Traktoren-Methusalem des Monats Mai: 113 Jahre und kein bisschen müde

Mit dem Namen Bergmann verbindet man in der Landtechnik normalerweise die Maschinenfabrik in Goldenstedt (Niedersachsen). Doch gab es da noch den Erfinder und Unternehmer Theodor Bergmann aus Gaggenau (Baden), der bereits Anfang des vorigen Jahrhunderts einen der ersten deutschen Traktoren als Prototyp baute. Der Vierzylindermotor mit 30 PS aus 6,8 Liter Hubraum stammt von Benz. Gestartet wird dieser von Hand mit Benzin und anschließend auf Petroleum umgestellt. Das Getriebe hat drei Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang. Eine Kette überträgt die Kraft auf die Hinterachse. Der Traktor verfügt über eine Anhängekupplung und einen Riemenantrieb. Wahrscheinlich gab es auch ein Anbaumähwerk, das aber nicht mehr vorhanden ist. Fachleute datierten das Baujahr des Traktors auf 1906. Bergmann selbst hat seine Fahrzeugfabrik, in der er seit 1895 Pkw gebaut hat, 1910 an Benz & Cie. verkauft. Offensichtlich blieb es bei dem einen Traktor-Prototypen, der seiner Zeit weit voraus war. Vor allem gab es keine passenden Ackergeräte, und mit den schmalen, feinstolligen Reifen war der Einsatz auf losem Untergrund schwierig. Dieser Bergmann mit 30 PS aus Gaggenau ist mit 113 Jahren einer der ältesten Traktoren Deutschlands. Das Bild stammt von 1990. Foto: Unimog-Museum Gaggenau Über den Verbleib nach 1906 ist nichts bekannt. Erst Anfang 1988 entdeckte ein Oldtimerfreund den Schatz in einem Heuschober in der Nähe von Rosenheim (Bayern) — und zwar unversehrt! Später kaufte es ein anderer Sammler. In den Jahren 2011 bis 2012 war der Bergmann im Unimog-Museum in Gaggenau ausgestellt. Seit kurzem hat der Traktor-Methusalem seinen Platz im neuen Traktormuseum Bodensee in 88690 Gebhardsweiler (bulldog-museum.de).