beim Düngemittelunternehmen: Dort war er mit einem Terragator-Dreirad älteren Baujahres unterwegs und von der Robustheit der Maschine beeindruckt. Kurzerhand kaufte Steele ein gebrauchtes Dreirad, um es als Zugmaschine vor einem Ballensammelwagen umzufunktionieren.
Die Änderungen führten TJ und seine Crew dabei nicht komplett selbst durch, sondern vergaben diese an ein kleines Maschinenbau-Unternehmen: Vogel Engineering aus Holton, Michigan, ist für den Betrieb dabei ein alter Bekannter und hat schon viele Geräte und Maschinen speziell nach TJ´s Wünschen konstruiert — etwa einen Selbstfahrmäher, der entfernt an einen Cougar von Claas erinnert.
Für Steeles Umbauten haben sich vor allem die Terragator der 9000er-Serie mit ihrem C-13-Motor samt 16-stufigem Powershift-Getriebe von Caterpillar als geeignet erwiesen: Für dieses Getriebe gab es spezielle Zapfwellen-Kits, die auch in den Terragator passen. „Mit ein paar Adaptern und Schläuchen war der Umbau gut möglich — nichts, was Wayne nicht lösen könnte“, erklärt der Texaner mit einem Augenzwinkern. „Wir bilden ein gutes Team, das so schnell vor nichts zurückschreckt.“
Aktuell arbeiten die findigen Schrauber an einem Übersetzungsgetriebe, um eine Sparzapfwelle realisieren zu können — dann sollen die Quaderballenpressen mit 1 700 Motorumdrehungen betrieben werden, um so Diesel einsparen zu können. Außerdem wurde die Hydraulikanlage durch eine neue Pumpe samt Ventilblock ersetzt und die Kühlerpakete wanderten hinter die Kabine.
Dass die Dreiräder mit dem Vorderrad über das Schwad rollen, ist laut TJ Steele kein Problem — im Gegenteil: „Das kompakte Schwad wird von der Pickup besser aufgenommen“, hat er festgestellt. „Natürlich gilt das nicht bei empfindlicher Luzerne.“
Deswegen gingen Wayne Vogel und TJ Steele einen Schritt weiter: Ein Dreirad mutierte dank einer neuen Vorderachse zum Vierrad. Das wilde Gefährt ist auch als Zugmaschine für die selbst konstruierte Rundballenpresse mit 2,75 m (!) breiter Ballenkammer gedacht. Inzwischen stehen vier Umbauten auf ihren vier Rädern.
„Be out of the tractor game by end of 2022” — also ab Ende 2022 keine Traktoren mehr vor den Quaderballenpressen einzusetzen, das ist das erklärte Ziel von TJ Steele: „Wir haben natürlich weiterhin ein paar kleinere Schlepper in der Flotte, etwa für den Einsatz vor den Schwadern.“
Seine Drei- bzw. Vierräder leisten zwischen 390 und 425 PS, fahren auf der Straße bis zu 60 km/h schnell und sind mit Druckluftbremsen ausgerüstet. „Neue Maschinen sind toll zu fahren und sehr effizient. Mir gefallen auch die vielen Features“, gibt Steele zu. „Mit den umgebauten Terragator habe ich aus meiner Sicht aber vor allem langlebige und wirtschaftliche Technik auf dem Hof.“
TJ Steele aus Stinnet in Texas (USA).
(Bildquelle: Steele, Peterson)
Ebenfalls made by Vogel: Der gigantische selbstfahrende Scheibenmäher.
(Bildquelle: Steele, Peterson)
Heavy duty: Das massive Übersetzungsgetriebe für die Zapfwelle.
(Bildquelle: Steele, Peterson)