Der eine geht, der andere kommt: Während die Produktion des MB trac 1991 eingestellt wurde, steckte der Fastrac 1992 noch in den Kinderschuhen — er hält sich bis heute.
Wer in dem Fastrac von JCB nur einen schnellen Transportschlepper sieht, der tut dem Schlepper unrecht. Mit Rahmenbauweise, vorne liegendem Motor, mittiger Kabine, hinterem Aufbauraum und gleichgroßen Rädern gleicht das Konzept des Fastrac dem MB-trac aufs Haar.
Drei wesentliche Merkmale unterscheiden den Fastrac allerdings vom MB-trac: der neue Trac läuft bis zu 80 km/h schnell; und sein Fahrwerk ist so konstruiert, dass die Hinterachse das Gewicht des Anbaugerätes trägt, ohne den Fahrzeugrahmen zu belasten. Und die hydropneumatische Niveauregulierung stellt sicher, dass sich der Fahrzeugrahmen unabhängig von der Last stets im gleichen Abstand zur Hinterachse befindet.
Wie JCB den Fastrac im deutschen Marktangebot einordnet, wird an den Plänen des englischen Herstellers deutlich:
• Für den deutschen Markt gründete JCB bei der deutschen Baumaschinentochter in Köln-Porz eine eigene Abteilung Agrartechnik, die ein Vertriebsnetz aufbaut (siehe Kasten) und den Fastrac an die speziellen deutschen Bedürfnisse anpasst.
• Zwei Typen sollen ab April in Deutschland verkauft werden, der Fastrac 130 turbo mit 96 kW/130 PS und der Fastrac 150 turbo mit 110 kW/150PS.
• Die Schlepper werden in diesem Jahr nur für die Landwirtschaft angeboten, die technische Ausstattung wird vom Hubwerk (EHR) bis zu den Achsen (vorne und hinten zu 100 % sperrbar) vollständig darauf abgestimmt. Fünf verschiedene Bereifungsmöglichkeiten erlauben die Anpassung an den hauptsächlichen Ackereinsatz ebenso wie für den überwiegenden Straßentransport.
• JCB wird den Fastrac in Deutschland mit 3 verschiedenen Geschwindigkeiten anbieten:
- 80 km/h für den überwiegenden Einsatz bei Transportarbeiten.
- 40 km/h für den "normalen" landwirtschaftlichen Betrieb.
- 65 km/h als Zwischengröße, mit der trotz reduzierter Geschwindigkeit auch noch auf der Autobahn (Mindestgeschwindigkeit 60 km/h) gefahren werden darf.
Doch nun von der Theorie zur Praxis. Wir haben mit einer Vorserienmaschine des JCB 145 vor Kreiselegge (3 m) und Pflug (5scharig) gearbeitet und Transportfahrten durchgeführt (29 t Anhängelast). Unser Schlepper lief 80 km/h und hatte mit 114 kW/155 PS eine Motorleistung, die etwas über dem Serienstand dieses Typs (110 kW/150 PS) liegt. Die ersten Eindrücke von dem Schlepper waren insgesamt recht positiv.
Der Fastrac macht "in Stahl und Eisen" einen soliden Eindruck, die Verarbeitung der Maschine ist ordentlich. Der Aufstieg ist etwas steil, in der Kabine fühlt man sich recht schnell zuhause. Die Sicht ist vor allem nach vorn dank der halbrund gezogenen Frontscheibe und der leicht abgeschrägten Motorhaube deutlich besser als beim MB-trac, die Kabine ist geräumig.
Mit den Hebeln und Pedalen für die Bedienung findet man sich schnell zurecht. Wie der MB-trac hat der Fastrac auch nur ein Bremspedal, die Gruppenschaltung (drei Vorwärtsgruppen L, M und H sowie eine Rückwärtsgruppe) und die Gangschaltung (Gänge 1 bis 6) sind synchronisiert, die Hebel sind rechts vom Sitz gut erreichbar. Das Bedienungspult für die EHR (Bosch) und die elektrohydraulische Schaltung für Allrad, Differentialsperre und Zapfwellen befinden sich rechts auf einer Konsole anstelle eines Kotflügels. Die Steuergeräte (serienmäßig 4 doppeltwirkende) sind rechts vom Sitz angeordnet. Der Beifahrersitz links neben dem Fahrersitz ist ähnlich groß und bequem wie der Fahrersitz.
Dass beide Sitze ungefedert sind, überrascht zunächst, stellt sich aber schnell als unproblematisch heraus. Denn der Fastrac 145 ist so gut gefedert, dass er auch bei 80 km/h mit einem schweren Fünfscharpflug im Heck ruhig wie ein Brett auf der Straße liegt, das Fahrwerk schluckt alle Stöße. Das erreichte JCB durch eine besondere Konstruktion des Fahrzeugrahmens:
Die Vorderachse ist wie beim MB-trac gefedert, die Hinterachse ist jedoch starr. Sie trägt das - starr angebaute - Hubwerk und ist mit dem Fahrzeugrahmen über einen oberen V-Träger und zwei unteren Längsträgern beweglich verbunden. Zwei hydraulisch wirkende Federbeine mit Stickstoffdämpfern an den Längsträgern federn Stöße der Hinterachse zum Rahmen ab.
Der Effekt dieser Konstruktion ist wie gesagt eine fast verblüffend gute Federung, die auf der Straße und auf dem Acker kaum Schläge vom Anbaugerät auf den Schlepper überträgt und die ungefederten Sitze schnell vergessen lässt. Doch der Fastrac soll nicht nur ruhig fahren, er soll auch bequem zu fahren sein und bei schweren Zugarbeiten "seinen Mann stehen". Wir waren deshalb gespannt, wie sich der Schlepper bei der Arbeit und unter Last verhält.
Auf dem Weg zum Acker konnten wir schon drei Dinge feststellen, die sich auch bei längerem Einsatz betätigten:
1. Die Wendigkeit des Fastrac ist nicht besser als beim MB-trac und schlechter als bei manchen Standardschleppern. Das ist konstruktiv bedingt und wegen der vergleichsweise großen Vorderräder (495/70 R 24, von Michelin und Goodyear eigens für die 80 km/h Version des Fastrac entwickelte AS-Reifen) auch nicht zu ändern.
2. Die Schaltbarkeit des Getriebes ist trotz relativ kurzer Schaltgassen gut. Weil das Getriebe mit 18 Vorwärtsgängen den Bereich von 1,7 bis 80 km/h abdecken muss, sind die Gangsprünge im oberen Geschwindigkeitsbereich jedoch recht groß.
3. Der Motor des Fastrac, ein Perkins-Sechszylinder der neuen Baureihe 1000.6 mit Viskolüfter und Bosch-Einspritzpumpe, dreht mit einer Nenndrehzahl von 2600 Umdrehungen relativ schnell. Weil das maximale Drehmoment bei 1 600 Umdrehungen liegt (20 % Drehmomentanstieg), ist der Drehzahlabfall mit 38 % recht hoch. In den großen Gängen braucht der Fastrac auf der Straße entsprechend lange, um seine Endgeschwindigkeit zu erreichen (vor allem bei Transportfahrten mit schwerer Last).
Mit der 3-m-Kreiselegge hatte der 155-PS-Schlepper keine Probleme, der fünfscharige Drehpflug brachte den Fastrac auf dem nassen Boden schon eher an seine Grenzen. Dennoch wurde er bei gesperrten Achsen gut mit dem Pflug fertig und ließ auch beim Wenden mit dem gut 2 Tonnen schweren Pflug im Heck dank seiner Gewichtsverteilung (leer vorne 53 %, hinten 47 %) keine Unsicherheit erkennen.
Wer den Fastrac vorwiegend für Ackerarbeiten einsetzen will, wird dennoch vor allem im Getriebe noch Verbesserungsmöglichkeiten entdecken. So liegen im Hauptarbeitsbereich zwischen 4 und 12 km/h nur 6 Gänge (80 km/h) bzw. 7 Gänge (40 und 65 km/h), für die nächsthöhere Geschwindigkeit muss in jedem Gang die Gangschaltung und die Gruppenschaltung gewechselt werden, eine Wendeschaltung oder/und eine Lastschaltung bietet der Fastrac nicht. Vor allem in der 40-km/h-Version ist die Gangabstufung mit 5 Gängen unter 4 km/h und 6 Transportgängen sowie 3 Gangpaaren mit nahezu gleicher Geschwindigkeit etwas unglücklich.
Die elektrohydraulischen Schaltungen im Fastrac sind logisch und bequem bedienbar. Wir hätten uns allerdings noch eine teilautomatische Schaltung beispielsweise der Differential-Sperren am Vorgewende gewünscht, zumal der Fastrac seine Zugkraft nur mit gesperrten Achsen vernünftig überträgt. Die Zapfwellen vorne und hinten sind von 540 auf 1000 Umdrehungen umstellbar, allerdings nur gleichzeitig: vorne 540 und hinten 1 000 Umdrehungen geht nicht. Dafür wird der Fastrac in Deutschland jedoch einen eigenen Antrieb für die Frontzapfwelle haben, die dann separat schaltbar ist und die volle Leistung übertragen kann (in England sind maximal 90 kW übertragbar).
Der Aufbauraum im Heck des Fastrac wird in der Serie Anbaupunkte für den Aufbau von MB-trac-Geräten erhalten, hier war unser Schlepper noch nicht fertig ausgestattet. Eine Rückfahreinrichtung gibt es für den Fastrac nicht, weil der Schlepper als Schnelläufer eine Servolenkung mit mechanischem Lenkgetriebe haben muss. Die Bereifungsvarianten für den Fastrac sind gut:
480/70 R 30 (Pirelli TM 700 oder Goodyear) für die 40-km/h-Version
600/55-305 (Trelleborg) als Ganzjahres-Breitreifen mit Hochstollenprofil für die 65-km/h-Version
495/70 R 24 (Michelin oder Goodyear) mit AS-Profil für die 80-km/h-Version
11.2 R 42 (Continental) als Pflegereifen
Das Gewicht des Fastrac 145 turbo ist gut: mit einem Einsatzgewicht von etwa 6000 kg erreicht der Schlepper ein Leistungsgewicht von 56 kg/kW, auch der kleinere Typ 130 turbo liegt mit 65 kg/kW noch im Mittelfeld. Bei 9000 kg Gesamtgewicht sind 3 Tonnen Nutzlast nicht überragend, für die meisten Einsätze jedoch ausreichend.
Motor und Kupplung: Perkins 1000.6 Phaser, Sechszylinder-Motor mit Turbolader, Bosch-Einspritzpumpe, 107 kW/145 PS bei 2 600 Umdrehungen, maximales Drehmoment 516 Nm bei 1600 Umdrehungen, 20% Drehmomentanstieg, 38,5% Drehzahlabfall. Pneumatisch unterstützte trockene Einscheibenkupplung mit 350 mm Durchmesser.
Getriebe und Zapfwellen: 18/6 Gänge, synchronisierte Gruppenschaltung mit 3 Vorwärts- und einer Rückwärtsgruppe (JCB), synchronisierte Gangschaltung mit 6 Gängen (Eaton). Zapfwellen vorne und hinten mit Drehzahl 540 (bei 1 894 Umdrehungen) und 1 000 (bei 2 498 Umdrehungen), elektrohydraulisch schaltbar. 40, 65 oder 80 km/h.
Achsen und Fahrwerk: Gefederte Vorderachse mit elektrohydraulisch schaltbarem Allradantrieb und No-Spin-Selbstsperrdifferential mit 100% Sperrwirkung, Hinterachse mit Hubwerk starr und über hydraulische Federbeine mit dem Fahrzeugrahmen verbunden, elektrohydraulisch zuschaltbare Klauendifferentialsperre mit 100% Sperrwirkung. Außenliegende Scheibenbremsen, druckluftbetätigt, Ein- und Zweileitungsdruckluftbremse für Anhänger (Wabco).
Hubwerk und Hydraulik: Heckkraftheber von Walterscheid, Kategorie III, 6500 daN Hubkraft, Frontkraftheber von JCB, Kategorie II, 3 000 daN Hubkraft, EHR (Bosch). Pumpenleistung der Hydraulik 60 l/min bei 210 bar, 40 I entnehmbar für externe Verbraucher. 4 dw-Steuerventile, drucklose Rücklaufleitung vorne und hinten.
Kabine: 2 Türen, vollwertiger Beifahrersitz, Klimaanlage, Wärmeschutzglas, Kabinenboden für Reparaturarbeiten herausnehmbar (Kabine nicht kippbar).
Preis: Endgültige Preise stehen noch nicht fest, der Vertrieb des Fastrac soll in Deutschland im Frühjahr beginnen.
Das bleibt festzuhalten: der JCB Fastrac 145 turbo (in Serie 150 turbo mit 110 kW/150 PS) ist bis hin zur serienmäßigen Klimaanlage ein recht komfortabel ausgestatteter Schlepper, der im praktischen Einsatz gut zu handhaben ist. Dank einer ausgezeichneten Fahrzeugfederung hat der Fastrac besondere Stärken im Transportbereich, bei der Arbeit auf dem Acker und im Grünland ist die Gangabstufung noch zu verbessern, eine Lastschaltung und eine Wendeschaltung fehlen ebenso wie ein intelligentes Antriebsstrang-Management (teilautomatische Schaltung von Allrad und Differentialsperren).
Bei einem zulässigem Gesamtgewicht von 9000 kg und 65 oder 80 km/h Endgeschwindigkeit ist für den Fastrac der Führerschein Klasse II erforderlich, Schnellläufer-Anhänger über 25 km/h müssen jährlich zum TÜV und bei mehr als 9 t zulässigem Gesamtgewicht alle 6 Monate zur Bremsen-Sonderuntersuchung. Das sind zusätzliche Kosten, die bei einer Kaufentscheidung berücksichtigt werden müssen. Zumal der Schlepper trotz seiner umfangreichen Serienausstattung (Frontkraftheber und -zapfwelle, Bosch-EHR, Klimaanlage) nicht billig ist: JCB gibt für die 40-km/h-Variante des Fastrac 150 turbo einen Preis von 150000 DM an, mit 80 km/h soll der Schlepper 155 000 Mark kosten, die 65-km/h-Variante ist aufgrund der teuren Breitreifen weitere 8 000 DM teurer (Preise als Anhaltspunkte, jeweils ohne Mehrwertsteuer).
Das deutsche Vertriebsnetz von JCB
Als Hersteller von Baumaschinen unterhält JCB in Deutschland in Köln eine entsprechende Niederlassung. Hier ist seit dem vergangenen Jahr die Abteilung Agrartechnik tätig, die den Vertrieb des Fastrac in der deutschen Landwirtschaft aufbaut.
Dazu wurde die neue Bundesrepublik in vier Regionen Nord, Mitte, Süd und Osten unterteilt. Insgesamt 25 Landmaschinenhändler wurden als "Generalvertreter" für den Fastrac gewonnen, sie bauen in ihrer jeweiligen Region ein Servicenetz mit weiteren Händlern auf.
1992 will sich JCB ausschließlich auf den landwirtschaftlichen Bereich konzentrieren, spezielle Kommunalmaschinen soll es von dem Fastrac in diesem Jahr nicht geben. JCB schätzt den landwirtschaftlichen Markt so ein, dass mehr als die Hälfte der verkauften Schlepper mit 40 km/h Endgeschwindigkeit ausgeliefert werden.